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Zaduks Schädel

Zaduks Schädel

Titel: Zaduks Schädel
Autoren: Jason Dark
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hineinkriechen, um sie zu erforschen.
    Nach einer Weile richtete er sich auf, jetzt sicher, daß Zaduk sein Opfer nicht abweisen würde.
    Er drehte sich um und öffnete die Hanfverschnürung des Jutesacks, der die Opfergabe bisher verborgen gehalten hatte. Er zerrte die Ränder dem Boden entgegen, und schon bald konnte er die dunkle Haarflut der Frau sehen, die bisher durch den Sack verborgen geblieben war. Sie war Zaduks Opfer — noch jung, noch Jungfrau. Sie sah aus wie tot, das jedoch war sie nicht, denn aus ihrem Mund strömte noch leichter Atem. Nur war sie an den Händen gefesselt worden, nicht an den Füßen, aber die konnte sie auch nicht bewegen, denn das Gift, das ihr eingeflößt worden war, hatte sie für eine lange Zeit bewußtlos werden lassen. Asianis stülpte den Sack an den beiden Seiten so weit nach unten, daß er den Körper der Frau ohne Schwierigkeiten von den letzten Hindernissen befreien konnte.
    Sie war auf den Rücken gefallen. Ihr Haar breitete sich fächerartig unter dem Kopf aus. Schwarz wie das Gefieder eines Raben war es. Auch ihre Haut zeigte einen dunklen Ton. Sie stammten aus dem Süden, wo viele Sklaven herkamen. Sie alle waren hochgewachsen und sehr kräftig, jedenfalls die Männer, die zu den niedrigsten Arbeiten herangezogen wurden.
    Die Frauen halten im Haus, sie waren auch bekannt für ihre Liebesdienste, denn sie gehörten zu den sehr hübschen Mädchen, an denen kein ›Herr‹ vorbeigehen konnte.
    Asianis wußte nicht einmal, wie das Opfer hieß. Er hatte es einem Herrn abgekauft, mehr war für ihn nicht wichtig.
    Er bückte sich, um die noch junge Frau anzuheben, die genau in diesem Augenblick, als sie die Berührung spürte, die Augen aufschlug. Beide starrten sich an.
    Im Gesicht des Babyloniers zeigte sich keine Regung. Finster starrte er in die schreckgeweiteten Augen, hörte das Flüstern und schüttelte den Kopf, bevor er das Opfer endgültig in die Flöhe riß Lind es so drehte, daß es den mächtigen Schädel anschauen konnte. Asianis stand hinter der Frau und hielt sie fest.
    Zunächst sagte sie nichts. Sie reagierte überhaupt nicht, sah nur den mächtigen Schädel, das Leuchten auf seiner knochenbleichen Fratze und den roten Schimmer auf der Stirn, als wäre dort eine sehr dünne Blutschicht verteilt worden.
    Sie wußte genau, was ihr bevorstand. Allmählich kam das Begreifen. Hatte sie sich zunächst auf den Beinen gehalten und so gut wie keine Furcht gezeigt, änderte sich dies schlagartig. Durch ihren Körper rann ein Zittern. Sie gab Laute von sich, die an ein ersticktes Stöhnen erinnerten, und schüttelte einige Male den Kopf, als könnte sie das Furchtbare einfach nicht begreifen. Asianis wiederum reagierte nicht. Er blieb gelassen. Er wollte sie diese Angst auskosten lassen und hielt sie nur fest, mehr tat er nicht. Sie zitterte, sie bebte, er hörte sie schluchzen und wußte, daß Tränen an ihren Wangen herabliefen.
    Die Angst vor dem nahen Ende schüttelte sie durch, und sie hörte die flüsternde Stimme des mächtigen Priesters dicht an ihrem rechten Ohr.
    »Zaduk liebt Frauen wie dich. Er mag sie, wenn sie noch Jungfrau sind. Es sollte dir zur Ehre gereichen, daß du es bist, für die er sich entscheiden wird. Hast du gehört?«
    Die Sklavin stammelte etwas, das auch der Mann nicht verstand. Es waren irgendwie sinnlose Worte, unterbrochen von keuchenden Geräuschen und langem Atemholen, das sich anhörte, als wollte sie noch einmal alle ihre Not ausschluchzen.
    Ihre Beine gaben nach, sie warf den Kopf zurück, ein langer Wehlaut der Klage drang aus ihrem Mund. Asianis' Keuchen füllte ihr Ohr aus. »Stell dich nicht so an, Sklavin. Sei dankbar, daß du Zaduk geopfert werden darfst!«
    Er schob sie vor.
    Sein harter Griff lockerte sich nicht. Und als er einen Schritt auf den Schädel zugegangen war, da wußte er plötzlich, daß Zaduk das Opfer annehmen würde.
    Hinter dem offenen Mauleingang bewegte sich etwas. Wie eine Qualle schien es aus der Tiefe des Gaumens steigen zu wollen, verließ die rote Masse und peitschte vor.
    Es war eine Zunge!
    Keine normale, obwohl sie einen dichten, dunkelroten Farbton zeigte. Sie roch nach Moder und Blut, war im hinteren Teil breiter als vorn, wo sie zu einer Spitze zusammenlief. In ihrer Mitte befand sich eine rinnenähnliche Vertiefung. Sie sah aus wie eine Trennlinie für die beiden Zungenhälften.
    Asianis gab einen zufriedenen Laut ab, während die Sklavin vor Angst fast verging und mit gestammelten Worten
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