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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
Autoren: Felicitas Mayall
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Olivenbäumen Beete von rosa und blauen Frühlingsanemonen auf. Knapp darüber zitterte das Spinnennetz der rot-weißen Plastikbänder im Wind, das von den forensischen Technikern kreuz und quer durch den Park gespannt worden war.

    Es wurde ein langer Prozessionsweg, talwärts. Ab und zu streiften Zweige ihre Gesichter. Endlich mussten sie über eine Trockenmauer aus Feldsteinen klettern, die den Park von den Feldern abgrenzte. Dann stauten sich die Polizisten, und Guerrini bahnte sich seinen Weg nach vorn. Plötzlich war es sehr hell, man hatte Lampen aufgestellt, die alle auf dieses eine dunkle Etwas gerichtet waren, das neben einem Erdhügel und einer flachen Kuhle lag. Das Etwas bestand aus einem länglichen schwarzen Müllsack. Offensichtlich hatten die Kollegen auf Guerrini gewartet, denn der Sack war noch verschlossen und unversehrt.
    «Wo ist Dottor Salvia?», fragte Guerrini und schaute sich suchend nach dem Gerichtsmediziner um. «Salvia sollte dabei sein, wenn wir den Sack aufmachen.»
    «Er ist verhindert. Wir müssen das hier ohne Polizeiärzte machen. Sie sind alle verhindert. Mi dispiace, Commissario.»
    Guerrini glaubte den Kollegen nicht zu kennen, der hinter einem der Scheinwerfer stand. Schützend hob er eine Hand vor die Augen, erkennen konnte er trotzdem nichts.
    «Alle verhindert?»
    «Alle.»
    «Wird ja immer besser.»
    «Was machen wir jetzt?», fragte der Unsichtbare.
    «Wir schauen nach, ob wirklich eine Leiche in diesem Sack ist, was sonst.»
    «Wie Sie meinen, Commissario.»
    Guerrini drehte sich zu Tommasini um, der direkt hinter ihm stand. «Wer, zum Teufel, ist das?», flüsterte er.
    «Das ist Ingegnere Mauretano, Raul. Der ist neu bei den Technikern. Ich wollte Ihnen das schon längst sagen, Commissario. Ich hab’s vergessen. Mi dispiace.»
    «Schon gut», murmelte Guerrini. Seit seiner Rückkehr aus dem Krankenstand hatte er das Gefühl, als entgleite ihm die Kontrolle viel leichter als jemals zuvor. Erstaunlich, wie schnell die Welt sich veränderte, wenn man für ein paar Wochen oder Monate den Anschluss verpasste. Er war ziemlich sicher, dass sein Stellvertreter Lana bereits mehrfach auf seinem Sessel in der Questura Probe gesessen hatte. Die Enttäuschung über Guerrinis Rückkehr war ihm überdeutlich anzusehen gewesen.
    Es spielte keine Rolle. Jetzt war er wieder da, im Zentrum des Geschehens, und sah zu, wie zwei Kollegen in Schutzanzügen vorsichtig den schwarzen Müllsack aufschlitzten. Guerrini wünschte von Herzen, dass einfach nur Müll zum Vorschein kommen würde, was in diesem Land mit seinen permanenten Abfallproblemen keine Überraschung wäre.
    Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung.
    Die Kollegen schälten einen menschlichen Körper aus dem Plastiksack – männlich, bekleidet und ziemlich frisch.
    «Der liegt noch nicht lange da», sagte einer der beiden Männer in Schutzanzügen. «Höchstens ein paar Stunden, würde ich schätzen. Außerdem ist er noch nicht lange tot.»
    Guerrini ging in die Hocke und betrachtete den Toten. Er lag auf dem Rücken, die Arme steif am Körper, als würde er strammstehen. Die Füße waren zusammengebunden, vermutlich war es so leichter gewesen, ihn zu verpacken. Das Gesicht zeigte leichte Verfärbungen. Leichenflecken, wahrscheinlich hatte er eine Weile auf dem Gesicht gelegen. Irgendwer, vielleicht sein Mörder, hatte seine Augenlider zugedrückt. Der Mann war mittleren Alters, vermutlich zwischen fünfzig und sechzig, ein Typ wie Paolo Massimo. Guter Haarschnitt, allerdings brünett, kaum grau. Vielleicht gefärbt. Grauer Pullover, möglicherweise Kaschmir, schwarze Jeans, feine Lederstiefel. Aber mit dem Pullover war irgendetwas passiert, er zeigte dunkle Flecken, und auch die Jeans waren nicht besonders sauber.
    Der Edle im Müllsack! Guter Titel für ein modernes Theaterstück, irgendwas von Dario Fo, dachte Guerrini.
    Er zog Schutzhandschuhe aus seiner Jackentasche, streifte sie über und untersuchte die Hosentaschen des Toten. Sie waren leer. Er hatte nichts anderes erwartet.
    «Sorg du für den Abtransport der Leiche, wenn die Spurensicherung fertig ist.» Guerrini sah zu Tommasini auf, der neben ihm stand. «Und bring Salvia auf Trab. Nehmt auch den Wagen von Massimo mit. Die Techniker sollen ihn sich ganz genau ansehen. Aber wartet noch ein bisschen. Wollen doch mal hören, was der Bankdirektor zu dieser Leiche sagen wird.»
    Tommasini nickte, presste die Lippen zusammen und betastete den schütteren Haarwuchs über seiner
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