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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese
Autoren: Laura Buzo
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in das neue Haus in Newcastle gezogen. Stella hat da oben gerade ’nen Job gefunden.
    Wenigstens bleibt der Land-der-Träume-Haufen weitestgehend derselbe. Ed schmeißt nächste Woche seine Geburtstagsparty.
    Ich bin inzwischen zweiundzwanzig.
    21. September
    Es ist kurz vor Mitternacht. Ich sitze in meinem Zimmer mit meinem dritten randvollen Glas Rotwein und werde gleich die Ereignisse des Abends wiedergeben.
    Heute ist Freitag. Zoe und Terry waren zum Abendessen hier. Dad hat den Grill angeworfen und Mum hat die Steaks rausgeholt, die lange in Rotwein, Knoblauch und Honig gezogen hatten. Zoe, Terry und ich haben uns stillschweigend gegen Dads Verhör verbündet, wann die beiden denn endlich ein Haus kaufen würden. Sie kamen mit den üblichen Argumenten – wie schwer es sei, das nötige Geld aufzubringen und danach die Hypothek abzubezahlen. Dad meinte daraufhin etwas von »Opfer bringen«.
    Wir schluckten den aufkeimenden Ärger hinunter und gaben uns seufzend geschlagen, spürten das vertraute Gefühl der Hoffnungslosigkeit auf unseren Schultern lasten. Terry wechselte das Thema und brachte das Gespräch auf das AFL-Finale der Australian Football League. Als Zoe und Terry gegangen waren, schrubbte ich den Grill und wünschte mir, dass die Winterzeitumstellung schon früher einsetzen würde. Ich hörte das Telefon klingeln. Mum brachte es mir in den Garten raus.
    »Es ist Michaela«, sagte sie.
    Und in der Tat, sie war es. Ihre Stimme klang vertraut und fremd zugleich, ich kämpfte damit, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Sie war offen und herzlich und ich ebenfalls, sehr zu meiner Verwunderung. Wir plauderten eine Weile über belanglose Themen, bis sie ziemlich abrupt einwarf: »Du fragst dich sicherlich, was für eine Art von Person sich so verhalten kann, wie ich es getan habe.«
    Ich sagte nichts dazu.
    »Brad und ich sind schon seit der Highschool zusammen. Seit fünf Jahren! Fünf Jahre bedeuten eine Menge unausgesprochener Verbindlichkeiten. Er ist sympathisch und einfühlsam. Meine Familie betet ihn an, meine Freunde ebenso. Er weiß, was er will. Er liebt mich. Er hat mich für sechs Monate nach Sydney gehen lassen, weil er wusste, dass es das war, was ich wollte. Nein, nicht: Er hat mich gehen lassen – er hat Vertrauen in mich gesetzt. Ich konnte dieses Vertrauen einfach nicht missbrauchen.«
    »Du hast dieses Vertrauen aber missbraucht«, konnte ich nicht umhin, sie zu erinnern.
    »Ja, ich weiß, ich versuch ja auch nur… dir meine Lage verständlich zu machen.«
    Ich empfand kurz Mitleid mit ihr, blöd, wie ich bin. Niemand würde sich einem so anständigen Kerl gegenüber wie ein Arschloch aufführen wollen.
    »Nur fürs Protokoll, ich glaube, du hättest mich ziemlich schnell wieder fallen lassen«, sagte sie. »Wenn wir, du weißt schon, wenn wir zusammengeblieben wären. Ich kann ziemlich anstrengend sein, sobald die Flitterwochen vorbei sind. Und ist dir im Nachhinein niemals der Gedanke gekommen, dass du dich ursprünglich in mich verliebt haben könntest, weil ich nach außen hin so starke Prinzipien und klare Überzeugungen hatte, doch unsere Beziehung zugleich der eindeutige Beweis dafür war, dass es für mich keine Prinzipien und Überzeugungen gab?«
    »Katze, ich bin mir nicht ganz im Klaren darüber, worauf du hinauswillst.« Vielleicht sagt sie gleich, es tue ihr leid,dachte ich, aber sie sagte gar nichts mehr.
    »Warum rufst du an?«, drängte ich sie.
    »Brad hat um meine Hand angehalten. Wir sind verlobt.«
    Zack! Bumm! Bang! Verdammt harter Schlag mitten ins Gesicht, Batman!
    »Das ist doch lächerlich! Du bist viel zu jung, um zu heiraten«, sagte ich schwach. Was Schrott war, denn ich hätte sie auf der Stelle geheiratet.
    »Nicht wirklich. Ich bin inzwischen dreiundzwanzig und er vierundzwanzig. Wir bleiben einfach eine Weile lang verlobt. Bis wir wirklich heiraten, bin ich wahrscheinlich fünfundzwanzig. So abwegig ist das gar nicht.«
    »Nein«, brachte ich heraus. »Ich schätze nicht.«
    »Es musste eine Entscheidung fallen, das will ich damit sagen, Chris. Und ich hab sie getroffen.«
    Stille.
    »Das hast du allerdings. Und jetzt willst du mir auch noch das andere Ei rausreißen oder war es das schon?«
    Auf mich ist Verlass, wenn es darum geht, eine gesittete Unterhaltung in den Dreck zu ziehen.
    »Das ist alles«, entgegnete sie eisig. »Ich wollte dir nur sagen, was passiert ist.«
    »Wunderbar. Na, dann danke ich dir für deinen Anruf.«
    »Und
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