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Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis
Autoren: Tanja Rauch
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und dann uns. Sie musterte uns aufmerksam und ihre Miene wurde ernst - ja fast wütend! Hektisch drehte sie sich um und zerrte das kleine Mädchen mit sich. Während sie eilig Richtung Ausgang Schritt, drehte sie sich mehrmals um. Sie erinnerte mich an ein Tier auf der Flucht. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie hielt die Hand ihrer Tochter eisern umschlossen.
Auch Julian, der von seinem Rucksack aufblickte, hatte die Szene mitbekommen. Er lächelte still in sich hinein und verwirrte mich damit noch mehr.
"Sie hat Angst, wir könnten ihrer Tochter etwas antun.", antwortete Julian auf meine nicht gestellte Frage.
"Was?!" Mehr brachte ich nicht heraus.
"Sie weiß was wir sind - zumindest vermutet sie das. In ihrer Welt existieren Magie und Mythen und die Legenden erzählen über uns, wir wären alle blutrünstige Monster, die keine Gnade kennen.", erklärte Julian beiläufig, schwang seinen Rucksack über die Schulter und nahm meine Hand. Wir liefen zu unserem Gate, um den Anschlussflug nach Bangkok zu erwischen. Denn von Bangkok hatten wir bereits einen Nonstop-Flug nach Barcelona gebucht.
Ich erschauderte bei Julians Worten. Selbst in meiner schlimmsten Zeit wäre mir nie in den Sinn gekommen, Kindern etwas anzutun! Über so etwas hatte ich auch ehrlich gesagt nie nachgedacht. Umso betroffener machte mich der Gedanke daran. Ich versuchte ihn so gut es ging wieder abzuschütteln, doch da ich auf dem langen Flug nach Barcelona Zeit hatte, meinen Gedanken nachzuhängen, ließ das mulmige Gefühl in meiner Magengegend erst nach, als wir zur Landung ansetzten.

Ich freute mich auf Spanien. Wir würden uns nach einem Haus in Cartagena, direkt am Meer umsehen und außerdem wollte ich mein spanisch perfektionieren.
Als wir endlich unser Gepäck bekommen hatten, kümmerte sich Julian um einen Mietwagen. Ich wusste jetzt schon, was wir bekommen würden: schwarz, schick, schnell. Wenn man schon unendlich viel Zeit auf der Erde verbrachte, konnte man sich auch ein paar Annehmlichkeiten gönnen - das war das Motto der Meisten unserer Art. Und so überraschte es mich nicht, als wir in der Tiefgarage des Flughafens auf einen
    Lamborghini Aventador
zumarschierten. Julian ließ ihn extra für uns bestellen. Denn nachdem er ihn in einer Autozeitschrift entdeckt hatte, war klar, dass er dieses Auto bei nächster Gelegenheit unbedingt fahren wollte. Mit den 700 Pferdestärken wären wir wahrscheinlich im Handumdrehen in Cartagena gewesen, wären da nicht noch die anderen, überwiegend menschlichen Verkehrsteilnehmer gewesen.
Julian strahlte wie ein kleiner Junge über das ganze Gesicht, als er hinter das Lenkrad glitt.
Ich saß mit verkniffener Miene und etwas verstimmt neben ihm. Natürlich hatte er nicht bedacht, dass in so einem Sportwagen nur sehr begrenzt Platz für Gepäck war. Also musste ich mich auf das wirklich
    Notwendigste
beschränken und das war dann nicht mehr, als mein winziger Trolley, den ich als Handgepäck dabei hatte. Zumindest konnte mich der, in die Mittelkonsole eingelassene Bildschirm etwas besänftigen, denn ich zappte mich während der Fahrt durch sämtliche Satelliten-TV-Programme und bestellte nebenbei neue Schuhe mit meinem Smartphone die ich soeben in der Werbung gesehen hatte. Das musste man den Menschen lassen, sie wussten, wie man sich das kurze Leben angenehmer machen konnte.

Ich freute mich schon auf eine Dusche, als wir endlich in unserem Hotel ankamen. Das einchecken verlief dank unserer Fähigkeit, die Gedanken der Menschen zu beeinflussen, sehr schnell und zwei Minuten später stand ich endlich unter dem angenehm warmen Wasserstrahl. Zwar hätte mir kaltes Wasser auch nichts ausgemacht, aber muss zugeben, auch als Vampir war ich lieber ein Warmduscher. Mit einem leichten Duft von Vanille auf meiner Haut wickelte ich mich in ein Handtuch und trat aus dem Bad.
Julian lag auf dem breiten Bett und blätterte in einer Immobilienzeitschrift. Ich blieb im Türrahmen stehen - er sah zu mir auf und unsere Blicke trafen sich. Julian grinste über das ganze Gesicht, als ich mein Handtuch zu Boden gleiten ließ und zu ihm auf das Bett hüpfte. Mit einer kaum wahrzunehmenden Bewegung packte er mich bei den Schultern und zog mich auf sich. Unsere Lippen berührten sich, erst sanft und dann immer fordernder. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und ließ seine Lippen an meinem Hals hinunterwandern. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und schloss die Augen.

    ***

Julians Hand strich sanft über
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