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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Autoren: Maria V. Snyder
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es aus mir hervor. Als Valek lange schwieg, begann ich, nervös auf meinem Stuhl hin und her zu rutschen.
    „Eigentlich kannst du noch gar keine Symptome spüren. Die treten erst später am Nachmittag auf.“ Achselzuckend ging er zu seinem Schrank. Mit einer Pipette nahm er etwas von der weißen Flüssigkeit aus einer großen Flasche und verschloss den Schrank sofort wieder. Mein Interesse am Schlüssel musste offensichtlich gewesen sein, denn Valek ließ ihn mit einer geschickten Handbewegung verschwinden. Er gab mir die Pipette und setzte sich auf die andere Seite des Tisches.
    „Trink aus, damit wir mit der heutigen Lektion beginnen können“, befahl er.
    Begierig sog ich den Inhalt ein, der so bitter schmeckte, dass ich den Mund verzog. Valek nahm mir die Pipette ab und drückte mir stattdessen ein blaues Gefäß in die Hand. „Riech daran.“
    Das Gefäß enthielt ein weißes Pulver, das wie Zucker aussah, aber wie Rosenholz duftete. Valek deutete auf die beiden dampfenden Teller vor mir auf dem Tisch und forderte mich auf herauszufinden, auf welchem das vergiftete Essen lag. Ich schnüffelte an den Speisen wie ein Spürhund auf der Suche nach Beute. Der linke Teller verströmte ein schwaches Aroma von Rosenholz.
    „Gut. Solltest du diesen Geruch bei einem Gericht entdecken,das für den Commander bestimmt ist, lass es zurückgehen. Das Gift heißt Tigtus, und ein einziges Körnchen tötet innerhalb weniger Stunden.“ Valek stellte die vergiftete Speise zur Seite und deutete auf den anderen Teller. „Jetzt iss dein Frühstück. Du musst zu Kräften kommen.“
    Den Rest des Ta ges verbrachte ich da mit, Gifte zu er schnuppern, bis mir schwindlig wurde und mein Kopf schmerzte. Die Vielzahl der Namen und Gerüche verwirrte mich. Deshalb bat ich Valek um Papier, Federhalter und Tinte. Er sah mich verblüfft an.
    „Wie schaffst du es bloß, mich immer wieder zu überraschen? Ich müsste doch wissen, dass General Brazell seinen Zöglingen die bestmögliche Erziehung zukommen lässt.“ Valek gab mir ein Heft, einen Federhalter und Tinte. „Nimm das mit auf dein Zimmer. Für heute haben wir genug getan.“
    Insgeheim verfluchte ich mich dafür, Valek daran erinnert zu haben, warum ich die Nächste auf der Hinrichtungsliste war, während ich das Heft und die Schreibutensilien ergriff. Seine schroffe, unnahbare Miene verriet all seine Gedanken. Brazell hatte mich von der Straße geholt, mir zu Essen gegeben und mich auf eine Schule geschickt, und ich hatte es ihm gedankt, indem ich sein einziges Kind getötet hatte. Ich wusste, dass Valek mir niemals glauben würde, wenn ich ihm die Wahrheit über Brazell und Reyad erzählte.
    Mit seinem Waisenhaus war General Brazell zum Gespött der anderen Generäle geworden. Sie glaubten, er sei nach der Übernahme von Ixia vor fünfzehn Jahren ein wenig wunderlich geworden. Ein Ruf, der Brazell durchaus gefiel. Als vermeintlicher Wohltäter konnte er nämlich in seinem Militär-Distrikt 5 schalten und walten, wie er wollte, ohne dass ihm jemand dreinredete.
    Ehe ich Valeks Arbeitszimmer verließ, zögerte ich. Zum ersten Mal bemerkte ich die drei schweren Schlösser der massiven Holztür. Gedankenverloren betastete ich sie eine Weile, bis Valek mich ungeduldig fragte: „Was gibt’s denn noch?“
    „Ich weiß nicht, wo mein Zimmer ist.“
    „Frag eine der Haushälterinnen oder die Küchenmädchen auf den Korridoren. Um diese Tageszeit sind sie überall unterwegs.“ Valek sprach mit mir wie mit einem geistig zurückgebliebenen Kind. „Sag ihnen, dass du im Westflügel der Bediensteten wohnst, im Erdgeschoss. Sie werden dir den Weg zeigen.“
    Die erste Küchenmagd, die mir über den Weg lief, war gesprächiger als Margg, und ich machte mir ihre Gutmütigkeit zunutze. Sie führte mich zur Wäschekammer, wo ich einige Leinenlaken für mein Bett erhielt. Dann bat ich sie, mir den Weg zu den Baderäumen und zum Zimmer der Näherin zu zeigen. Vielleicht konnten mir Dilanas Uniformen eines Tages nützlich sein.
    In meinem Zimmer öffnete ich die Fensterläden, um die letzten Strahlen der untergehenden Sonne hereinzulassen. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und notierte ausführlich, was ich an diesem Tag gelernt hatte. Dazu skizzierte ich einen ungefähren Lageplan der Korridore für die Dienstboten. Ich hätte die Burg gerne intensiver ausgekundschaftet, aber Valek hatte Recht: Ich musste erst einmal zu Kräften kommen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, später
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