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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
Autoren: Victoria Alexander
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auch nichts zur Sache.« Sie sah ihren Neffen streng an. »Deine Lady Chester ist im Begriff, vor dir zu fliehen, und wenn du nicht sofort handelst, könntest du sie für immer verlieren.«
    Gideon beäugte seine Tante verwundert. »Du sagtest, sie wäre die Falsche für mich.«
    »Ist sie auch«, bestätigte Tante Louisa mit einem resignierten Seufzen. »Aber es gibt Schlimmeres im Leben, als die falsche Frau zu wählen, sofern die betreffende falsche Frau diejenige ist, die dich glücklich macht.«
    Gideon kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. »Du möchtest also, dass ich glücklich bin?«
    »Offensichtlich, Gideon«, sagte sie, legte eine Hand auf seinen Arm und straffte den Rücken. »Wenn diese Frau die eine ist, die dich glücklich macht, dann wärst du ein Narr, sie gehen zu lassen.«
    »Und du hasst es, ein Narr zu sein«, murmelte Norcroft.
    »Ja, das tue ich fürwahr.« Gideon sah seine Tante an. Wahrscheinlich sollte er ihr sagen, dass er bereits beschlossen hatte, Judith nicht gehen zu lassen, aber er genoss den Sinneswandel seiner Tante viel zu sehr. »Was ist mit meinen Verpflichtungen? Mit dem Fortleben unseres Familiennamens? Mit Kindern und all dem?«
    »Du bist noch jung, Gideon, und gebe Gott, dass du ein langes Leben vor dir hast. So ernst man seine Verpflichtungen auch nehmen sollte, wäre mir die Vorstellung unerträglich, dass du für den Rest deines Lebens unglücklich bist. Und was Kinder betrifft«, sie tat es mit einer Handbewegung ab, »die sind ja nicht gänzlich ausgeschlossen. Man weiß schließlich nie. Es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Anderenfalls«, ergänzte sie mit einem Seufzer, »wären deine Cousins hocherfreut.«
    »Und du bist dir sicher?«
    »Ich habe immer recht«, erklärte Tante Louisa bestimmt. »Sie tritt diese Reise bloß an, weil sie denkt, es wäre das Beste für dich. Sie liebt dich, Neffe! Das hat sie mir gegenüber quasi zugegeben.« Sie sah ihn eindringlich an. »Geh zu ihr, Gideon. Sag ihr, was du für sie empfindest. Halte sie auf. Heirate sie!«
    »Nun gut, du hast mich überzeugt.« Gideon verkniff sich ein Grinsen. »Wann reist sie ab?«
    »Heute. Jeden Moment.«
    »Dann sollte ich gehen.« Er machte ein paar Schritte Richtung Tür. »Ich fände es überaus unerfreulich, ihr bis nach Südamerika folgen zu müssen.«
    »Paris«, rief Tante Louisa ihm nach. »Sie reist zuerst nach Paris.«
    »Also gut. Dann eben nach Frankreich.« Er blickte sich kurz zu seinen Freunden um. »Wärt ihr so freundlich, meine Tante aus dem Club zu begleiten, ehe ihr alle aufgefordert werdet, zu gehen und nie mehr zurückzukommen?«
    »Es ist uns eine Ehre«, sagte Norcroft.
    »Obwohl, wo ich schon mal hier bin«, hörte Gideon seine Tante noch sagen, »könnte ein kleines Glas Whisky...«
    Gideon grinste vor sich hin und achtete gar nicht auf die verdutzten Gesichter der übrigen Clubmitglieder. Gott segne seine Tante für ihr unerlaubtes Eindringen in die heiligen Hallen! So entschlossen er auch gewesen war, Judith nicht kampflos aufzugeben, erst jetzt, da er wusste, dass sie ihn ebenso sehr liebte wie er sie, vertrieb eine neue Heiterkeit die letzten Reste seiner Melancholie. Nichts konnte ihn mehr aufhalten. Er würde Judith nicht gehen lassen. Jetzt nicht und nie mehr. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass er sich nicht irrte, was ihre Gefühle anging. Zudem war er ein Mann, der grundsätzlich nicht zuließ, dass Zweifel sein Denken trübten, worin eindeutig einer der unterschätzten Vorzüge der Arroganz lag. Sie hatte ihm das angetan, oder vielmehr die Liebe hatte es ihm angetan.
    Er trat aus dem Gebäude und blieb oben an der Treppe stehen, die auf den Gehweg hinunterführte. Sollte er Judith nicht bei ihr zu Hause vorfinden, würde er zum Hafen eilen und von dort, falls nötig, auch bis nach Frankreich reisen. Sie könnte ihm nicht mehr entfliehen. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht.
     
    Stunden später betrat Gideon sein Haus und ging geradewegs zur Bibliothek.
    »Mylord«, rief Wells ihm nach. »Sie haben...«
    »Jetzt nicht, Wells.« Gideon schloss die Bibliothekstür hinter sich, eilte mit großen Schritten zum Schreibtisch und schenkte sich ein Glas Brandy ein. Wo in aller Welt steckte die Frau, verdammt noch mal? Ein furchtbares Unbehagen erfüllte ihn, seit er bei Judith gewesen war, das beständig schlimmer wurde. Ihr Butler hatte geschworen, dass sie noch nicht nach Paris unterwegs war, und behauptete, nicht zu wissen, wo sie wäre.
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