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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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hinten alleine ist in ihrer Bude und da irgendwie mit sich
selber zu Gange. Na ja, was heißt Bude, war vielleicht früher mal bloß die
Veranda, aber wir haben das alles umgebaut, die Haustür ist ja jetzt auf der
andern Seite, und kein Mensch braucht heute noch ne Veranda, und da haben wir
schön Wärmedämmung und neue Fenster und Tapeten und alles gemacht, nicht dass
du denkst. Die hats schon gut jetzt, die Mutter Wachlowski.
    Montag Mittag ging das Theater
dann los. Ich war grad aus der Schule da und den Kopf noch voll von diesen
Itschies, ich könnt die alle. Alle zusammen in nen Sack stecken und ma ordentlich
draufhaun. Manchmal bin ich ja dafür, dass die Prügelstrafe wieder eingeführt
wird, du kriegst denen ja nix mehr rein in ihren Kopp. Achte Klasse, Mann, und
vom kleinen Einmaleins noch nie was gehört! Und denn sollen die auch noch ne
Gleichung lösen, das is aber nu zu viel verlangt, Herr Lehrer. Und kaum hab ich
einen Fuß in mein trautes Heim gesetzt, und mit ordentlich Knast inne Röhren,
sagt doch Britta, sagt die doch zu mir: »Hartmut, du musst noch ma los, Blumen
besorgen, wir brauchen doch noch Blumen für die Beerdigung.«
    »Was denn für Blumen«, sag
ich, »is doch keine Hochzeit«. Aber weißt ja, wie die ist, die lässt einem
keine Ruhe, die kann einem vielleicht aufn Nerven rumtrampeln. Ein ganz
tückisches Stück Weib ist das, weil, man sieht ihr das ja nicht an, ich hab ihr
das ja auch nicht angesehen, damals, du siehst die ja nur so von außen, und
denn denkste, Mannomann, was Bessres kann dir gar nicht passieren. Denken doch
alle, oder, dass der Hartmut da aber nen Sechser im Lotto gemacht hat, wa? Na
ja, stimmt schon, sieht immer noch zehn Jahre jünger aus, als sie ist, Britta,
ne, sagen doch immer alle. Aber manchmal, echt.
    War aber zum Schießen, weil
ich genau gemerkt hab, dass Mutter nu nicht weiß, ob sie mit ihrer
vermaledeiten Schwiegertochter in eine Kerbe hauen soll oder nicht, aber da
war wohl mal wieder ich dran, und Mutter fängt auch noch an: »Du hoolst jetz
sofort paar weiße Chrisantem ausse Stadt!«
    Hatse nu nämlich auch vor
Schreck nicht gewusst, ob sie Hoch oder Platt sprechen soll, wahrscheinlich
wegen Britta, die meckert sie zwar auch immer auf Platt an, und Britta immer:
»Zum Glück versteh ich dich ja nicht«, aber gleichzeitig will Mutter nu vor ihr
ja auch nicht als »un-ge-bil-det« dastehn. Und nu hat Britta Oberwasser und
sagt: »Los, nu mach schon, wir haben nich ewig Zeit«, und ich also los, was
willst denn machen.
    Aber dann denk ich auf einmal,
wieso ist die denn schon so früh zu Hause, ist doch Montag, und ich frag sie,
warum, und sie sagt: »Ich hab die in der letzten Stunde ne Klassenarbeit
schreiben lassen, die junge Tetzke, die Referendarin, die hat das
beaufsichtigt, da könnt ich schon nach Hause, wir müssen doch nachher gleich
los.«
    »Und wie bist du ohne Auto
nach Hause gekommen?«, frag ich, weil der Opel ja in der Werkstatt ist, und da
sagt sie doch glatt: »Rolf hat mich mitgenommen.«
    »Ach, der hatte wohl auch
schon Feierabend oder was«, sag ich, und sie: »Ja, die Fünfte hatte Wandertag,
da musst er heut >keinen auf sportlich machen<, wie er sagt, und konnte
schon los.«
    »Und dich gleich mitnehmen,
oder wie?« >Sportlich    »Ja, war doch praktisch.«
    »Na so was von praktisch, wa!«
Ich glaub, ich spinn. »Na, is ja nix Neues!«
    »Jetzt hör aber ma auf,
Hartmut«, sagt sie, »ich glaub, du spinnst, und das is nu wirklich nix Neues!
Jetzt mach ma hinter!«
    Ich also los in die Stadt und
diese beschissenen Blumen gekauft von meinem beschissenen Geld, und wie ich
zurückkomm, seh ich Ella, die grad vom Bus kommt, und ich hupe, aber die geht
einfach weiter, also fahr ich auch weiter. Als sie reinkommt, sag ich: »Na, wie
war die Schule, nich so doll, wa?«, aber glaubste, du kriegst ne Antwort?
    Mutter und Britta sitzen da
immer noch rum und schlürfen Kaffee, zur Stärkung, sagt Britta, als ob
irgendeine von denen wegsacken könnte, glauben die doch selber nicht, am
allerwenigsten Mutter. Klucken da in ihren unbequemen schwarzen Klamotten, wie
zwei fette schwarze Krähen, und Ella sagt doch glatt: »Wie seht ihr denn aus?«
    Ich hätt ja fast gelacht. Aber
das sagt nu grade die Richtige. »Und wie siehst du aus?«, sag ich, »guck dich
doch ma an, in dei'm ewigen schwarzen Pullover, der stinkt doch bestimmt
schon!«
    »Hartmut!«, sagt Britta.
    »Brauchst mir ja nich zu nahe
zu kommen!«, sagt Ella, und mir war wieder
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