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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche
Autoren: Piers Anthony
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als auch die älteste Bewohnerin von Schloß Roogna. Sie war noch ein junges Mädchen gewesen, als sie vor achthundert Jahren gestorben war. Als Bink sie zum ersten Mal erblickt hatte, war sie nur ein formloser Nebelfleck gewesen, doch seit das Schloß wieder von Menschen bewohnt wurde, hatte sie ihre Umrisse gefestigt, und nun war sie so ansehnlich und stofflich anzuschauen wie eine lebendige Frau. Sie war ein äußerst liebenswürdiges Gespenst, das alle mochten, und ihr Sieg wurde mit großem Beifall begrüßt.
    »Und der große Preis ist –« Die Königin breitete theatralisch die Hände aus, »… dieser Gutschein über eine kostenlose Antwort vom Guten Magier Humfrey!« Im Hintergrund erschollen Fanfaren, deren Klänge vom magisch verstärkten donnernden Applaus übertönt wurden, während Iris dem Gespenst das Papier überreichte.
    Millie zögerte. Da sie keine stoffliche Substanz besaß, konnte sie das Zertifikat nicht festhalten.
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte die Königin. »Ich werde einfach deinen Namen darauf schreiben, dann weiß der Magier Humfrey, daß es dir gehört. Wahrscheinlich beobachtet er uns im Augenblick sowieso in seinem magischen Spiegel. Warum stellst du deine Frage nicht gleich?«
    Millies Antwort war nicht zu hören, denn sie konnte nur gespenstisch flüstern.
    »Mach dir keine Sorgen, ich bin sicher, daß dir alle gerne helfen werden«, meinte die Königin. »Hier – wir schreiben es auf die magische Tafel, dann kann der Magier Humfrey auf gleiche Weise antworten.« Sie winkte Crombie herbei.
    »Los, Drückeberger, die Tafel!«
    Crombie zögerte, doch schließlich gewann seine Neugier die Oberhand, und er brachte die Tafel. Die Königin verpflichtete den nächsten Zentauren (das war zufällig Chester, der die ganze Zeit erfolglos versucht hatte, einen Keks vom Büffet zu stibitzen, ohne daß er mariniert wurde), die unhörbaren Worte des Gespensts aufzuschreiben. Zentauren konnten lesen und schreiben, und viele von ihnen waren Lehrer, so daß ihnen stets die Schreibarbeiten übertragen wurden.
    Chester mochte die Königin ebensowenig wie Crombie, aber auch er machte gute Miene zum bösen Spiel. Was konnte ein Gespenst einem Magier nur für eine Frage stellen? Er schrieb in großen Schnörkeln: WIE KANN MILLIE WIEDER LEBENDIG WERDEN?
    Noch mehr Applaus. Den Gästen gefiel diese Frage. Sie stellte eine Herausforderung dar – und von der öffentlich verkündeten Antwort konnten sie vielleicht selbst neue Einsichten gewinnen. Normalerweise verlangte der Magier Humfrey für die Beantwortung einer Frage einen Jahresdienst, und nur diejenigen erhielten Antworten, die ihre Fragen auch stellten. Das Fest wurde immer interessanter!
    Wie von einem unsichtbaren Schwamm fortgewischt, verschwanden die Worte. Dann erschien die Antwort des Magiers: DAFÜR GIBT ES DREI BEDINGUNGEN: ERSTENS – DU MUSST WAHRHAFTIG LEBENDIG WERDEN WOLLEN.
    Es war offensichtlich, daß dies der Fall war. Sie bat die Tafel mit einer beschwörenden Geste, weiterzumachen, um zu sehen, ob die anderen Bedingungen ebenso einfach waren – oder auch unmöglich. Rein technisch gesehen, wie man so sagte, war der Magie nichts unmöglich, aber in der Praxis erwiesen sich manche Zauber als geradezu verboten schwierig. Bink fühlte mit ihr: Auch er hatte sich einmal heftig nach etwas gesehnt, nämlich nach magischem Talent, wovon damals sein Bürgerstatus, sein Wohlergehen und seine Selbstachtung abhingen. Was mußte die Sterblichkeit für jemanden, der zwar nicht mehr am Leben, aber auch nicht wirklich tot war, für eine Verheißung sein! Wenn Millie wirklich zum Leben erweckt wurde, würde sie natürlich eines Tages endgültig sterben, aber damit würde sie das Leben beenden, das sie vor vielen Jahrhunderten begonnen hatte. Als Gespenst hing sie in der Schwebe – sie konnte ihr Schicksal nicht erfüllen, da sie unfähig war, Liebe, Furcht und Gefühle zu empfinden.
    Nein, das stimmte nicht ganz, berichtigte Bink sich selbst. Es war offensichtlich, daß sie Gefühle hatte, aber auf andere Weise als stoffliche Menschen. Sie konnte weder körperliche Freuden noch Schmerz erfahren.
    ZWEITENS, fuhr die Tafel fort, BRAUCHST DU EINEN ZAUBERDOKTOR, DER DEIN TALENT WIEDER VOLL UND GANZ HERSTELLT.
    »Haben wir einen Zauberdoktor im Haus?« fragte die Königin und blickte sich mit blitzenden Zacken um. »Nein? Also gut. Dienstbote – zeig uns, wo der nächste Zauberdoktor ist.«
    Crombie wollte wütend losknurren, doch wieder
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