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Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Titel: Zeit der Dunkelheit (Band 4)
Autoren: Erin Hunter
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Obwohl kein Mond am Himmel schien, leuchteten die Bergspitzen wie Mondsteine. All das ist mein! Beschwingt sprang Löwenpfote vorwärts, unter seinen kräftigen Hinterläufen prasselten die Steine in die Täler hinab. Er setzte mühelos über eine Schlucht und kam auf dem nächsten Gipfel auf. Seine Krallen klammerten sich an den Felsen fest, gaben seinen Pfoten sicheren Halt. Er sprang noch einmal ab, leicht wie Luft, kaum hob sich seine Brust, wenn er Atem holte. Mit dem Schwanz schien er den pelzweichen Himmel zu streifen, das Blut rauschte ihm in den Ohren, und er hob das Kinn und miaute so laut, dass seine Stimme zwischen den kahlen Felsen hallte. Ich halte die Macht der Sterne in den Pfoten!
    »Löwenpfote!« Aschenpelz’ Ruf riss Löwenpfote aus dem Schlaf. »Jagdpatrouille!«
    Löwenpfote schlug die Augen auf. Die Sonne schickte ihre gelben Strahlen durch die Zweige in den Bau, pfeilgerade trafen sie am Boden auf. Alle übrigen Nester waren leer. Es ist schon Sonnenhoch! Löwenpfote rappelte sich kraftlos auf die Pfoten. Und dann fiel es ihm wieder ein: Lange nach Mondhoch waren sie im Lager eingetroffen. Aschenpelz würde ihm doch nicht böse sein, weil er heute verschlafen hatte?
    Er gähnte, machte einen Buckel und streckte sich, bis sein Körper zitterte. Die Pfoten schmerzten immer noch von der langen Reise durch die Berge, und er leckte vorsichtig an einer Vorderpfote, um herauszufinden, ob die wunden Stellen bereits heilten. Kein Blut. Die Risse waren fest. Der weiche Waldboden würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten.
    »Löwenpfote!« Aschenpelz rief noch einmal, diesmal schärfer. Löwenpfote taumelte aus dem Bau. Ein bisschen Ruhe hatte er sich bestimmt verdient! Mit schweren Pfoten tappte er auf die Lichtung und blinzelte in den hellen Sonnenschein der späten Blattgrüne. Licht durchflutete das Lager und wärmte ihm den Pelz. Eine sanfte Brise setzte die Zweige der Bäume über der Felsenkuhle in Bewegung. In den Bergen hatten sie nirgendwo Schutz vor dem Wind gefunden, nur in der feuchten und kalten Höhle hinter dem Wasserfall. Wie im Namen des SternenClans konnten die Stammeskatzen die Blattleere überleben, wenn es in der Blattgrüne bereits so kalt gewesen war?
    »Endlich bist du wach!«, begrüßte ihn Aschenpelz. »Wir warten schon so lange auf dich, dass die Beute bestimmt längst an Altersschwäche gestorben ist.«
    »Umso leichter lässt sie sich fangen«, knurrte Löwenpfote.
    »Ich weiß, dass du müde bist«, räumte Aschenpelz ein. »Aber Eispfote will unbedingt in den Wald, und ich habe Weißflug versprochen, dass wir sie begleiten.«
    Löwenpfote bemerkte Eispfote erst jetzt. Die junge Schülerin hüpfte wie ein Hase in der Blattfrische über die Lichtung, sprang und wirbelte herum auf der Jagd nach unsichtbarer Beute. Beute war zwar nirgends zu entdecken, aber Eispfote dafür umso besser, die mit ihrem glatten, weißen Pelz und den leuchtend blauen Augen ganz bestimmt nicht unsichtbar war. Vielleicht hatte Feuerstern Weißflug gerade deshalb zu ihrer Mentorin ernannt. Die weiße Kätzin wusste, wie es war, wenn man wie Schnee in der Blattfrische überall hervorstach. Sie würde Eispfote einige spezielle Techniken zeigen können, wie man sich trotz eines weißen Pelzes anschlich. Und sie musste eindeutig noch eine Menge lernen. Löwenpfote unterdrückte ein Schnurren, während er Eispfote unbeholfen herumspringen sah und sich daran erinnerte, wie aufgeregt er am Anfang seiner Schülerzeit gewesen war.
    Mit einem Seitenblick auf ihre Schülerin kam Weißflug über die Lichtung auf ihn zu. »Können wir jetzt gehen?«
    Löwenpfote bemerkte, dass ihre Schwanzspitze zuckte. Eispfote war Weißflugs erste Schülerin. Fürchtete sie, dass sie mit diesem Energiebündel nicht zurechtkommen würde? Oder war sie besorgt, ob die beiden mit ihren weißen Pelzen sämtliche Beute verscheuchen würden, sobald sie eine Pfote in den Wald setzten?
    »Wo möchtest du anfangen?«, fragte Aschenpelz.
    Weißflug betrachtete die kleine, weiße Katze nachdenklich, die sich gerade ungeschickt in einen Blätterhaufen warf, sodass Laub in alle Richtungen wirbelte. »Was meinst du, wo Eispfote besser zurechtkommt: bei der Himmelseiche oder am alten Donnerweg?«
    Löwenpfote knurrte der Magen. Er spähte zum Frischbeutehaufen, auf dem ganz oben eine fette Maus lag. Trotzdem würde sich der Clan zuerst bedienen, bevor er an die Reihe kam. Dieses Gesetz lernten die Schüler zuallererst und es war eines der
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