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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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nach ihrem rechten Arm und drehte ihn auf ihren Rücken. Dann hörte sie das Klicken, das entstand, wenn eine Pistole entsichert wurde. Sie bekam Angst, und sie dachte etwas, was sie noch nie in ihrem Leben gedacht hatte.
Verdammt. Jetzt bin ich dran
.
    Der Mann, der sie gegen die S-Bahn drückte, flüsterte. »Keine Bewegung! Wer sind Sie?«
    Â»Das geht Sie nichts an!«, fauchte Olivia und versuchte, sich zu wehren. Doch sein Griff war zu fest.

    Der Kollege am Telefon hatte Kriminalhauptkommissar Moritz Martin gleich nach dem Anruf verständigt. Sonntagabends war das Polizeipräsidium nur spärlich besetzt, und im Grunde wollte jeder nur nach Hause. Die ankommende Arbeit wurde schnell bewältigt oder für Montag zur Seite gelegt.
    Moritz Martin hatte eigentlich gar keinen Dienst. Er war ins Polizeipräsidium gekommen, um seinen Schreibtisch aufzuräumen, weil am nächsten Morgen eine neue Kollegin anfangen würde. Nun saß er seit zwei Stunden da und konnte keinen Finger bewegen. Das Chaos auf seinem Schreibtisch überforderte ihn.
    Â»Frauen stehen auf Ordnung«, dachte er sich die ganze Zeit, um sich selbst unter Druck zu setzen. Er hatte nicht um eine neue Kollegin gebeten und trauerte den Zeiten hinterher, als er mit seinem alten Partner Fritz Such das Büro und die Ermittlungen geteilt hatte. Doch Fritz war seit ein paar Wochen im Ruhestand, und Klose hatte diese Berlinerin verpflichtet. Es hätte Moritz nichts ausgemacht, fortan alleine zu ermitteln, das fiel ihm ohnehin leichter. Doch da nun mal die Stelle frei war, musste sie neu besetzt werden, so einfach war das. Mit der Neubesetzung sollte er also künftig ermitteln. Wie sie wohl war?
    Die Stimme aus dem Telefon holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Richtig, es war Sonntagnacht im Polizeipräsidium, und er hatte eigentlich keinen Dienst.
    Â»Da will jemand einen Mord in einer abgestellten S-Bahn am Rangierbahnhof beobachtet haben. Ts, ts! Die Leute lesen zu viele Krimis. Ich glaube, du musst da jetzt hin, Moritz! Das SEK ist verständigt. Du musst nur noch selbst zum Rangierbahnhof fahren.«
    So lautete der knappe Anruf eines Kollegen, der Moritz Martin in dieser späten Sonntagnacht direkt in seinen nächsten Fall katapultierte. Die Stimmung und die Stimmlage des Kollegen wirkten so müde, dass sich Moritz ein wenig anstecken ließ. Lustlos quittierte er den Anruf lediglich mit einem kurzen »Okay.«
    Â»Typisch Moritz, freundlich wie immer«, hörte er den Kollegen noch sagen, bevor dieser auflegte.
    Plötzlich hatte Moritz eine Erleuchtung, die ihm seinen Elan zurückbrachte. Klar, der Anruf rettete ihn vor dem Chaos auf dem Schreibtisch!
    Â»Pech, ich hatte leider keine Zeit aufzuräumen!«, rechtfertigte sich Moritz vor sich selbst. Einigermaßen erleichtert schaute er auf die Stapel von Akten, die losen Blätter und Notizzettel, Stifte und Büroklammern, die bunt durcheinander vor ihm lagen. Hinter einem Stapel Ordner befand sich ein alter Monitor, doch wo die Tastatur zum Rechner sein sollte, konnte man nur erahnen. Scheinbar war Moritz kein Freund von Computern und technischen Geräten, und auch kein Freund von Ordnung. Dann schüttelte er seinen Kopf über die Art und Weise des Anrufs. Bei manchen Kollegen fragte er sich immer, warum sie ausgerechnet bei der Polizei gelandet waren, wo sie eigentlich doch nur Beamte sein wollten.
    Er schaltete im Kopf auf Verbrecherjagd um und schnappte sich schnell seine geliebte Lederjacke, die er als 17-Jähriger in einem Second Hand Shop erstanden hatte und die immer noch passte. Dann verließ er sein Büro und rannte los. Atemlos kam er an seinem Dienstwagen an und schwang sich hinters Steuer. Das Blut in seinen Adern schien doppelt so schnell und kräftig zu pulsieren. Auf der Straße schaltete er das Blaulicht ohne Sirene ein und düste mit einem Einsatzkommando im Schlepptau zum Rangierbahnhof.
    Moritz Martin war 32 Jahre alt. Und er war der jüngste Kriminalhauptkommissar, den es jemals in Mannheim gegeben hatte. Seine Aufklärungsquote gehörte zu den besten im ganzen Bundesland. Darauf war er stolz, doch er zeigte seinen Stolz nicht. Er brauchte die Anerkennung der anderen nicht, er war kein Angeber. Er wollte lediglich sich selbst beweisen, dass er der Beste war, nur sich allein. Die Quote war sein Antrieb. Er galt unter den Kollegen eher als Einzelgänger, als einer, der sehr darauf
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