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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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schlich sie weiter zur nächsten Tür und versuchte sie aufzuschieben. Vergeblich. Die Tür war versperrt. Auch die nächste und übernächste. Irgendwie mussten doch auch beide Männer in die Bahn gekommen sein! Sie versuchte es weiter und fand tatsächlich eine S-Bahn-Tür, die sich öffnen ließ. Wenn noch jemand in der Bahn war, dann war diese Tür sein einziger Ausgang. Vorsichtig schob sie die Türen zur Seite und schwang sich in den Waggon.
    Sie blickte in der Dunkelheit nach vorne in eine lange, leere Reihe voller S-Bahn-Sitze. Dann drehte sie sich vorsichtig um und schaute in die andere Richtung. Das gleiche Bild. Sie blickte auf eine lange, leere Reihe. Keine Spur von den beiden Männern. Nichts deutete darauf hin, dass hier kurz zuvor ein Kampf stattgefunden haben könnte – keine Kampfspuren, keine verstreuten Kleidungsstücke, keine Beine, die in den Gang ragten, keine Leiche, kein Mörder. Wieder kamen in ihr Zweifel hoch. Sie fühlte sich unbehaglich und wäre am liebsten einfach davongelaufen. Warum nicht einfach das, was sie gesehen hatte, vergessen? So oft war sie in ihrem Leben als Kommissarin in solchen Situationen gewesen und immer wieder hatte sie ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um nicht aufzugeben. Denn das kam für Olivia nicht in Frage.
    Ich muss einfach nur die S-Bahn absuchen. Das ist alles
, versuchte sie sich einzureden.
    Vorsichtig bewegte sie sich Schritt für Schritt den Gang in jene Richtung entlang, in der sie den Kampf vermutete. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, die rechte Hand umklammerte ihren Schlüssel, den sie zwischen ihre Finger geklemmt hatte. Damit würde sie sich wehren, sollte einer aus dem Hinterhalt auftauchen. Ihr Körper war angespannt. Sie atmete flach. Schon hundertmal hatte sie in gefährlichen Situationen wie dieser gesteckt, und immer wieder fragte sie sich, warum ihr Körper dennoch jedes Mal so viel Adrenalin ausstieß. Ihr Herz pochte so laut, dass Olivia den Eindruck hatte, es sei das einzige Geräusch, das man weit und breit hören konnte.
    So ging sie weiter bis zur nächsten S-Bahn-Tür. Jetzt musste sie durch zwei Glastüren hindurch, die die einzelnen Bereiche abtrennte. Das würde sicherlich zu hören sein. Sie zog die erste Glastür einen Spalt auf und verharrte. Nichts passierte. Dann zwängte sie sich durch und schlich die wenigen Schritte zur nächsten Glastür weiter. Die erste Sitzreihe hinter der Glastür gab Olivia Deckung. Vorsichtig spähte sie an ihr vorbei. Doch auch dahinter schien nichts zu sein. Langsam legte sie ihre Hand an den Griff der Glastür, zog auch diese einen Spalt auf und zwängte sich hindurch. Sie kauerte am Boden und sah die letzten 10 Meter des Waggons vor sich liegen. Jetzt hieß es tief durchatmen und den ganzen Mut zusammennehmen. Sie sammelte sich einen Augenblick, dann richtete sie sich auf. Sollte hier jemand auf sie lauern, wäre das seine Chance, sie anzugreifen. Doch es passierte nichts. Sollte sie wirklich einen Mord beobachtet haben, so war der Mörder wohl nicht mehr in der Bahn.
    Nachdem sie die letzten Sitze nach der Leiche durchsucht hatte, stand sie ratlos am Ende des Waggons. Nichts. Niemand. Nirgendwo hatte sie einen Hinweis auf das gefunden, was sie wenige Minuten zuvor aus dem ICE beobachtet hatte. Nichts. Niemand. Nirgendwo. Hatte sie sich den Kampf vielleicht wirklich nur eingebildet? Sollte sie so überreizte Nerven haben? Sie straffte die Schultern. Nein, sie hatte diesen Kampf gesehen. Nicht mehr ganz so vorsichtig wie zuvor ging sie zu der Tür zurück, durch die sie eingestiegen war. Ihr Puls beruhigte sich allmählich, und das Adrenalin wich aus ihrem Körper. Sie begann zu zittern. Aber sie hatte dem Mann, der gewürgt worden war, doch in die Augen geschaut. Oder doch nicht?
    Das war kein Traum gewesen. Nie und nimmer
.
    In der Tür blieb sie für einen Moment stehen und spähte in die Dunkelheit. Scheinbar hatte sich der Tumult gelegt und der ICE war mittlerweile weitergefahren. Sie stand jetzt ganz allein auf dem Rangierbahnhof.
    Vorsichtig stieg Olivia aus der S-Bahn. Sie wollte nicht noch einmal umknicken. Eben stand sie wieder mit beiden Beinen auf dem Boden, dann geschah es, plötzlich und unerwartet. Jemand packte sie von hinten. Olivia konnte vor Schreck nicht reagieren. In Sekundenschnelle wurde sie gegen die S-Bahn geschleudert. Der Fremde griff
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