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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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gekündigt und ist woanders hingezogen. Wahrscheinlich hat er die Mieterhöhung immer als eine Art Retourkutsche gesehen, obwohl das nie so gemeint war. Ich wollte mit ihm gar nichts mehr zu tun haben, nicht mehr an ihn denken müssen, das alles hätte mich nur wieder an meine Schwester erinnert.«
    Â»Dadurch, dass Steiner ausziehen musste, begann eine Misere in seinem Leben, die bis zum Schluss andauerte. Er hat Sie persönlich für sein Unglück verantwortlich gemacht. Deshalb wollte er
Ihren
Sohn entführen und von
Ihnen
Lösegeld erpressen«, erklärte Olivia.
    Lehmann seufzte.
    Â»Erzählen Sie weiter von letztem Sonntag«, bat Moritz. Lehmann musste sich wieder sammeln. Er griff ein weiteres Mal zum Glas und trank das restliche Wasser in einem Zug aus. Anschließend behielt er das Glas fest in seinen Händen.
    Â»Ich betrat die S-Bahn. Es war stockdunkel. Und obwohl Andreas seine Stimme leicht verstellte, erkannte ich ihn nach all den Jahren sofort wieder. ›Was soll das, Andreas?‹ hab ich ihn gefragt. Er sagte eine Weile lang nichts, wahrscheinlich fühlte er sich ertappt. Ohne Vorwarnung ging er auf mich los und beschimpfte mich. Er beschuldigte mich vielerlei Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte. Dann schlug er auf mich ein. Ich musste mich wehren.«
    Thomas schlug mit dem Glas so vehement auf den Tisch, dass es in alle Richtungen zersplitterte. Olivia gab einem der Polizisten ein Zeichen, dass die Scherben eingesammelt und weggebracht werden sollten, bevor sich noch jemand versehentlich verletzte.
    Â»Ich hab mich nie geprügelt, auch bei den Outsidern nicht. Weil ich so groß war, hat sich nie jemand mit mir angelegt. Aber als Andreas anfing, wehrte ich mich und schlug zurück. Mit einem Fausthieb traf ich ihn am Kopf, sodass er umfiel. Als er am Boden lag, erkannte ich in dem schwachen Licht, das von draußen in die Bahn fiel, dass es wirklich Andreas Steiner war.«
    Thomas blieb die Stimme weg. Sein Hals schnürte sich zu. Es dauerte einige Minuten, bis er sich wieder gefasst hatte.
    Â»Als er am Boden lag, fragte ich ihn, was damals mit meiner Schwester gewesen sei. Er wollte nichts sagen, doch als ich ihn in die Mangel nahm, erzählte er mir endlich, dass er Sabine geschwängert hatte. Ich hab ihn gefragt, warum sie damals nicht zu mir gekommen sind. Daraufhin hat er mir geantwortet, weil man mir nicht vertrauen könne, und das hätte er ihr auch immer wieder deutlich gesagt, denn sie hätte es zuerst nicht glauben wollen. Er hat sie gegen mich aufgebracht, die ganze Zeit.«
    Thomas schluchzte aus vollem Herzen.
    Â»Er sagte, dass Sabine sich damals wieder mit mir vertragen wollte und dass er sie daran gehindert hat, weil er mich nicht ausstehen kann. Das sei auch der Grund dafür, dass er jetzt
meinen
Jungen in seiner Gewalt hätte und nicht irgendeinen anderen. Jetzt würde er sich an mir rächen, jetzt sei es vorbei mit meinem schönen Leben, jetzt sei er dran, jetzt würde
er
sich ein schönes Leben machen. Bei dem Gedanken daran, was er damals Sabine und unserer Familie angetan hat, bin ich ausgerastet. Ich war blind vor Wut und hab ihn gewürgt, bis er endlich ruhig war.«
    Nun vergrub er sein Gesicht in den Händen. Er schämte sich schrecklich.
    Â»Ich wollte ihn doch nicht töten, ich wollte nur, dass er still ist und dem Jungen nichts antut.«

    Olivia und Moritz saßen schweigend in ihrem Büro. Sie hatten den Fall gelöst, aber es hatte sie viel Kraft gekostet. Moritz begann etwas Ordnung in das Chaos auf seinem Schreibtisch zu bringen, doch sein Bemühen währte nicht lange und er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
    Olivia hingegen war mit einigen Akten und Formularen beschäftigt, die pflichtgemäß ausgefüllt werden mussten. Eine Weile lang sagten die beiden gar nichts. Nach der Hektik der letzten Tage waren sie schlicht und ergreifend erschöpft.
    Â»Was meinst du, wie viel er kriegt?«, unterbrach Moritz schließlich das Schweigen.
    Olivia legte die Formulare zur Seite.
    Â»Bei einem minderschweren Fall von Totschlag gibt es zwischen einem und zehn Jahren. Keine Ahnung also. Schwer zu sagen«, antwortete Olivia.
    Â»Hängt vom Richter ab.«
    Â»Du sagst es, Moritz.«
    Dann schwiegen beide erneut. Die Geschichte von Thomas Lehmann hatte sie ganz schön mitgenommen. Erst nach einer ganzen Weile unterbrach Moritz abermals die
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