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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger
Autoren: Randall Bill
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exakten Koordinaten der Flugroute im Bilde, an der entlang sich Aimag Delta in den nächsten Wochen bewegen würde.)
    »Pol hat es noch nie an Initiative oder Leistung fehlen lassen. Ich habe keinen Zweifel, dass wir bis zum Ende der Woche wissen, was geschehen ist.« Leicht verlagerte er das Gewicht, und die Farbe seines dunkelblauen Overalls schimmerte wie sanft bewegtes Wasser im Mondlicht.
    »Trotzdem ... Diese Verzögerung hat mir Gelegenheit zum Nachdenken gegeben.« Er sah seinen Adjutanten abwartend an, in Erwartung des üblichen bissigen Kommentars. Seine smaragdgrünen Augen ähnelten kalten Eissplittern.
    »Aimag Beta?«
    »Was sonst?« Der Mann musste ernsthaft verletzt sein, da er auf seinen gewohnten Sarkasmus verzichtete. Er sollte herausfinden, wer im Kreis der Gleichen einem Sieg über Jesup so nahe gekommen war.
    »Deine Besessenheit obKhan Sha Clarke gegenüber wird dich noch einmal umbringen.«
    »Natürlich wird sie das. Aber vorher bringe ich ihn um.«
    »Wirklich?«, spottete Jesup.
    Petr lachte laut auf. »Du hast Recht. Ich habe oft genug festgestellt, dass der Tod zu gut für diesen Surat ist. Es genügt völlig, ihm das Geschäft, das ihn zu einer Legende machen würde, unter der Nase wegzuschnappen; es hätte ihm einen Platz in der >Erinne-rung< garantiert. Dann ist meine Arbeit getan und ich kann in Frieden ruhen. Mein Genmaterial wird sich als überlegen erwiesen haben und eine neue Linie Seefüchse zeugen.«
    Jesups Lachen hallte laut durch den Korridor. »Deine Bescheidenheit überwältigt mich immer wieder von Neuem.«
    Das ist der Sarkasmus, den ich von ihm gewohnt bin. Petr stieß sich von der Wand ab und trat zurück an den Schreibtisch. Noch immer widersetzte er sich dem heimtückischen Lockruf des Datenwürfels. »Bescheidenheit ist eine Erfindung der Schwachen, um ihr Selbstwertgefühl zu schonen, wenn sie versagen.«
    Jesup breitete die Arme aus. »Und du, mein obKhan, bist alles andere als schwach, frapos?«
    Darauf war Schweigen die einzige passende Antwort.
    Jesup beleidigte jeden. Es gab Momente, in denen Petr glaubte, sein Adjutant beleidige einfach alle, denen er begegnete, und zwar nur, damit sie ihm Gelegenheit gaben, sie mit brutalen Schlägen auf ihren Platz zu verweisen. Eines Tages aber würde Petr selbst im Kreis der Gleichen gegen ihn antreten, und dann würde Jesup lernen, dass es sehr wohl Grenzen gab.
    Aber wie immer ... nicht heute.
    »Dir ist klar, dass er uns zuvorkommen will?«
    »Er wird es versuchen, mein obKhan. So wie dir geht es ihm nur um das Beste für seinen Aimag. Alles zum größeren Wohl des Clans, frapos?«
    Petrs Augen loderten vor Hass. »Neg. Du weißt so gut wie ich, dass er ein Parasit ist, der sich als obKhan Aimag Betas ausgibt. Das Spina-Khanat könnte froh sein, ihn loszuwerden.«
    »Tatsächlich? Hat er seinem Aimag nicht großen Ruhm und Ehre gebracht? Und damit auch dem Clan Seefuchs?«
    »Legst du es darauf an, mich zu provozieren? Du scheinst mir nicht in der Verfassung, eine Herausforderung anzunehmen.« Seine Wut war stärker als die Entscheidung, Jesups Selbstachtung zu respektieren. Petr dachte nicht daran, die Schmerzen seines Gegenübers und die Beinahe-Niederlage, auf die sie hindeuteten, länger zu ignorieren.
    Jesups Augen weiteten sich, Petr bemerkte jedoch hinter dem Ausdruck der Überraschung auf den Zügen seines Adjutanten noch etwas anderes. »Niemals, mein obKhan, würde ich es wagen, deine erhabene Person herauszufordern. Meine Niederlage wäre gewiss, denn hast du jemals ein Duell verloren?«
    Wut entbrannte in Petrs Brust. Ein Orkan von Gefühlen hämmerte auf seine eiserne Selbstbeherrschung ein. Die Erinnerungen, die Jesups Andeutung geweckt hatte, schnürten ihm den Hals zu. Er ballte die Fäuste und trat einen halben Schritt auf ihn zu. »Ich werde keine derartigen Erinnerungen an meine
    Fehlschläge gestatten.« Jeder einzelne Fehlschlag hatte sich in seine Seele gebrannt und trieb ihn durch seinen Schmerz zu noch größerer Vollkommenheit an. Besonders einer, dessen Verbindung mit Sha er geflissentlich ignorierte.
    »Erinnerungen woran, herrlicher obKhan? Wie es scheint, habe ich sogar vergessen, wie man kämpft. Wie könnte ich mich an irgendetwas anderes erinnern, als an deine glorreichen Erfolge für unseren Aimag?«
    Obwohl Petr eine seltsame Note in Jesups Antwort geradezu schmecken konnte, wirkten dessen Tonfall, das Schulterzucken und die leichte Neigung des Kopfes ihre übliche Magie, löschten die
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