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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger
Autoren: Randall Bill
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Ansicht, wir sollten uns vergewissern, dass sich Kif nicht übernommen hat.«
    Petr sah keinen Vorwurf in Jesups Augen, doch seine Worte erinnerten ihn unangenehm an ihr Gespräch vom Vortag. War das wieder eine versteckte Anschuldigung? Bei Jesup konnte man sich dessen nie sicher sein.
    »ObKhan Kalasa, wir sind so weit«, unterbrach eine Stimme.
    Petr wandte sich zu Kif um, und nicht zum ersten Mal fiel ihm auf, wie hager dieser Mann war. Alle Seefüchse, die den größten Teil ihres Lebens unter fast schwerelosen Bedingungen zubrachten, neigten zu zierlicher Statur und hagerem Körperbau. Nur das Zuchtprogramm des Clans half ihnen, dem Abbau an Körpermasse entgegenzusteuern, der in dieser Umwelt natürlich war. Bei Kif aber schien ein Extrem erreicht. Man fürchtete unwillkürlich, der Mann würde verschwinden, wenn er sich zur Seite drehte.
    Petr nickte. »Dann lass mal sehen.«
    Ohne auf eine Einladung zu warten, begleitete Jesup Petr und Kif hinüber zu den wuselnden Wissenschaftlern und ihren Apparaten.
    Eine Phalanx aus Computermonitoren und anderen Geräten formte ein rundes Bollwerk um einen zentralen Hologrammtisch, während mehrere Großbildprojektoren Außenaufnahmen des Weltraums zeigten. Mindestens vierzig Personen waren in weißen Kitteln an verschiedenen Konsolen damit beschäftigt, Informationen einzugeben und zu überwachen. Petr war fasziniert, auch wenn ihm klar war, dass er kaum etwas von dem verstand, was hier ablief.
    Jedem das Seine. Jedem seine Methode, dem Clan zu dienen.
    Vorsichtig stiegen sie über offenbar kilometerlange Stränge aus vielfarbigen Leitungen zwischen all den Computern und Apparaturen und bogen um geschäftige Wissenschaftler und Tische, die mit Geräten beladen waren, bis sie das vergleichsweise ruhige Auge des Sturms am Hologrammtisch erreichten.
    »Wie Sie wissen, mein obKhan«, setzte Kif ohne Vorrede an, »hat es bereits zahlreiche Versuche ge-geben, unter mobilen, großflächigen Bedingungen künstliche Schwerkraft zu erzeugen, und bis heute sind sie alle gescheitert. Sie waren einer jahrhundertealten Technologie zu sehr verhaftet: drastische Vergrößerung der Gravdecks, Rotieren des gesamten Schiffes, Andocken der Landungsschiffe an einen sich drehenden Kragen und so weiter. Sie alle sind gescheitert und werden auch weiterhin scheitern, weil sie sich auf überkommene Methoden stützen, statt die Paradigmen zu ändern, unter denen wir arbeiten.«
    Jesup und Petr tauschten ein kurzes heimliches Lächeln über den selbstgefälligen Ton Kifs und die offensichtliche Spitze gegen die Arbeit seiner Kollegin Jonnic aus.
    »Bitte richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die zentrale Anzeige, und ich werde Ihnen erklären, was Sie jetzt sehen können.« Kif deutete mit einer großzügigen Handbewegung auf die Hologrammanzeige, die mit bemerkenswerter Detailgenauigkeit ein Sprungschiff der Invasor-Klasse zeigte. »Ich hatte meine Erleuchtung vor fast drei Jahren, bei der Modernisierung der Gleiter durch die Leere in der Orbitalwerft über Tukayyid. Dort beobachtete ich die Herstellung eines Karbonpolymerkompositkabels als Teil eines Versuches, ein Kabel herzustellen, das für den Bau eines Weltraumaufzugs geeignet wäre. Zwar scheitern die entsprechenden Bemühungen noch immer, doch überlegte ich mir, dass die Zugfestigkeit im Verhältnis zur Kabeldicke und der benötigten
    Länge zum Erreichen einer Normschwerkraft gestatten würde, eine Serie von Volten für Landungsschiffe herzustellen, sofern es möglich ist, sie in den erforderlichen Parametern zu drehen.«
    Petr kämpfte dagegen an, doch bei der monotonen Stimme des Wissenschaftlers begannen seine Gedanken zu wandern. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Anzeige und darauf, sich an die Informationen zu erinnern, die er den schriftlichen Arbeitsberichten entnommen hatte.
    Die Grundherausforderung bestand darin, die Notwendigkeit einer künstlichen Normschwerkraft zu erkennen. Auch wenn Millionen Seefuchs-Clanner den größten Teil ihres Lebens nahezu schwerelos verbrachten, lebte eine ausreichend große Anzahl auf den von den Seefüchsen kontrollierten Welten der Inneren Sphäre, da großzügig bemessene, bewegliche Bereiche mit simulierter Schwerkraft zu deren Ausbildung erforderlich waren. Allerdings hatten technologische und konstruktionstechnische Grenzen der Verwirklichung dieses Zieles bisher im Weg gestanden.
    Bis heute - zumindest behauptete dies Kif.
    Der Invasor, der vor ihnen über dem Tisch hing,
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