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Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis
Autoren: Tanja Rauch
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meine nackte Schulter und ich kuschelte mich in seine Arme, mit denen er mich fest umschlungen hielt. Ich lauschte den kräftigen Schlägen seines Herzens und schloss genießerisch die Augen, als er mir sanfte Küsse von meinem Ohr, über meinen Hals hinunter, bis zu meinem Oberarm hauchte.
In solchen Momenten spielte es überhaupt keine Rolle mehr, dass wir uns vor fünf Jahren um ein Haar für immer verloren hatten.
Es spielte auch keine Rolle, was für eine Zukunft vor uns lag, denn für mich zählte nur dieser Moment, seine weiche Haut auf meiner zu spüren, seine Lippen zu schmecken und die Tiefe seiner Augen zu ergründen. Diese grenzenlose Liebe, die Vertrautheit und die Geborgenheit, hatte ich nur durch ihn erfahren.
"Was meinst du, sollen wir heute ein paar Häuser besichtigen?" Julian linste über meine Schulter hinweg zu mir. Ich streckte mich faul und drehte mein Gesicht zu seinem herum. "Na ja, wenn es sein muss...eigentlich würde ich am liebsten die nächsten Tage einfach hier mit dir im Bett liegen bleiben.", erwiderte ich und gab ihm einen langen Kuss. Als ich meinen Kopf zurücklehnte, musste ich amüsiert feststellen, dass er anscheinend gerade abwog, ob er den Makler anrufen, oder doch meiner Einladung folgen sollte.
Seine Überlegung dauerte nicht lange, denn eine Sekunde später stürzte er sich auf mich, grinste über das ganze Gesicht, ehe er sich zu mir hinunterbeugte, spielerisch an meinem Hals knabberte und heiser flüsterte: "Wie könnte ich da widerstehen."

    ***

Drei Stunden später hatten wir uns doch dazu durchgerungen, wenigstens noch ein Haus zu besichtigen. Letztendlich war es die Tatsache, dass wir wahrscheinlich bald die Einrichtung unseres Hotelzimmers demolieren würden, die mich dazu brachte, Julian aus dem Bett zu treiben und den Makler zu kontaktieren. Nur widerwillig hatte er sich aufgerafft und Señor Martinez angerufen, der sich um den Verkauf der exklusivsten Villen in der Umgebung kümmerte. Er willigte sofort ein, sich mit uns zu treffen, als Julian ihm mitteilte, in welchem Preissegment wir eine neue Bleibe suchten und verabredete sich eine Stunde später bereits am ersten Objekt mit uns.

Señor Martinez, ein hagerer, gut gekleideter Herr um die vierzig mit graumelierten Schläfen, wartete bereits, als wir in der Auffahrt aus unserem Mietwagen stiegen. Er musterte uns mit einer Mischung aus Neugier und ungläubiger Verwunderung. Sicherlich hatte er nicht jeden Tag mit Kunden wie uns zu tun.
"Señora Goldman" Er begrüßte mich lächelnd und deutete eine Verbeugung an. "Und Sie sind sicher Señor Collister." Woraufhin Julian nickte und höflich zurück grüßte.
Vor ein paar Monaten hatte Julian mich zwar gefragt, ob ich seinen Namen annehmen würde, um unsere tiefe Verbindung damit zu besiegeln, aber bis jetzt hatte ich mich nicht dazu durchringen können. Nicht, weil ich es nicht wollte, aber mein Nachname war das Letzte, dass mich mit meiner Mutter und somit auch mit meinem alten Leben verband. Ich hatte das zwar schon vor einiger Zeit alles aufgeben müssen, doch im Moment war ich einfach noch nicht bereit dazu, völlig loszulassen.

"Sehen Sie sich diesen Traum von einer Villa an. Es macht schon von außen viel her, aber warten sie ab, bis sie drinnen sind.", schwärmte Señor Martinez in höchsten Tönen und machte eine einladende Handbewegung in Richtung des Gebäudes.
Ich hob kritisch die Augenbrauen, denn meinem Geschmack entsprach es schon von außen ganz und gar nicht. Ich hatte nichts gegen mediterrane Bauweise, ganz im Gegenteil, unser Hexenhäuschen in Italien gehörte zu meinen liebsten Plätzen auf dieser Welt. Aber die protzigen Säulen, das viele Terrakotta war mir einfach zu viel des Guten. Auch Julian machte nicht den Eindruck, als würde er gleich vor Begeisterung aus der Haut fahren.
Dennoch liefen wir brav hinter dem Makler her und ließen uns den Pool zeigen. Auch hier fielen mir sofort die (wie sollte es auch anders sein) terrakottafarbenen Fliesen auf, die das Becken umgaben. Ich warf Julian einen prüfenden Seitenblick zu, den er mit einem, für den Makler unmerklichen, Kopfschütteln erwiderte. Es stand eigentlich schon fest, das würde nicht unser neues Zuhause werden.
Zum Glück hatten wir beide in etwa denselben Geschmack, wenn es um Wohnungen oder Häuser ging. Die Devise lautete, entweder gleich super-modern, oder wirklich alt, mit modernen Highlights. Doch dieses Objekt lag noch nicht einmal irgendwo dazwischen. Hier hatte es jemand
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