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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Autoren: Robin Hobb
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für Eure Gastfreundschaft.« Leise fügte sie hinzu: »In bestimmten Kreisen könnte das auch als politische Absicht angesehen werden.«
    »Falls es jemand erfährt«, erwiderte der Kapitän scharf. Malta fragte sich, ob sie das Spiel überreizt hatte. Doch seine Worte gaben ihr erneut Waffen an die Hand. »Was genau habt ihr eigentlich auf diesem Fluss gemacht?«
    Sie lächelte rätselhaft. »Ich habe nicht das Recht, die Geheimnisse der Regenwildnis auszuplaudern. Wenn Ihr mehr erfahren wollt, wird Euch der Satrap vielleicht erhellen.«
    Cosgo wusste nicht genug über die Regenwildnis, um etwas von Bedeutung zu enthüllen. Sie stieß ungeduldig den Atem aus. »Oder auch nicht. Warum sollte er solche Geheimnisse mit jemandem teilen, der ihn so beschämend behandelt hat? Für jemanden, der dem Namen nach sein Verbündeter ist, habt Ihr Euch als ein armseliger Gastgeber erwiesen. Oder sind wir nicht nur den Umständen nach, sondern auch in Wahrheit Eure Gefangenen? Haltet Ihr uns nur unter dem Aspekt fest, für uns ein Lösegeld zu erpressen, wie ein ganz gewöhnlicher Pirat?«
    Ihre direkte Frage überrumpelte den Mann. »Ich… Natürlich nicht, ihr seid keine Gefangenen.« Er hob das Kinn. »Wenn er ein Gefangener wäre, würde ich ihn dann so eilig nach Jamaillia-Stadt bringen?«
    »Wo er an den Höchstbietenden verschachert wird?«, fragte Malta trocken. Der Kapitän holte verärgert Luft, aber sie sprach rasch weiter, bevor er antworten konnte. »Natürlich gibt es diese Versuchung. Nur ein Narr würde diese Möglichkeit in diesen unruhigen Zeiten nicht sehen. Aber ein weiser Mann kennt natürlich die legendäre Großzügigkeit des Satrapen seinen Freunden gegenüber. Während die Freilebigkeit eines Mannes, der Euch Blutgeld zahlen muss, nur seine Verachtung und Schande nach sich ziehen wird.« Sie neigte leicht den Kopf. »Werdet Ihr eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Freundschaft zwischen Chalced und Jamaillia zu zementieren? Oder wollt Ihr für immer den Ruf der Chalcedeaner als Opportunisten festigen, die ihre Bundesgenossen verkaufen?«
    Ein langes Schweigen folgte ihren Worten. »Du sprichst wie eine Bingtown-Händlerin. Aber die Händler waren den Chalcedeanern niemals freundlich gesonnen. Also, wo liegt dein Interesse in dieser Sache?«
    Mein Leben, du Idiot! Malta täuschte schockierte Überraschung vor. »Ihr erkundigt Euch nach dem Interesse einer Frau ? Dann sage ich Euch folgendes: Mein Vater stammt aus Chalced. Aber selbstverständlich spielt mein Interesse hier keine Rolle. Das einzige Interesse, das ich im Sinn habe, ist das des Satrapen.« Sie neigte ehrerbietig den Kopf.
    Die letzten Worte lagen ihr wie bittere Asche auf der Zunge.
    In dem folgenden Schweigen beobachtete sie, wie der Mann sorgfältig überlegte. Er hatte nichts zu verlieren, wenn er den Satrapen gut behandelte. Eine gesunde, lebende Geisel würde zweifellos mehr bringen als eine, die an der Schwelle des Todes stand. Und die Dankbarkeit des Satrapen konnte vielleicht mehr wert sein als das, was er aus den Adligen herausquetschen konnte, wenn er ihnen Cosgo zurückbrachte.
    »Du kannst gehen«, verabschiedete der Mann sie brüsk.
    »Ganz wie Ihr wünscht«, antwortete Malta unterwürfig, ließ aber einen Hauch Sarkasmus in ihrer Stimme mitklingen. Der Frau des Satrapen stand es nicht an, zu demütig zu sein. Das hatte ihr Kekki gezeigt. Sie neigte ernst den Kopf, drehte ihm dann jedoch den Rücken zu, als sie den Raum verließ. Sollte er doch davon halten, was er wollte.
    Als sie ins Freie trat, schlug ihr der kalte Abendwind entgegen. Einen Moment lang überkam sie ein Schwindelgefühl, aber sie zwang sich, auf den Beinen zu bleiben. Sie war erschöpft, aber erneut hob sie den Kopf unter dem Gewicht der imaginären Krone. Sie beeilte sich nicht, suchte die richtige Luke und stieg hinunter in den lauten Bauch des Schiffes. Als sie durch die Mannschaftsquartiere ging, tat sie, als würde sie die Männer nicht bemerken. Die wiederum verstummten und starrten ihr nach.
    Malta schaffte es bis zu ihrer Kabine, verschloss die Tür, ging zur Koje und sank zitternd davor auf die Knie. Wenigstens passte dieser Zusammenbruch zu der Rolle, die sie weiterhin spielen musste. »Erhabener, ich bin wieder da«, sagte sie leise.
    »Geht es Euch gut?«
    »Gut? Ich bin halb verhungert und werde auch noch von einem Weib vollgeplappert«, erwiderte der Satrap bissig.
    »Verstehe. Nun, Ehrwürdiger, ich hege die Hoffnung, dass ich unsere
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