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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition)
Autoren: George Saunders
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einen zarten Kuss verabsondern könntest.
    Geht, sagte sie. Aber, um Eurer Bußepflicht nachzukommen, dürft Ihr die Arme nicht verspeisen. Bahrt sie auf einem Kleefeld auf und verstreut Rosen ringsum. Und veranlasst einen Chor, der leise von ihrem üblen Ende singen möge.
    Wen aufbahren?, fragte das Rehbaby.
    Niemand, sagte sie. Lass mal. Und stell nicht so viele Fragen.
    Pas de chat, pas de chat.
    Changement, changement.
    Sie hegte Hoffnungen, dass {Herzbube} aus der Ferne kam. Die Jungs von hier hatten ein gewisses je ne sais quoi , auf das sie, um ehrlich zu sein, nicht beaucoup stand, beispielsweise: Die gaben echt ihren eigenen Nüssen Vornamen. Hatte sie selber gehört! Und wollten unbedingt für ihren Stromversorger arbeiten, weil die Arbeitshemden von CountyPower so cool waren und außerdem gratis.
    Also, never für die Jungs von hier. Und fettes never für Matt Drey, das größte Froschmaul im Lande. Den zu küssen, gestern beim Stimmungmachen vor dem Spiel, das war, als würdest du ne Unterführung küssen. Gruselig! Als würde sich plötzlich so n Ochse im Pulli über dich hermachen, der sich nicht abweisen lässt, und sein riesiger Ochsenkopf ist überschwemmt von Drogen, die auch noch sein letztes bisschen Verstand rausspülen.
    Selber die Kontrolle über sich haben, das gefiel ihr. Über ihren Körper, ihren Geist. Ihre Gedanken, ihre Karriere, ihre Zukunft.
    Das gefiel ihr.
    So sollte es sein.
    Jetzt könnten wir zu einer kleinen Zwischenmahlzeit schreiten.
    Un petit repas.
    War sie etwas Besonderes? Fand sie sich besonders? Ach, na ja, keine Ahnung. Im weltgeschichtlichen Vergleich war sie nicht so besonders. Helen Keller war cool; Mutter Teresa war der Hammer; Mrs Roosevelt war ein ziemlicher Kracher, trotz ihrem Mann so als Behinderter, außerdem war sie lesbisch, mit ihren dicken fetten Zähnen, lange bevor sich irgendwer, rein hypothekisch, überhaupt vorstellen konnte, dass ne Lesbe die First Lady war. Bei solchen Ladys überhaupt mitzuhalten brauchte Alison nicht zu hoffen. Jedenfalls noch nicht!
    Es gab so viel, was sie nicht wusste! So wie man Öl wechselt zum Beispiel. Oder überhaupt den Ölstand. Wie die Motorhaube aufgeht. Wie man Muffins backt. Das war sogar peinlich, sie als Mädchen und so. Und was war eine Hypothek? Kaufte man die mit dem Haus? Und beim Stillen, wurde da die Milch so rausgedrückt oder was?
    Götter. Wer war denn diese Hungerharke, die den Gladsong Drive hochtrottete? Sie sah ihn durchs Wohnzimmerfenster. Kyle Boot, das blasseste Bleichgesicht im ganzen Land? Immer noch seine komischen Cross-Country-Klamüsen an?
    Armes Würstchen. Er sah aus wie ein Skelett mit Vokuhila. Und diese Waldlauf-Shorts, stammten die so aus Drei Engel für Charlie -Zeiten oder quoi ? Wie konnte er so gut laufen, wo er aussah, als hätte er buchstäblich keine Muskeln? Jeden Tag rannte er so nach Hause, ohne Hemd, aber mit Rucksack, und wenn er unten bei den Fungs war, hieb er schon auf die Fernbedienung und zischte zu Hause in die Garage, ohne abzubremsen.
    Fast schon bewundernswert, der arme Tölpel.
    Sie waren zusammen groß geworden, hatten als Dreikäsehochs in dem öffentlichen Sandkasten unten am Bach zusammen gespielt. Hatten sie nicht als Winzlinge zusammen gebadet oder irgend so ein Dreck? Hoffentlich kam das nie raus. Weil in puncto Freunde war Kyle praktisch bei Feddy Slavko angelangt, der sich beim Gehen so krass zurücklehnte und sich ständig irgendein Zeugs aus den Zähnen pulte, den Namen von dem rausgepulten Ding auf Griechisch verkündete und es dann wieder aß. Kyles Mom und Dad erlaubten ihm nicht das Geringste. Wenn der Lehrfilm in Weltkulturen nackte Bommis zeigte, musste er zu Hause anrufen. Alles, was er in der Lunchbox hatte, trug ein deutliches Etikett.
    Pas de bourrée.
    Und Knicks.
    Schütte die vorgesehene Menge Käsechips in eins der vorgesehenen Fächer von deinem altmodischen Tupperware-Dings.
    Danke, Mom, danke, Dad. Eure Küche fetzt total.
    Jetzt das Tupperware-Dings schütteln, als wär’s ein Goldsieb, dann einer imaginären Runde Bedürftiger anbieten, die sich versammelt hat.
    Greift zu. Kann ich noch was für euch tun?
    Du hast schon genug getan, Alison, schon dass du dich überhaupt herablässt, mit uns zu sprechen.
    Das ist so was von nicht wahr! Versteht ihr denn nicht? Alle Menschen haben Respekt verdient. Jeder von uns ist ein Regenbogen.
    Ach ja? Schau dir mal die große offene Wunde in meiner armen welken Flanke an.
    Gestatte mir, etwas
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