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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss
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Dodo!« blaffte die. »Was verstehst du denn schon davon!«
    Dor spreizte die Hände. Wie kam es nur immer, daß er in Streitgespräche verwickelt wurde, die er doch gerade hatte vermeiden wollen? »Nichts. Ich kann nichts zum Wachsen bringen.«
    »Das wirst du schon noch, wenn du erst mal ein Mann geworden bist«, brummte Grundy.
    Doch Irene war immer noch in Rage. »Und wieso nennen dich alle einen Magier, während ich nur –«
    »Eine verzogene Göre bin«, beendete Grundy ihren Satz.
    Irene brach in Tränen aus. Sie war ein ganz hübsches Kind mit grünen Augen und einer grünlichen Haartönung, die beide zu ihrem Talent paßten. Aber ihre Finger waren ganz normal fleischfarben. Sie war noch ein Mädchen und ein Jahr jünger als Dor, also durfte sie weinen, wann immer sie wollte. Aber es störte ihn doch. Er wollte mit ihr auf gutem Fuß stehen, aber irgendwie gelang es ihm nie. »Ich hasse dich!« kreischte sie ihn an.
    Verblüfft konnte Dor nur fragen: »Aber warum denn?«
    »Weil du… K-König werden wirst! Und wenn ich K-Königin werden will, dann muß ich… dann muß ich…«
    »Ihn heiraten«, fuhr Grundy fort. »Du solltest wirklich endlich einmal lernen, wie man seine Sätze zu Ende führt.«
    »Arrgh!« schrie sie, und es klang wirklich so, als würde sie sich gleich übergeben. Sie blickte sich mit wirrem Blick um und entdeckte eine winzige Pflanze am Rande des Pavillons. »Wachse!« bellte sie sie an und zeigte auf sie.
    Die Pflanze gehorchte ihrem magischen Talent und wuchs. Es war ein Schattenboxer, an dessen drahtigen Stengeln kleine Boxhandschuhe wuchsen. Die Boxhandschuhe ballten sich zu Fäusten und schlugen auf die Schatten ein, die von den fernen Blitzen am Himmel geworfen wurden. Kurz darauf war der Boxer mehrere Fuß groß, und die Handschuhe hatten die Größe von menschlichen Fäusten. Sie hämmerten auf die undeutlichen Schatten im Inneren des Pavillons ein. Dor wich zurück, denn er wußte, daß die Hiebe ganz schön kräftig waren.
    Von seiner Bewegung auf ihn aufmerksam gemacht, sprang die Pflanze auf seinen dunkleren Schatten zu, der sich von den anderen deutlich abhob. Jetzt waren die Handschuhe schon größer als menschliche Fäuste, und ihre Stengel waren auch dicker als Handgelenke. Es gab ein Dutzend davon, und einige von ihnen verteilten Hiebe, während andere sich für den nächsten Schlag zusammenzogen und der Pflanze ihr Gleichgewicht verliehen. Irene sah mit hämischem Grinsen zu.
    »Womit habe ich das nur verdient?« fragte Dor mißmutig. Er wollte nicht aus dem Pavillon fliehen. Das Gewitter war heftiger geworden, und auf das Dach prasselte der gelbe Regen. Das Geräusch war entnervend, denn es waren viel zu viele Hagelkörner darunter, und es sah ganz danach aus, als würden sich die Tornadogeister hier gleich sehr wohl fühlen.
    »Na ja, ganz genau weiß ich das auch nicht«, erwiderte der Pavillon. »Aber ich habe mal mit angehört, wie die Königin mit einem Gespenst gesprochen hat, als sie sich bei einem kleinen Schauer hier untergestellt haben, und da hat sie gesagt, daß Bink ihr schon immer ein Ärgernis gewesen wäre und daß nun Binks Sohn ein Ärgernis für ihre Tochter darstellte. Sie sagte, daß sie etwas dagegen unternehmen würde, wenn da nicht der König wäre.«
    »Aber ich habe ihnen doch nie etwas getan!« verteidigte sich Dor.
    »O doch«, meinte Grundy. »Du bist als ganzer Magier zur Welt gekommen. Das können sie nun einmal nicht verkraften.«
    Jetzt hatten die Boxhandschuhe ihn eingekeilt, so daß er am äußersten Rand des Pavillons stand. »Wie komme ich nur aus dieser Lage wieder raus?«
    »Zünde ein Licht an«, meinte der Pavillon. »Schattenboxer können Licht nicht ausstehen.«
    »Aber ich habe kein Licht, das ich anzünden könnte!« Einer der Handschuhe streifte ihn an der Brust, doch als er ihm auswich, strömte plötzlich das Wasser seinen Rücken hinab. Das hier war gelber Regen. Ob der wohl auch gelbe Streifen hinterließ?
    »Dann suchst du wohl besser das Weite«, schlug der Pavillon vor.
    »Genau, Dodo!« stimmte Irene ihm zu. Da sie die Pflanze verzaubert hatte, tat sie ihr auch nichts zuleide. »Lauf nur raus und laß dir von einem riesigen Hagelkorn den Schädel einschlagen. Etwas Eis würde deinem Gehirn nur guttun.«
    Drei weitere Boxhandschuhe prügelten auf ihn ein. Dor rannte in den Regen hinaus. Sofort war er wieder durchnäßt, doch zum Glück waren die Hagelkörner klein und leicht und etwas matschig. Irenes höhnisches
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