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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition)
Autoren: George Saunders
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Arbeit, Dad, laut deinem Auftrag!
    Er flitzte auf Socken in die Garage, warf seine Schuhe in die Garage, schnappte sich den Staubsauger, saugte die Mikroklümpchen weg, merkte dann, heiliger Bimbam, dass er seine Schuhe in die Garage geworfen hatte, statt sie wie erforderlich auf die Schuhplane zu stellen, Schuhspitzen von der Tür wegweisend, zum einfacheren Anziehen später.
    Er trat in die Garage, stellte seine Schuhe auf die Schuhplane und ging wieder ins Haus.
    Scout, sagte Dad in seinem Kopf, hat dir noch nie jemand mitgeteilt, dass selbst in der pieksaubersten Garage mit etwas Öl am Boden zu rechnen ist, welches sich jetzt an deinen Socken befindet und überall auf dem beigen Berber Spuren hinterlässt?
    O Menno, er war am Arsch.
    Aber nein – celebrate good times, come on –, kein Ölfleck auf dem Teppich.
    Er zerrte sich die Socken von den Füßen. Es war ihm absolut verboten, im Wohnbereich barfuß herumzulaufen. Wenn Mom und Dad nach Hause kämen und ihn so herumtarzanisieren sähen wie der übelste weiße Abschaum, das wär eine voll verkackte –
    Fluchst du etwa im Kopf?, sagte Dad in seinem Kopf. Vorgetreten, Scout, sei ein Mann. Wenn du fluchen willst, tu’s laut.
    Ich will nicht laut fluchen.
    Dann fluch auch nicht im Kopf.
    Mom und Dad würde das Herz schwer, wenn sie hören könnten, wie er manchmal im Kopf fluchte, Marke fette Fotze Scheißhaufen Schwanzpickel Vollverarsche. Warum konnte er damit nicht aufhören? Sie hielten so große Stücke auf ihn, schickten beiden Großelternpaaren wöchentlich prahlende E-Mails, Marke: Kyle hat superviel zu tun, dass seine Noten so gut bleiben, während er für die Schulmannschaft Cross Country läuft, obwohl er noch in der Zehnten ist, während er jeden Tag ein bisschen Zeit abzweigt, um solche Klasseteile zu basteln wie Fotzenschlabber Arschfick –
    Was war los mit ihm? Warum konnte er nicht dankbar für all das sein, was Mom und Dad für ihn taten, statt –
    Schieb ihn der Pickelfotze hinten rein.
    Fratzfick die Scheiß-Käsefresse mit deinem Rammelkolbenknie.
    Du könntest immer noch für einen klaren Kopf sorgen, wenn du dir selber mal ordentlich in dein eigenes minimales Hüftgold zwickst.
    Aua.
    Hey, heute war Dienstag, ein Sonderbelohnungstag. Die fünf (5) neuen Arbeitspunkte für das Einsetzen der Geode, dazu seine bestehenden zwei (2) Arbeitspunkte, Summe sieben (7) Arbeitspunkte, die zusammen mit seinen acht (8) angesammelten Übliche-Hausarbeitspunkten fünfzehn (15) Ge samtbelohnungspunkte ergaben, was ihm eine Sonderbe lohnung einbringen konnte (beispielsweise zwei Handvoll Rosinen mit Joghurtüberzug), plus zwanzig Fernsehminuten nach seiner Wahl, obwohl er die tatsächliche Sendung zum Zeitpunkt der Einlösung noch mit Dad aushandeln musste.
    Eins kann ich dir jetzt schon sagen, Scout, Amerikas unverblümteste Motocrossfahrer guckst du dir nicht an.
    Egal.
    Egal, Dad.
    Wirklich, Scout? »Egal«? Wird es »egal« sein, wenn ich dir deine ganzen Sonderbelohnungspunkte wegnehme und dich dazu zwinge, Cross Country aufzugeben, womit ich schon mehrfach gedroht habe, wenn du nicht ein bisschen fröhlicher spurst?
    Nein, nein, nein. Ich will das nicht aufgeben, Dad. Bitte. Ich kann das gut. Wirst sehen, beim ersten Wettlauf. Sogar Matt Drey hat gesagt –
    Wer ist Matt Drey? Ein Affe aus der Footballmannschaft?
    Ja.
    Ist sein Wort Gesetz?
    Nein.
    Was hat er gesagt?
    Der Hosenscheißer kann laufen.
    Hübsch, wie du redest, Scout. So reden Affen. Wie dem auch sei, zum ersten Wettlauf schaffst du es womöglich gar nicht. Anscheinend hast du ein geradezu überbordendes Ego. Und warum? Weil du joggen kannst? Jeder kann joggen. Jedes Tier des Feldes kann das.
    Ich hör aber nicht auf! Arschschwanz-Kackfrosch-Rektalfritz! Bitte, ich flehe dich an, das ist das Einzige, was ich einigermaßen gut kann! Mom, wenn er mich zwingt aufzuhören, dann schwör ich dir, ich –
    Kein Drama, geliebter einziger Sohn, das passt nicht zu dir.
    Wenn du das Privileg genießen willst, bei einem Mannschaftssport anzutreten, Scout, dann zeig uns, dass du nach den Leitlinien unseres vollkommenen vernünftigen Systems leben kannst, welches wir nur zu deinem Besten entwickelt haben.
    Hallo.
    Ein Lieferwagen war gerade auf den Parkplatz von St. Mikhail gefahren.
    Kyle schritt mit kontrolliertem Gentleman-Gang zum Küchentresen. Darauf lag Kyles Reiselogbuch, das die Doppelfunktion hatte, (1) Dads Forderung argumentativ zu unterfüttern, dass Pater Dmitri eine
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