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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Autoren: Jermaine Jackson
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wuchsen ganz im Gegenteil in einem liebevollen Umfeld auf, mit einer Mutter, die uns viel küsste und in die Arme nahm. Die Stärke, die diese Liebe in uns erwachsen ließ, spüren wir alle noch heute. Ich war ein echtes Mamakind – ebenso wie Michael –, und wir beide, wie auch La Toya, kämpften stets um den begehrten Platz an Mutters Seite, eng an ihre Beine geschmiegt, die Hände an den Rock geklammert. La Toya gab sich dann immer alle Mühe, mich aus dem Feld zu schlagen.
    Wenn Mutter nicht zu Hause war und wir Brüder miteinander Streit hatten, versuchte jeder sie auf seine Seite zu ziehen. „Versprich uns, dass du nichts erzählst, La Toya. Versprich es!“
    „Versprochen“, sagte sie dann ganz überzeugend. „Ich verrate nichts!“ Sobald Mutter aber zur Tür hereinkam, war das Versprechen vergessen, und es folgte eine dramatische Schilderung der Ereignisse. „Mutter, Jermaine hat sich geprügelt.“ Wir hätten es ihr gern einmal richtig heimgezahlt, dass sie dauernd petzte. Sie war die stille Beobachterin, die sich alles merkte, um es später auszuplaudern. Notfalls erfand sie auch irgendwelche Geschichten – sie wollte sich einfach bei Mutter einschmeicheln, während ich zur Strafe zusätzliche Arbeiten im Haushalt aufgebrummt bekam. Aber später witzelten wir oft darüber, dass ich trotzdem sehr hoch in Mutters Gunst stand und „Mamas Liebling“ war, wie Rebbie das nannte.
    „Du warst das Lieblingskind!“, meinte auch Michael, und das war schon ein bisschen dreist, weil er in ihren Augen auch nichts falsch machen konnte.
    Ich fühlte mich jedenfalls nicht als etwas Besonderes, aber wenn Mutter mich wirklich jemals bevorzugt haben sollte, dann lag das vermutlich an einer Geschichte, die sich ereignete, als sie mit Michael schwanger war. Mit ungefähr drei Jahren wollte ich unbedingt ausprobieren, ob ich eine ganze Packung Salz essen konnte, und landete prompt mit Nierenversagen im Krankenhaus. Ich selbst kann mich an diese traumatische Erfahrung nicht mehr erinnern. Zwar war ich ein kräftiges Kind, aber ich musste trotzdem drei Wochen lang unter ärztlicher Aufsicht bleiben. Mutter und Joseph konnten es sich nicht leisten, jeden Tag zu mir zu fahren. Wenn sie aber kamen, dann erzählte ihnen die Schwester, dass ich mir den ganzen Tag die Lunge nach ihnen aus dem Hals schrie. Und wenn sie sich wieder verabschiedeten, stand ich heulend auf meinem Bett. Ich bin heute froh, dass ich mich nicht an Mutters Gesichtsausdruck erinnere, wenn sie mich wieder allein lassen musste. Es sei ein schreckliches Gefühl gewesen, sagte sie später.
    Schließlich durfte ich wieder nach Hause, aber vielleicht ist dieses Erlebnis eine Erklärung dafür, weshalb ich so empfindlich wurde und mich so übermäßig an sie klammerte, immer in der Angst, wieder alleingelassen zu werden. Am ersten Schultag riss ich mich von der Lehrerin los, rannte den Flur hinunter und hinaus auf die Straße, zurück zu meiner Mutter. „Du musst hierbleiben, Jermaine … du musst hierbleiben“, sagte sie damals mit einer Ruhe, die für mich dann alles wieder in Ordnung brachte. Ihr Einfühlungsvermögen beruht auf einem tiefen, unerschütterlichen Glauben an Gott, und dabei vermittelt sie stets eine Haltung, die irgendwo zwischen der Aura eines Jüngers und der Autorität eines Friedensrichters liegt. Sicher hat auch ihre Belastbarkeit ihre Grenzen, aber mit ihrer Gelassenheit konnte sie viele schwierige Situationen entschärfen.
    Sie hat sich für uns aufgeopfert, schon allein dadurch, dass sie 81 Monate ihres Lebens mit uns schwanger war. Und sie war schön, mit ihrem gewellten schwarzen Haar und ihren makellosen Kleidern und mit dem perfekt aufgetragenen roten Lippenstift, der Flecken auf unseren Wangen hinterließ. Mutter war der Sonnenschein in dem Haus in der Jackson Street 2300.
    Sie arbeitete als Teilzeitkraft im Kaufhaus Sears. Wir konnten es nie abwarten, dass sie von der Arbeit nach Hause kam. Ich denke heute noch voller Wärme daran, wie sie zur Haustür hereinkam, nachdem sie sich durch den tiefen Schnee des Winters in Indiana gekämpft hatte. Sie stand da, stampfte mit den Füßen auf der Matte und bewegte den Kopf hin und her, um die Schneeflocken abzuschütteln. Dann kam Michael – inzwischen der Schnellste von uns allen – auf sie zugerannt und umklammerte ein Bein, gefolgt von mir, La Toya, Tito und Marlon. Bevor sie den Mantel ablegte, zog sie die Hände aus den Taschen und hatte dann immer etwas zum Naschen für uns
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