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Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis
Autoren: Tanja Rauch
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einen Schubs nach vorn und ich taumelte aus dem Aufzug. Keiner der beiden sprach etwas, als wir den langen Flur entlang gingen. Wir liefen an einem Raum vorbei, der aussah wie ein Wohnzimmer. Der Nächste war wie ein Esszimmer eingerichtet, doch das diente wahrscheinlich nur dem Schein.
Von weitem sah ich schon die dunkle Flügeltür aus Eichenholz, die so gar nicht zu dem Rest des Hauses passte. Als wir davor zu stehen kamen, öffnete Randall beide Türen, die sich mit einem dumpfen Knarren zur Seite bewegten und bedeutete mir mit einem Kopfnicken, dass ich eintreten sollte.

Ohne Gegenwehr ergab ich mich meinem Schicksal und trat über die Schwelle. Hinter mir wurde die Tür geschlossen und als ich mich umsah, waren Mathilda und Randall verschwunden. Ich wandte den Kopf nach vorne und blickte in ein Augenpaar, das so grün strahlte, dass es fast weh tat, hinzusehen.

Der Fremde trat einen Schritt zurück und musterte mich lange und mit bohrendem Blick.
Ich wagte es kaum zu atmen und senkte den Blick, denn die Art, wie er mich betrachtete, hatte etwas enorm Beängstigendes.
"Hallo Tamara! Ich freue mich, dass wir uns nun endlich persönlich kennenlernen." Seine Stimme klang samtig und tief, ohne jeden Misston und doch jagte sie mir kalte Schauer über den Rücken.
"Und Sie sind?", fragte ich zögernd.
"Oh ja, natürlich! Wie unhöflich von mir. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass man mich kennt - mein Name ist Damian.", erwiderte er mit ironischem Unterton und deutete eine Verbeugung an. "Ich sehe schon, meine Kinder haben alle ihr Benehmen vergessen. Legen dich in Ketten, wie ein Tier. Randaall!!" Damian rief und Randall kam im Bruchteil einer Sekunde durch die Tür um mir die Ketten abzunehmen. Damian nickte ihm fast unmerklich zu und er verließ wie zuvor, ohne ein Wort den Raum.

Das erleichterte Gefühl, endlich die Ketten losgeworden zu sein, wich schnell wieder Unsicherheit und Furcht. Wer war dieser Damian und was wollte er ausgerechnet von mir?!
Doch er dachte gar nicht daran, mir endlich mitzuteilen, warum er Julian betäuben und mich entführen ließ. Stattdessen ging er zu einem Barthresen, der vor dem Fenster stand, öffnete eine Flasche und goss eine dunkelrote Flüssigkeit in ein bauchiges Glas. Lächelnd drehte er sich zu mir herum und stellte das Glas auf den kleinen Tisch, der zwischen uns stand.
"Du musst sehr hungrig sein", sagte er nur und lächelte zynisch.

Der süßlich-metallische Geruch von menschlichem Blut stieg mir in die Nase und brannte auf meiner Zunge. Jede Faser meines Körpers wollte das Glas packen und den Inhalt mit einem Zug hinunterstürzen. Doch stattdessen bohrte ich die Fingernägel in meine Handflächen und stöhnte auf. Blut rann an meinen Händen hinab und tropfte auf den weißen Flokatiteppich.
Damian schien das zu ignorieren, zumindest tat er so.
"Danke...aber ich bevorzuge es, mich auf eine andere Weise zu ernähren.", presste ich hervor.
Er hob erstaunt und belustigt eine Augenbraue. "Hmm...ich hätte es mir ja denken können. Du gehörst ja Max´ Familie an...er schafft es doch immer wieder, andere Vampire für seine Idee zu begeistern." Er schob die Unterlippe vor und seine Miene verfinsterte sich.
"Sie kennen Max?!", platzte es verwundert aus mir heraus.
Damian sah mich einen Moment lang fragend an, warf dann seinen Kopf in den Nacken und lachte laut.
"Da hat dir wohl jemand nicht die ganze Wahrheit erzählt! Ob ich Max kenne?", wieder lachte er, "Max ist von mir erschaffen worden!"

Ich stand regungslos da und konnte es kaum glauben! Damians Worte lösten einen wahren Gefühlssturm in mir aus. Max hatte nie etwas von seiner Verwandlung oder der Zeit vor seiner Aufgabe als
    Begleiter
erzählt. Niemand sprach darüber, denn obwohl er es nie laut ausgesprochen hatte, schien das ein Tabuthema für ihn zu sein. Ich hatte das immer respektiert und nie hinterfragt, doch jetzt war ich geschockt! Nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass dieser verlogene, überhebliche und bösartige Vampir, der vor mir stand, Max´ Schöpfer war! Die Vorstellung, was Max wohl noch verschwiegen hatte, ließ mich wieder erschaudern.

"Ja ja, der liebe Max! Er und Julian waren meine besten Schöpfungen. So viel Potenzial...und jetzt - jetzt sind zwei verweichlichte Witzfiguren aus ihnen geworden!" Zornig machte er einen Satz auf mich zu und fegte das Glas vom Tisch. Er schleuderte es gegen die gläserne Wand, wo es mit einem lauten Klirren in tausend winzige Scherben zersprang.
Ich duckte
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