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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Autoren: Maria V. Snyder
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meine Uniform in den Schrank gehängt hatte, trat ich ans Fenster. Das Fensterbrett war breit genug, um darauf sitzen zu können. Die Läden waren geschlossen, aber die Riegel saßen auf der Innenseite. Mit zitternden Händen löste ich sie, stieß das Fenster weit auf und blinzelte in die plötzliche Helligkeit. Ich legte die Hand an die Stirn, kniff die Augen zusammen und betrachtete ungläubig das Bild vor meinem Fenster. Ich befand mich im Erdgeschoss des Schlosses, nur einen Meter fünfzig über dem Erdboden.
    Zwischen meinem Zimmer und den Ställen befanden sich die Hundezwinger und der Trainingsparcours für die Pferde. Den Stalljungen und Hundetrainern wäre es egal, wenn ich fliehen würde. Ich hätte problemlos hinunterspringen und weglaufen können. Ein verlockender Gedanke – abgesehen von der Tatsache, dass ich dank des Gifts von Valek in zwei Tagen tot wäre. Vielleicht ein anderes Mal, wenn zwei Tage in Freiheit den Preis wert wären.
    Darauf konnte ich nur hoffen.

3. KAPITEL
    R eyads Peitsche schnitt mir in die Haut und hinterließ einen brennenden Schmerz in meinem Fleisch. „Beweg dich“, befahl er. Ich versuchte, den Schlägen auszuweichen, aber das Seil um meine Handgelenke, mit dem ich an einen Pfosten in der Mitte des Raumes gefesselt war, hinderte mich daran.
    „Beweg dich. Mach schneller!“, schrie Reyad.
    Wieder und wieder traf mich die Peitsche. Mein dünnes Hemd bot keinen Schutz vor dem har ten Le der. Plötzlich meldete sich in meinem Kopf eine leise, tröstliche Stimme. „Geh fort“, flüsterte sie. „Lass deinen Geist zu einem fernen Ort reisen, wo es nichts Böses gibt. Trenne deine Seele von deinem Körper.“
    Die angenehme Stimme gehörte weder Reyad noch Brazell. Vielleicht einem Erlöser? Es war ein einfacher Weg, den Qualen zu entkommen, und ausgesprochen verlockend – aber ich wartete lieber auf eine andere Gelegenheit. Deshalb ignorierte ich die Aufforderung und konzentrierte mich darauf, der Peitsche auszuweichen. Als die Erschöpfung übermächtig wurde, begann mein Körper, wie Espenlaub zu zittern. Wie ein Kolibri, der die Orientierung verloren hatte, irrte ich durch den Raum, um den Peitschenhieben zu entkommen.
    Schweißgebadet fuhr ich in der Dunkelheit auf. Die verknautschte Unterwäsche klebte an meinem Körper. Aus dem Peitschenknallen in meinem Traum war lautes Klopfen geworden. Ehe ich zu Bett gegangen war, hatte ich einen Stuhl unter die Türklinke geklemmt, damit niemand hereinkommen konnte. Jetzt erbebte der Stuhl bei jedem Schlag.
    „Ich komme“, rief ich. Sofort hörte das Hämmern auf. Vor der Tür stand Margg mit einer Laterne in der Hand und musterte mich griesgrämig. Schnell schlüpfte ich in meine Uniform und folgte ihr auf den Korridor. „Hast du nicht Sonnenaufgang gesagt?“
    Ihr missbilligender Blick ließ mich verstummen. „Es ist Sonnenaufgang.“
    Im Morgengrauen folgte ich Margg durch das Labyrinth der verborgenen Gänge. Mein Zimmer ging nach Westen, sodass ich die aufgehende Sonne nicht mitbekam. Margg löschte die Laterne aus, als mir der Duft von frischem Kuchen in die Nase stieg.
    Ich atmete tief ein und fragte: „Frühstück?“ Verärgert stellte ich fest, dass meine Stimme hoffnungsvoll, fast flehentlich klang.
    „Nein. Dein Essen bekommst du von Valek.“
    Die Vorstellung von einem vergifteten Frühstück ließ mich meinen Hunger auf der Stelle vergessen. Unwillkürlich krampfte sich mein Magen zusammen, als ich mich an Valeks Butterfly Dust erinnerte. Noch ehe wir sein Arbeitszimmer erreichten, hatte ich das Gefühl, dass mich das Gift jeden Moment dahinraffen würde, falls ich nicht umgehend das Gegenmittel bekäme.
    Valek stellte gerade dampfende Schüsseln und Teller auf seinen Schreibtisch. Dafür hatte er eigens einen Teil der Tischplatte freigeräumt und die Papiere achtlos zusammengelegt. Er deutete auf einen Stuhl. Während ich mich hin setzte, suchte ich auf dem Schreibtisch vergeblich das Fläschchen mit dem Gegengift.
    „Hoffentlich hast du …“ Valek musterte mich eindringlich. Ich bemühte mich, seinem Blick standzuhalten.
    „Erstaunlich, was ein Bad und eine Uniform bewirken können“, sagte er. Geistesabwesend kaute er ein Stück Frühstücksspeck. „Das sollte ich mir für die Zukunft merken. Wer weiß, wofür es gut ist.“ Er stellte zwei Teller mit Eiern und Schinken vor mich hin und sagte: „Fangen wir an.“
    Mir war schwindlig und heiß. „Ich möchte lieber zuerst das Gegenmittel“, brach
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