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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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betrachtete den Lageplan des Mannheimer Rangierbahnhofs. Sie versuchte sich zu erinnern, wo der S-Bahn-Waggon gestanden und sich alles abgespielt hatte.
    Sie betrachtete die Karte eine Weile und fragte sich, was sie an Stelle des Mörders mit der Leiche gemacht hätte. Welche Möglichkeiten hatte jemand, der mitten im Rangierbahnhof einen Menschen getötet hat? Hat er die Leiche in einem der Güterwaggons versteckt? In den nahen Rhein geworfen? Oder irgendwo in der unmittelbaren Umgebung vergraben? Oder hat er sie gar mitgenommen? Dann müsste er mit dem Auto unterwegs gewesen sein.
    Irgendwie hatte sie gehofft, dass sie die Karte weiterbringen würde, doch im Grunde warf sie nur weitere Fragen auf. Als sie nicht weiterkam, schaute sie sich im interaktiven Online-Stadtplan ihre neue Wohnung und ihren Weg zur Polizeiwache an.
    Weil danach immer noch Zeit war, bis sie zur Arbeit musste, klickte sich Olivia quer durchs Internet. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie würde sich bei Twitter anmelden und dort von ihren Erlebnissen in Mannheim berichten. Sie würde erzählen, wie es ihr in der neuen Stadt erging und was ihr so begegnete. Jetzt war Olivia hellwach. Sie registrierte sich und begann, den Twitter-Account einzurichten. Als sie mit ihrem Nutzerprofil fertig war, fühlte sie sich so, als würde sie vor einem weißen Blatt sitzen – und sie wusste nicht, was sie nun twittern sollte. Nach einigen abgebrochenen Versuchen, fiel ihr der Stadtplan von Mannheim ein, mit dem sie sich ja eben beschäftigt hatte. Eine Stadt der Quadrate und mit aberwitzigen Straßenbezeichnungen wie B7, M4, S6, L9 oder U6. Dabei kam ihr New York in den Sinn, ihre Traumstadt, die sie während ihres USA-Aufenthaltes mehrfach besucht hatte. Da war sie, die Idee zu ihrem ersten Tweet:
#Mannheim ist wie #NewYork – nur flacher! @quadratestadt
Zur Überraschung des Twitterneulings kamen sofort Reaktionen. Einige begrüßten sie in Mannheim, anderen gefiel der Vergleich mit New York. Selbst die Stadt Mannheim meldete sich bei ihr und bedankte sich:
Was für ein Kompliment… Besten Dank @OliviavonSassen
. Einige Krimi-Autoren freuten sich über den Kontakt zu einer echten Kommissarin, und ein weiterer Twitter-Nutzer schrieb:
Aaaaahhh die Kripo folgt mir! Was hab ich getan? @Olivia von Sassen
Sie schmunzelte.
    Olivia war hellauf begeistert, die Zeit verging nun wie im Flug. Kurz vor 8 Uhr musste sie sich mühsam von ihrem Notebook losreißen und zur Polizeiwache fahren. Sie verließ die kleine Zweizimmerwohnung in der Schwetzingerstadt und schwang sich auf ihr Fahrrad, denn sie hatte sich fest vorgenommen, jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Auf diese Weise wollte sie die Stadt besser kennenlernen, das hatte sie auch damals getan, als sie nach Berlin gezogen war.
    Mannheim ist wie New York – nur flacher
.
    Dieser Satz schoss ihr immer wieder durch den Kopf, als sie auf dem Weg zur Hauptwache das Zentrum Mannheims erreichte und damit den Stadtteil, der einfach »Die Quadrate« genannt wurde. Sie musste in sich hineinlachen, obwohl ihr nicht wirklich zum Lachen war – »Die Quadrate«, das hatte doch was, auch wenn auf den ersten Blick nicht unbedingt eine Schönheit war. Sie hatte gelesen, dass die Stadt vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sehr schön gewesen sein sollte und Ende des 18. Jahrhunderts neben Wien als Zentrum der klassischen Musik gegolten hatte. Na ja, von der einstigen Schönheit war heute wenig zu erkennen, und einen Mozart konnte sie sich, während sie an Betonbauten vorbeistrampelte, auch nicht vorstellen.
    Der Grundriss des Zentrums von Mannheim erinnerte sie an ein riesiges Schachbrett, dessen Fläche in Quadrate und Blöcke unterteilt ist. Sie schüttelte den Kopf, statt Straßenbezeichnungen wie Hauptstraße oder Marktstraße gab es für die Quadrate nur Nummern. Leider, denn mit der Anordnung der Nummern tat sie sich schwer. Sie hatte sich in der letzten Woche die Reihenfolge der Quadrate einprägen wollen, aber keine richtige Ordnung entdecken können. Sie hatte erwartet, dass das Schachbrettmuster, nach dem Mannheim angelegt worden war, oben rechts mit A1 beginnen und unten links mit J10 enden würde. Dem war mitnichten so, A1 lag mitten in der Stadt. Immerhin hatte sie verstanden, dass die meisten Straßen keine Namen hatten, aber das war auch schon alles. Nun war sie unterwegs nach L6, wo die
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