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X 7 antwortet nicht

X 7 antwortet nicht

Titel: X 7 antwortet nicht
Autoren: Stefan Wolf
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zum Besten. Zu ihrem Repertoire (einstudierte
Stücke) gehörten auch italienische Lieder, denn Ute hatte drei Jahre in
Norditalien gelebt und war erst vor kurzem zurückgekehrt.
    In einem italienischen Wintersportort
war es auch gewesen, wo sie Robert im Januar kennengelernt hatte. Seitdem waren
die beiden ein verliebtes Paar. Aber hier in der Stadt wußte niemand davon. Und
darauf gründete sich Roberts ausgetüftelter Plan. Was sie vorhatten, sollte ihnen
beiden — und Fritz Gerlach, dem dritten Komplizen — viel Geld einbringen: fast
eine Million Mark.
    Dann — dachte Ute, als sie sich jetzt
für den abendlichen Dienst fertig machte — ist Schluß mit dem blöden Job. Mit
dem anstrengenden Gelaufe. Mit dem Singen in verräucherter Luft. Mit dem
„Dankeschön!“ für Trinkgelder! Und den blöden Typen, die einen dumm anreden,
wenn der Wein nicht wie Honig schmeckt. Dann ist Schluß, Schluß, Schluß! Denn
dann habe ich Geld!

4. Franz und Benno, die Trickbetrüger
     
    Der späte Nachmittag füllte die Straßen
mit braunem Licht. Die Schatten wurden länger. In den Grünanlagen summten die
Bienen etwas ruhiger. Bürohäuser entließen ihre Angestellten in Scharen, und
die Straßen der Innenstadt verstopften sich zusehends mit ungeduldigen,
nervösen Verkehrsteilnehmern.
    Auch die TKKG-Freunde gehörten dazu,
als sie zum Rathausplatz radelten. Ungeduldig war allerdings keiner außer
Klößchen. Dem knurrte der Magen.
    Sie wollten zu einer Milchbar und bei
der Gelegenheit auch gleich mal sehen, wo Herr Rosenthal sein Fotogeschäft
hatte.
    Die Milchbar hatte sich ins Freie
ausgedehnt: mit bunten Tischen, die auf dem breiten Gehsteig unter einer noch
bunteren Markise (Sonnendach) standen.
    Die Vier fanden einen freien Tisch, und
Oskar legte sich hechelnd in den Schatten.
    „Seht mal! Dort.“ Tarzan deutete über
die Straße.
    In der Häuserreihe reihte sich Geschäft
an Geschäft: Miß O. — die Wäscheboutique für die elegante Dame; ein Frisör —
Salon Figaro; ein Gemüseladen mit leuchtenden Südfrüchten in der Auslage; ein
Merry-Old-England-Geschäft, das sich auf Tee, englische Kekse, Andenken und
Porzellan spezialisiert hatte; und — dann kam auch schon, schmal und
unauffällig, J. Rosenthals Fotofachgeschäft.
    „Aha!“ machte Klößchen. „Na, das werden
wir auch morgen noch finden. So, ich esse jetzt eine Portion Griesbrei mit
Schokoladengeschmack. Dazu trinke ich Kakao.“
    „Mamas Liebling schlägt wieder zu“,
meinte Gaby.
    „Wieso? Ich kenne sogar starke Männer,
die gern eine Schweinshaxe gegen einen Griesbrei eintauschen.“
    „Schweinshaxe“, sagte die Serviererin,
die in diesem Moment an den Tisch trat, „führen wir nicht.“
    „Aber sie haben doch hoffentlich einen
Braten vom Milchlamm“, sagte Tarzan scherzhaft.
    „Du willst mich wohl auf den Arm
nehmen, wie?“
    Das wäre selbst Tarzan schwergefallen.
Denn die junge Dame hatte die Figur einer Ringkämpferin und wog bestimmt nicht
weniger als 90 Kilo.
    „Na, dann nehme ich eine Mokkamilch“,
entschied Tarzan.
    Gaby und Karl schlossen sich an.
Klößchen blieb bei seinem Vorhaben.
    Gaby, von der langen Fahrt ein bißchen
geschafft, streckte die schlanken Beine von sich.
    Scheinbar gleichgültig blickte Tarzan
an ihr vorbei. Zwei Männer am Nebentisch fesselten sein Interesse.
    Sie sahen nicht aus wie die typischen
Gäste einer Milchbar. Eher — als würden sie auch mal die Spiritusflasche
entkorken, um einen kräftigen Schluck zu nehmen.
    Ihre Kleidung war abgerissen. Der
Größere der beiden hatte einen Kahlschädel, aber buschige schwarze Brauen in
einem wüsten Gesicht. Den Mund umschloß ein hufeisenförmiger Schnurrbart. Der
andere war jünger, hatte ein hinterhältiges Frettchengesicht mit Bartstoppeln
und feuerrote Locken. Mit dem linken Augenlid schien was nicht in Ordnung zu
sein. Es hing ziemlich schlapp über die Pupille.
    Knautschauge! dachte Tarzan.
    Eben der hatte einen 100-Mark-Schein
vor sich auf den Tisch gelegt. Glättend fuhr er mit der Hand über die Banknote.
    „Gib mal deinen Kugelschreiber, Benno“,
sagte er zu dem Kahlkopf.
    Benno grinste, griff in die Hosentasche
und holte das Schreibinstrument hervor.
    „Schön deutlich schreiben, Franz.“

    Knautschauge nickte, grinste ebenfalls,
kratzte in seinen Bartstoppeln herum — nachdenklich — und meinte dann: „Viermal
die sechs und sieben. Hört sich gut an, nicht wahr?“
    „So gut wie jede andere Zahl. Aber mich
freut, daß du so hoch
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