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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss
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des Wollens, sondern des Talents. Nur ein richtiger Magier kann König werden.«
    »Und das ist König Trent auch. Ein guter König. Mein Vater sagt, daß es Xanth viel besser geht, seitdem der Magier Trent alles in die Hand genommen hat. Früher herrschten nur Anarchie und Chaos und böse Magie, außer in der Nähe der Dörfer.«
    »Dein Vater sieht eben bei jedem nur die guten Seiten. Er ist einfach zu gutmütig. Du bist ihm einfach zu ähnlich!«
    Dor lächelte. »Oh, danke schön, Grundy.«
    »Das war kein Kompliment!«
    »Ich weiß – für dich nicht.«
    Grundy zögerte. »Manchmal habe ich das unheimliche Gefühl, daß du gar nicht so naiv bist, wie du zu sein scheinst. Wer weiß, vielleicht nagen ja auch in deinem Herzen kleine Wut- und Eifersuchtswürmer, genauso wie bei allen anderen auch.«
    »Das tun sie auch. Als der Zombie heute Millie besuchen kam –« Er beendete seinen Satz nicht.
    »Aha! Du nimmst Millie also inzwischen wahr! Langsam wirst du erwachsen.«
    Dor wirbelte zu ihm herum – und der Golem wirbelte ebenfalls herum, da er ja in seiner Hand war. »Was willst du damit sagen?«
    »Nur daß Männer an Frauen eben Dinge wahrnehmen, die Jungen nicht bemerken. Weißt du denn nicht, was Millie für ein Talent hat?«
    »Nein. Was denn?«
    »Sex-Appeal.«
    »Ich dachte, das hätten alle Frauen.«
    »Manche Frauen wünschten sich, welchen zu haben. Millies ist magischer Art. Jeder Mann in ihrer Nähe kommt auf dumme Gedanken.«
    Das leuchtete Dor nicht ein. »Mein Vater aber nicht.«
    »Dein Vater geht ihr auch sorgfältig aus dem Weg. Hast du geglaubt, daß das nur ein Zufall wäre?«
    Dor hatte angenommen, daß es sein eigenes Talent gewesen sei, das Bink so häufig von seinem Heim fernhielt. Der Gedanke, daß er sich geirrt haben könnte, war ausgesprochen verlockend. »Und was ist mit dem König?«
    »Der hat eben eine eiserne Selbstbeherrschung. Aber du kannst darauf wetten, daß er auch solche Gedanken hat, wenn ihn keiner dabei sieht. Ist dir mal aufgefallen, wie scharf die Königin auf ihn aufpaßt, wenn Millie dabei ist?«
    Dor hatte immer geglaubt, daß die Königin ihn mißmutig angesehen hatte, als Millie ihn als Kind in den Palast mitgebracht hatte. Jetzt war er verunsichert, deshalb wollte er sich lieber auf keine weiteren Diskussionen einlassen. Der Golem wußte immer jede Menge Tratsch, den die Erwachsenen sehr genossen, auch wenn die Behauptungen nicht immer besonders zuverlässig sein mochten. Manchmal konnten Erwachsene ganz schön blöd sein.
    Sie kamen an einen Pavillon im Obstgarten von Schloß Roogna. Dort stand ein Trockenstein, der für eben solche Gelegenheiten aufgestellt worden war. Als sie sich ihm näherten, strahlte er eine angenehme Wärme aus, die sofort ihre Kleidung zu trocknen begann. Es gab wohl kaum etwas Wohltuenderes als einen Trockenstein, nachdem man durchgefroren und durchnäßt war! »Ich danke dir für deine Dienste, Trockner«, sagte Dor zu ihm.
    »Gehört zu meinem Job«, erwiderte der Stein. »Mein Vetter, der Schleifstein, der muß wirklich schuften wie bekloppt! Die ganzen Messer, die alle geschliffen werden müssen! Haha!«
    »Haha«, stimmte Dor ihm in mildem Ton zu und tätschelte ihn. Das Problem bei unbelebten Dingen war immer, daß sie zwar nicht besonders schlau waren, sich aber dafür hielten.
    Aus dem Obstgarten erschien eine weitere Gestalt, die einen Strauß Schokoladenkirschen in der Hand hielt. »Ach nee!« rief sie, als sie Dor erkannte. »Wenn das nicht der Dodo Dor ist, der leblose Schnüffler!«
    »Wer reißt denn da nur das Maul so auf!« konterte Grundy. »Wenn das nicht die Wütende Irene ist, die Palastgöre!«
    »Für dich bin ich immer noch Prinzessin Irene«, fauchte das Mädchen. »Schließlich ist der König mein Vater, falls du das vergessen haben solltest.«
    »Na ja, König wirst du jedenfalls nie werden«, meinte Grundy.
    »Nur weil Frauen nicht den Thron besteigen dürfen, Golem! Aber wenn ich ein Mann wäre –«
    »Dann würdest du trotzdem nicht König werden, denn du hast keine Magie vom Kaliber eines Magiers.«
    »Aber wohl!« schrie sie wütend.
    »Klebefinger vielleicht?« höhnte Grundy.
    »Das sind grüne Finger!« schrie sie, außer sich vor Wut. »Ich kann jede Pflanze wachsen lassen. Und zwar schnell. Und gesund.«
    Dor hatte sich zunächst herausgehalten, aber nun zwang sein Gerechtigkeitssinn ihn dazu, etwas zu sagen.
    »Das ist doch wirklich ein beeindruckendes magisches Talent.«
    »Halt dich da raus,
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