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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Autoren: Maria V. Snyder
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Zeit für Erkundungsgänge zu haben.
    Der Unterricht in den folgenden beiden Wochen unterschied sich durch nichts von der ersten Lektion, sodass sich schon bald ermüdende Routine einstellte. Jeden Morgen erschienich in Valeks Arbeitszimmer, um zu lernen. Nachdem ich vierzehn Tage lang Gifte erschnüffelt hatte, stellte ich fest, dass mein Geruchssinn viel schärfer geworden war. Eines Tages verkündete Valek, dass ich nun stark genug sei, um Gifte zu probieren.
    „Ich beginne mit dem tödlichsten“, sagte er. „Wenn dich das nicht umbringt, werden dir auch die anderen Gifte nichts anhaben können. Ich möchte schließlich nicht meine Zeit mit Lehrstunden verschwenden, nur um zu sehen, dass du am Ende doch stirbst.“ Er stellte eine schmale rote Flasche auf seinen Schreibtisch. „Dieses hier ist ziemlich unangenehm. Es wirkt sofort auf den Körper.“ Valeks Augen leuchteten, als er die Flasche betrachtete. „Es heißt ‚Drink, my Love‘ oder einfach nur ‚My Love‘, denn das Gift wurde oft von verzweifelten Frauen benutzt.“ Er gab zwei Tropfen des Gifts in einen dampfenden Becher. „Eine höhere Dosis würde dich sofort töten. Ist sie geringer, besteht die Chance, dass du überlebst, aber du bekommst Wahnvorstellungen, wirst paranoid und einige Tage lang nicht wissen, wer und wo du bist.“
    „Valek, warum muss ich ‚My Love‘ Gift probieren, wenn es sofort wirkt? Sollte ich mein Leben nicht lieber für den Ernstfall aufbewahren? Dafür sind Vorkoster doch da, oder? Ich teste die Speisen des Commanders. Ich falle tot um. Ende der Geschichte.“ Aufgebracht lief ich durchs Zimmer, stolperte aber ständig über Stapel von Büchern. Schließlich trat ich wütend gegen einen Bücherturm, dessen Bestandteile sich auf dem Boden verteilten und das Chaos noch vergrößerten. Valek sah mich durchdringend an, und sofort verschwand das befreiende Gefühl, das mir der Tritt gegen die Bücher verschafft hatte.
    „Die Aufgabe eines Vorkosters ist viel komplizierter“, erklärteValek. Er strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Das Mittel, mit dem die Speisen des Commanders vergiftet wurden, führt mich mitunter zum Täter. Deshalb muss ich in der Lage sein, das Gift zu identifizieren.“ Er reichte mir den Becher. „Selbst wenn dir nur der Bruchteil einer Sekunde bleibt, um ‚Drink, my Love‘ zu sagen, verkleinert es die Liste der Verdächtigen. Es gibt eine Reihe von Mördern, die eine Vorliebe für dieses Gift haben. Die Pflanze wächst in Sitia, im Süden des Landes. Vor der Machtübernahme konnte man es sich leicht beschaffen. Nachdem die Grenze zum Süden geschlossen wurde, gibt es nur noch wenige Leute, die reich genug sind, um es illegal zu erwerben.“
    Valek begann, die auf dem Boden verstreuten Bücher aufzustapeln. Seine Bewegungen waren so graziös, dass ich mich fragte, ob er Tänzer gewesen war. Wenn man ihn allerdings reden hörte, wurde einem schnell klar, dass ihn eher die Geschmeidigkeit eines ausgebildeten Mörders auszeichnete.
    „Yelena, deine Arbeit ist sehr wichtig. Deshalb verbringe ich so viel Zeit mit deinem Unterricht. Ein geschickter Attentäter beobachtet einen Vorkoster unter Umständen mehrere Tage lang, um herauszufinden, wie er arbeitet.“ Auf dem Boden hockend, fuhr Valek mit seinen Lektionen fort. „So kann der Vorkoster beispielsweise stets ein Stück Fleisch von der linken Seite abschneiden, oder er rührt sein Getränk nicht um. Manche Gifte sinken auf den Bo den des Glases. Wenn der Vorkoster nur an der Oberfläche des Getränks nippt, weiß der Mörder genau, wo er das Gift platzieren muss, um sein Opfer töten zu können.“ Er legte das letzte Buch auf den Stapel. Sie waren ordentlicher als die anderen Bücherhaufen. Valek schien es als Aufforderung zu nehmen, auch die anderen Büchertürme säuberlich auszurichten. Auf diese Weise schlug ereine breitere Schneise durch sein Arbeitszimmer.
    „Wenn du das Gift genommen hast, wird Margg dich in dein Zimmer bringen und sich um dich kümmern. Ich gebe ihr die tägliche Dosis Gegengift für Butterfly Dust mit.“
    Ich schaute auf die dampfende Teetasse und nahm sie in die Hand. Das heiße Gefäß wärmte meine eiskalten Finger. Als Margg ins Zimmer kam, hatte ich das Gefühl, ein Henker würde das Podest betreten und nach dem Hebel greifen. Sollte ich mich hinsetzen oder hinlegen? Ich schaute mich im Zimmer um, ohne etwas wahrzunehmen. In meinen Armen kribbelte es, und ich merkte, dass ich den Atem anhielt.
    Ich hob
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