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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Autoren: Robin Hobb
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Kräutern. Das Bett des Kapitäns stand in einer Ecke. Es war mit einer dicken Daunenmatratze und einer ebenso dicken Decke und zu allem Überfluss auch noch mit einem Überwurf aus dichtem, weißem Fell ausgestattet. In einem Regal standen einige Bücher und mehrere Karaffen mit verschiedenen Getränken.
    Der Kapitän saß auf einem der Stühle, hatte die Beine ausgestreckt und las in einem Buch. Er trug ein weiches graues Wollhemd über einer festen Hose. Dicke Socken schützten seine Füße vor der Kälte, und neben der Tür standen seine soliden Stiefel. Malta sehnte sich nach einer solch trockenen, warmen, sauberen Kleidung. Der Mann sah gereizt auf, als sie eintraten. Bei ihrem Anblick bellte er dem Maat eine Frage zu.
    Bevor der Mann antworten konnte, drängte sich Malta geschickt vor.
    » Leu-fay Deiari. Aufgrund des Beliebens des gnädigen Satrapen Cosgo komme ich zu Euch, um Euch die Möglichkeit zu bieten, Eure Fehler zu korrigieren, bevor sie nicht wieder gutzumachen sind.« Sie erwiderte seinen Blick kalt und wartete.
    Er ließ sich Zeit, und Malta lief es kalt über den Rücken. Sie hatte ihn falsch eingeschätzt. Er würde sie umbringen und über Bord werfen lassen. Aber trotzdem bewahrte sie ihre kühle Miene. Denk an die Juwelen an deinen Fingern, die Krone aus Blüten, nein, aus massivem Gold auf deiner Stirn. Sie war schwer, also hob sie den Kopf, um das Gewicht besser zu verteilen, und beobachtete die blassblauen Augen des Mannes.
    »Der gnädige Satrap Cosgo«, sagte der Mann schließlich tonlos. Er sprach deutlich und ohne Akzent.
    Malta nickte knapp. »Er ist geduldiger als manch anderer. Als wir an Bord gekommen sind, hat er Euren Mangel an Höflichkeit ihm gegenüber unablässig entschuldigt. ›Sicher hat der Kapitän viel mit den Menschen zu tun, die er an Bord genommen hat‹, sagte er. ›Er muss sich Berichte anhören und Entscheidungen abwägen.‹ Der Satrap weiß, wie es ist, das Kommando zu haben, versteht Ihr? Er sagte zu mir: ›Zügle deine Ungeduld über diese Beleidigung meiner Person. Wenn er Zeit hat, mir einen angemessenen Empfang zu bereiten, wird der Leu-fay einen Boten in diese armselige Kabine schicken, die kaum besser ist als ein Käfig, mit der Nachricht, dass für mich gesorgt wird.‹ Während Tag um Tag verstrich, fand er eine Entschuldigung nach der nächsten für Euch. Vielleicht wärt Ihr krank, vielleicht wolltet Ihr ihn nicht stören, während er sich allmählich wieder erholte. Vielleicht wüsstet Ihr ja auch nicht, welche Ehrerbietung ihm zusteht. Als Mann macht er sich wenig aus einem bisschen persönlicher Unbequemlichkeit. Was sind schon ein nackter Boden oder schlechte Nahrung im Vergleich zu den Torturen, die er in der Regenwildnis erdulden musste? Aber als seine loyale Dienerin fühle ich mich an seiner statt beleidigt.
    Nachsichtigerweise nimmt er an, dass das, was Ihr ihm anbietet, das Beste ist, was Ihr habt.« Sie hielt inne und sah sich langsam in der Kajüte um. »Diese Geschichte wird sich in Jamaillia-Stadt schnell herumsprechen«, sagte sie wie zu sich selbst.
    Der Kapitän stand auf und rieb sich nervös die Nase. Dann bedeutete er dem Maat, dass er gehen solle. Der Mann stand immer noch an der Tür, drehte sich jetzt jedoch sofort um und schloss die Tür vernehmlich hinter sich. Malta nahm den stechenden Geruch von Schweiß wahr, doch äußerlich wirkte der Kapitän gelassen.
    »Es war eine so wilde Geschichte, dass ich ihr keinen Glauben schenken mochte. Dieser Mann ist also wahrhaftig der Satrap von Jamaillia?«
    Maltas Gesicht verlor jeden freundlichen Ausdruck, als sie ihre Stimme anklagend senkte. »Das wisst Ihr genau! So zu tun, als würdet Ihr seinen Rang nicht kennen, ist eine armselige Entschuldigung!«
    »Und Ihr seid also wohl eine Dame von seinem Hof, hm?«
    Sie ließ sich von seinem Sarkasmus nicht aus der Ruhe bringen. »Selbstverständlich nicht. Schon mein Akzent verrät mich als Bingtownerin, wie Ihr sehr gut hört. Ich bin nur die Bescheidenste seiner Dienerinnen und werde damit geehrt, ihm in der Stunde seiner Not behilflich sein zu dürfen. Ich bin mir meiner Unwürdigkeit sehr wohl bewusst.« Sie setzte alles auf eine Karte. »Das Dahinscheiden seiner Gefährtin Kekki an Bord einer chalcedeanischen Galeone hat ihn sehr betrübt. Nicht, dass er den Kapitän der Galeone dafür verantwortlich macht. Aber wenn erst die Gefährtin und dann der Satrap selbst in chalcedeanischen Händen sterben, spricht das sicher nicht gerade
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