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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss
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Gegenwart. Aber der König konnte ja wohl kaum seine ganze Zeit damit verbringen, sich mit einem Jungen abzugeben.
    Grundy war ihm nachgelaufen. »Dor, das ist aber ein schlechter Tag, um auf Forschungsreise zu gehen!« warnte er. »Dieser Sturm da meint es ernst!«
    Dor blickte mißmutig zu der Wolke empor. »Wasch dir erst mal selbst den Kopf!« schrie er ihr zu. »Du bist keine Donnerwolke, du bist eine Knalltüte!«
    Als Antwort regnete ein Schauer gelber Hagelkörner auf ihn herab, und er mußte sich wie ein Zombie zusammenkrümmen und sein Gesicht mit dem Arm bedecken, bis es vorüber war.
    »Sei doch wenigstens ein bißchen vernünftig, Dor«, drängte Grundy ihn. »Leg dich bloß nicht mit diesem Sturm an. Der spült uns glatt weg!«
    Zögernd gab Dor den Argumenten der Vernunft nach. »Wir stellen uns unter. Aber nicht zu Hause, da ist der Zombie.«
    »Möchte mal wissen, was Millie nur an ihm findet«, meinte Grundy.
    »Das habe ich sie auch gefragt –« Jetzt fing es an zu regnen. Sie rannten unter einen Schirmbaum, dessen weite, dünne Krone sich eben ausbreitete, um den Regen abzufangen. Schirmbäume zogen trockenen Boden vor, deshalb schirmten sie sich gegen Regen ab. Wenn die Sonne schien, dann falteten sie sich zusammen, um die Strahlen nicht abzuhalten. Es gab auch Sonnenschirmbäume, die sich genau andersrum verhielten: Die spannten sich auf, wenn die Sonne schien, und blieben zusammengefaltet, wenn es regnete. Wenn die beiden nebeneinander Wurzeln faßten, dann gab es meistens echte Probleme in der Wildnis.
    Unter dem Baum hatten bereits zwei größere Jungen, die Söhne der Palastwachen, Schutz gesucht. »He!« rief einer von ihnen. »Ist das nicht der Blödmann, der sich mit Stühlen unterhält?«
    »Such dir deinen eigenen Baum, Quatschkopf«, befahl der andere Junge. Er hatte herabhängende Schultern und ein spitzes Kinn.
    »Hör mal zu, Pferdemaul!« fauchte Grundy. »Dieser Baum gehört euch nicht! Bei einem Gewitter teilen sich alle die Schirmbäume.«
    »Nicht mit Stuhlquasslern, du Zwerg!«
    »Er ist ein Magier!« erwiderte Grundy empört. »Er spricht mit allem, was tot ist. Das kann sonst niemand. Das hat noch nie jemand in der ganzen Geschichte Xanths gekonnt, und es wird auch nie wieder einer können!«
    »Laß nur, Grundy«, murmelte Dor. Der Golem hatte eine spitze Zunge, die sie beide noch in Schwierigkeiten bringen könnte. »Wir suchen uns einen anderen Baum.«
    »Siehst du?« fragte Pferdemaul triumphierend. »Der kleine Stinker weiß schon, wo er sich eine Harke fangen kann!« Er lachte.
    Plötzlich hörten sie hinter sich eine Explosion. Erschreckt zuckten Dor und Grundy zusammen, doch dann fiel ihnen ein, daß dies ja Pferdemauls Talent war: Donnerschläge zu projizieren. Die beiden älteren Jungen grölten vor Lachen.
    Dor kam unter dem Schirm hervor und trat fast auf eine Schlange. Er wich zurück, doch da löste sich die Schlange auch schon in eine dünne Rauchwolke auf. Das war das magische Talent des anderen Jungen: Er konnte kleine, harmlose Reptilien hervorzaubern. Die beiden lachten ununterbrochen und so heftig, daß sie sich am Stamm des Schirmbaums abstützen mußten.
    Dor und Grundy liefen auf einen anderen Baum zu, von einem erneuten Donnerschlag verfolgt. Dor unterdrückte seine Wut. Es gefiel ihm gar nicht, so behandelt zu werden, doch gegen die beiden stärkeren Jungen war er machtlos. Sein Vater Bink war ein muskulöser Mann, der jeder Rauferei gewachsen war, aber Dor kam mehr nach seiner Mutter: er war klein und schmächtig. Wie gerne er doch so gewesen wäre wie sein Vater!
    Der Regen wurde immer heftiger, und schon bald waren sie durchnäßt. »Warum läßt du dir das nur gefallen?« fragte Grundy. »Du bist doch ein Magier!«
    »Ein Magier des Sprechens«, erwiderte Dor. »Das will unter Jungen nicht viel heißen.«
    »Das will eine ganze Menge heißen!« rief Grundy. Seine kleinen Beine platschten durch die sich langsam bildenden Pfützen. Gedankenverloren beugte Dor sich hinunter, um ihn aufzuheben. Der kleine Golem war nur wenige Zoll groß. »Du könntest dich mit ihren Kleidern unterhalten, ihre ganzen Geheimnisse herausfinden, sie damit erpressen –«
    »Nein!«
    »Du bist einfach viel zu moralisch, Dor!« maulte Grundy. »Macht bekommt nur, wer skrupellos ist. Wenn dein Vater nur skrupellos gewesen wäre, dann wäre er sogar König geworden.«
    »Er wollte aber gar nicht König werden.«
    »Das tut nichts zur Sache. König zu sein ist keine Frage
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