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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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geradeaus gerichtet und traf aus der Ferne den ihrigen. Er wehrte sich, schlug um sich, trat, versuchte zu beißen – vergeblich. Aus seiner Angst wurde Todesangst, aus seiner Panik der Kampf ums Überleben. Als er fast keine Luft mehr bekam, traten seine Augen aus den Höhlen. Sein Blick war noch immer starr in die Ferne gerichtet.
    Mit seinen Händen umklammerte er die würgenden Hände des anderen, die Knöchel stachen weiß hervor. Wie ein Koloss stand sein Mörder hinter ihm. Machtvoll und unnachgiebig bearbeitete dieser sein Opfer.
    Zu Beginn konnte er sich noch wehren, doch je länger sein Überlebenskampf dauerte, umso weniger Kraft hatte er. Irgendwann überkam ihn Hoffnungslosigkeit. Noch einmal versuchte er um sich zu schlagen, doch der ausbleibende Sauerstoff ließ seine Kräfte immer mehr schwinden. Er japste nach Luft.
    Â»Livi!!!!!!!«, krächzte er mit letzter Kraft. Dann streckte er eine Hand in ihre Richtung. Sein Blick flehte um Hilfe. Als keine Reaktion kam, begriff er, dass es für ihn zu spät war. Nun gab er sich voll und ganz seinem Schicksal hin und nahm den Tod entgegen. Ganz sanft. Die Panik verschwand aus seinen Augen und wich dem leeren Blick des Todes, der dem Blick in die Ferne nur allzu ähnlich war.
    Für einen kurzen Augenblick verharrte er so. Dann sackte er in sich zusammen und fiel zu Boden. Tödliche Stille kehrte ein. So als ob nie etwas gewesen wäre. Doch plötzlich war der Tote wieder da. Direkt vor ihren Augen schreckte er in die Höhe und starrte sie an.
    Â»Olivia!!!!«
    Â»Olivia!«
    Olivia schreckte hoch. Schlagartig wurde sie wach. Ihr Herz raste. Der Blick des Sterbenden hatte sie bis in ihre Träume verfolgt. In den wenigen Stunden, die sie geschlafen hatte, war der Tote immer und immer wieder in ihren Träumen aufgetaucht. Immer und immer wieder wurde er vor ihren Augen erwürgt. Seine Augen hatten sie durchdrungen und tief berührt. Nun war sie wach.
    Schnell wurde Olivia klar, dass sie zwar geträumt hatte, ihr Alptraum aber mit den Ereignissen der letzten Nacht eng verbunden war. Unwiderruflich fiel ihr wieder ein, was in den vergangenen Stunden geschehen war.
    Was für ein Alptraum! Ich darf diese Momente nicht mehr so nah an mich heranlassen. Das kostet mich jedes Mal viel Kraft
.
    Augenblicklich fühlte sie sich unwohl und bedrückt. Der Mord, den sie beobachtet hatte, verbreitete in ihr morbide Gedanken, Gedanken an die Vergänglichkeit. Sie schüttelte sich bei der Erinnerung daran, dass der Tote ihr, kurz bevor er gestorben war, tief in die Augen geblickt hatte.
    Als sie an diese Augen dachte, fragte sie sich, wo die Leiche jetzt wohl liegen mochte. Hatte der Mörder sie in irgendeinem Güterwaggon versteckt? In diesem Fall wäre der leblose Körper vielleicht schon auf einer Reise quer durch Deutschland unterwegs und würde irgendwann in den nächsten Tagen irgendwo auftauchen. Es würde noch ein paar weitere Tage dauern, bis man bestätigen konnte, dass die Leiche aus Mannheim stammte. Oder hatte der Mörder die Leiche aus dem Bahnhofsbereich fortgeschafft? Dann würde sie sich noch irgendwo hier in der Region befinden. Vielleicht hatte er sie vergraben oder versenkt?
    Olivia dachte weiter über die vergangene Nacht am Rangierbahnhof nach. Schließlich fielen ihr die neuen Kollegen ein, und ihre Stimmung verschlechterte sich noch weiter. In der Magengegend breitete sich ein ganz mieser Druck aus. Irgendwie fühlte sie sich wie ein kleines Kind, das etwas Dummes angestellt hatte. Sie war zwar nach wie vor überzeugt, dass sie wirklich einen Mord beobachtet hatte, aber da die Kollegen ihr nicht glaubten, schwante ihr Ungutes, was den Start in Mannheim betraf. Es würde eine Weile dauern, bis sie Vertrauen zu ihr aufbauen konnten.
    Sie fühlte sich, als hätte sie den Neustart in Mannheim bereits vermasselt. Nach den tragischen Ereignissen in Berlin wollte sie hier zeigen, dass sie eine gute und fähige Kriminalpolizistin war. Dass einige Kollegen nun annahmen, sie sei von Hirngespinsten getrieben, passte nicht in das Bild, das sie von sich selbst hatte und von dem sie hoffe, dass es auch die Mannheimer Kollegen bekommen würden.
    Olivia blinzelte. Ihr Blick schweifte durch das neue Zimmer. Was sie sah, irritierte sie im ersten Moment. Bei all den Gedanken über den Toten in der S-Bahn war ihr nicht mehr bewusst gewesen, dass sie zum ersten
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