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Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis
Autoren: Tanja Rauch
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halten. Ich wollte den beiden über Tamaras Verschwinden und meinen Verdacht berichten, doch meine Zunge wurde taub und ich brachte kein Wort mehr heraus. Andrews Stimme klang, als stünde er meilenweit weg und ich verstand nicht, was er zu mir sagte. Seine Lippen bewegten sich, doch sein Gesicht verschwamm immer mehr und schließlich sackte ich zu Boden.

    ***

Als ich wieder zu mir kam, brannte meine Kehle wie Feuer und mein Körper fühlte sich immer noch taub an. Ich konnte nichts erkennen, alles um mich herum schien wie von einem Schleier eingehüllt zu sein.

Zischend sog ich Luft in meine Lungen und langsam wurde mein Blick klarer. Ich starrte auf die Lampe über mir, die mir direkt in die Augen strahlte und kniff die Lider zusammen.
Zweimal betäubt in zwei Tagen! Das war mein persönlicher Rekord. Ich setzte mich auf und sah mich um. Der Raum in dem ich mich befand, war karg und steril eingerichtet. Außer einer Matratze auf dem Boden und einer Lampe an der Decke gab es nämlich nichts. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Panzerglasscheibe mit Spiegelfolie, durch die sie mich jetzt sicher beobachteten. Wahrscheinlich erwarteten sie, dass ich zähnefletschend gegen die Scheibe springen und mit wüsten Beschimpfungen und Drohungen wie ein Irrer in diesem Raum herumhüpfen würde. Doch ich blieb ruhig auf meiner Matratze sitzen und wartete.

Ich dachte an Tamara und da loderte die Verzweiflung wieder in mir auf. War sie überhaupt noch am Leben?
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon in diesen Raum gesperrt war und wie lange sie mich hier wohl weiter schmoren lassen würden.
Was würden sie mit mir machen?
Immerhin hatte ich seit über fünf Jahren ein striktes Einreiseverbot und die Strafe, die mich wahrscheinlich erwartete, war von Benjamin eindeutig formuliert worden. Sie würden mich töten, sollte ich je wieder hier aufkreuzen. Hätte ich sicher gewusst, dass Tamara tot war, hätte ich mich einfach meinem Schicksal ergeben. Doch der winzige Funke von Hoffnung, ließ mich langsam die Fassung verlieren. Von hier drin konnte ich absolut nichts ausrichten.

In diesem Moment wurde von außen das Türschloss aufgesperrt. Mein Herz schlug unwillkürlich schneller. Ich spannte meine Muskeln an und blickte zur Tür. Wenn ich schon sterben sollte, dann sicher nicht kampflos. Ich presste mich an die Wand und duckte mich zum Sprung.

Max erschien in der Tür. Er blickte in mein angespanntes Gesicht und hob beschwichtigend die Hände. Ich war nervös, denn mit Max hatte ich nicht gerechnet. Sollte das ein Trick sein, um mich zu verwirren?
"Hallo Julian. Andrew hat mich gebeten her zu kommen. Ich habe gehört, dass Tamara verschwunden ist?" Max´ Stimme klang ruhig und sachlich, wie immer.
Ich schluckte und nickte. "Ja, aber ich erinnere mich nur noch vage. Wir befanden uns in Spanien und waren gerade auf dem Rückweg ins Hotel, als plötzlich Jemand vor uns auftauchte...und ab da weiß ich rein gar nichts mehr."
Von meiner Vermutung erzählte ich ihm jedoch vorerst nichts.

Mein Herz setzte einen Takt lang aus, als Caroline plötzlich hinter Max auftauchte und mich ansah. Ich hatte verdrängt, wie sehr sie Tamara ähnelte.
"Hallo Julian" Caroline lächelte zurückhaltend.
Ich war unfähig, mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Zum Glück holte Max mich sofort in die Realität zurück.
"Hast du irgendeine Ahnung, wer dahinter stecken könnte?"
Mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.
"Damian", knurrte ich durch meine zusammengebissenen Zähne.
Max horchte auf und sein Gesicht veränderte sich schlagartig. Er blickte mich mit einer Mischung aus Schmerz und Entsetzen an. "Wie kommst du darauf, das ausgerechnet er..." Er beendete seinen Satz nicht, seine Stimme war nur ein Flüstern.
"Weil ich nicht wüsste, wer Tamara sonst entführen würde und weil er bei ihr einen Nutzen sehen könnte.", erwiderte ich gequält und spielte auf ihre besondere Gabe an. Ich sank auf meine Knie, teils weil ich plötzlich fürchterlichen Hunger hatte (so eine große Dosis Gift in kurzer Zeit laugt einen extrem aus) und teils, weil ich nicht einmal daran denken wollte, was Damian Tamara womöglich angetan hatte.

Andrew betrat den Raum, kam auf mich zu und hielt mir wortlos ein großes Glas Tierblut unter die Nase.
"Hier", sagte er nur und wandte sich dann Max zu. "Es gibt Neuigkeiten."
Ich hob den Kopf und sah ihn flehend an. Es schien, als würde er einen kurzen Moment mit sich ringen, doch dann nickte er und fuhr
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