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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman
Autoren: PeP eBooks
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darüber zu informieren. Verzeihen Sie. Er raucht jetzt draußen eine Zigarette.«
    Richard ärgerte sich über seine eigene Taktik. Er hatte die Staatsanwältin damit keineswegs eingeschüchtert, sondern nur gegen sich aufgebracht. Das Ekzem in seinen Kniekehlen fühlte
sich trocken an und juckte. Er sehnte sich danach, die Salbe, die ihm der Dermatologe verschrieben hatte, aufzutragen, um die Reizung zu lindern.
    Du Toit schnaubte und zog ein zerknittertes Päckchen Zigaretten aus der Jackentasche. Sie öffnete das Schiebefenster und runzelte die Stirn, als eine staubige Brise ins Zimmer wehte. Das Plastikfeuerzeug wirkte billig, erzeugte aber eine große blaue Flamme. Sie zog an der Zigarette und blies den Rauch in den warmen Wind hinaus. Richard ekelte sich auf einmal vor dem Qualm, der über ihre Haut und ihre Haare strich, als er ins Zimmer zurückgeweht wurde. Er stellte sich den rauchig beißenden Geruch ihres Körpers am Ende eines Tages vor.
    »Nicht mal im eigenen Büro darf man heutzutage noch rauchen«, meinte sie wehmütig und ein wenig weicher.
    Richard nutzte die Gelegenheit und trat näher an den Tisch heran. »Cerissa, hören Sie«, sagte er. »Will die Generalstaatsanwaltschaft diesen Fall wirklich verfolgen?« Er versuchte, seine Stimme zu senken, um ernster zu klingen. »Ich habe mir die Unterlagen und Zeugenaussagen genau angesehen, und meiner Meinung nach liegt für eine Anklage überhaupt nicht genug vor … Natürlich nur, soweit ich das beurteilen kann«, fügte er hinzu, als er sah, wie sich ihre Miene verfinsterte. »Diese Zeugenaussage … Die Aussage des einzigen Zeugen … Meiner Ansicht nach ist sie völlig unbrauchbar. Daraus lässt sich keine Anklage machen. Sie ist nicht einmal richtig unterschrieben. Wir wissen doch alle, dass es sich um einen falschen Namen handelt, und außerdem erfahren wir kaum etwas darüber, was der Zeuge gesehen haben will.« Er merkte, dass er zu weit gegangen war, und hielt inne, um auf ihre Reaktion zu warten.
    »Stimmt. Wir wissen, dass es sich um einen falschen Namen handelt«, erwiderte Du Toit kühl. »Das macht aber die Aussage noch lange nicht falsch, Mr Calloway.«

    »Verzeihen Sie, soll das heißen, dass Sie diesen Zeugen tatsächlich aufgetrieben haben? Haben Sie mit ihm persönlich gesprochen?«
    »Nein, das soll es nicht heißen. Ich will damit sagen, dass Ihnen eines bestimmt nicht entgangen wäre, wenn Sie die Akten tatsächlich so genau angesehen hätten, wie Sie behaupten: Wir haben einen Zeugen, der beobachtet hat, dass Ihr Mandant wenige Minuten vor dem Unfall vor seinem Club in das betreffende Fahrzeug gestiegen ist. Und wir haben einen weiteren Zeugen, der am Unfallort selbst war und gesehen hat, wie jemand, dessen Beschreibung eindeutig auf Ihren Mandanten zutrifft, aus seinem Wagen gestiegen ist und den sterbenden Fußgänger kurz in Augenschein genommen hat. Das klingt in meinen Ohren nach einem klaren Fall. Wenn Sie also wirklich die Unterlagen gelesen hätten, Mr Calloway, dann würden Sie das wissen. Also - was wollen Sie mir eigentlich sagen?«
    Richard errötete und wechselte dann die Taktik, indem er seiner Stimme einen festeren Ausdruck verlieh. »Ms du Toit, solange Sie diesen angeblichen zweiten Zeugen nicht auftreiben, identifizieren und uns seine konkrete Aussage vorlegen, werde ich beantragen, das Verfahren einzustellen. Mit Verlaub, aber man kann nicht von mir verlangen, einen Mann zu verteidigen, dem fahrlässige Tötung vorgeworfen wird, wenn der wichtigste Augenzeuge nicht identifiziert ist und nichts weiter ausgesagt hat, als dass er gesehen haben will, wie der Wagen das Unfallopfer überfahren hat. Ich glaube nicht, dass mich der Richter dazu zwingen würde, unter diesen Umständen weiterzumachen. Bestimmt nicht.«
    »Das ist also die Version, die Ihnen Ihr Mandant aufgetischt hat, Mr Calloway?« Du Toit verschränkte die Arme, die Zigarette noch immer zwischen den Fingern. »Dass er nicht dort war? Dass er nicht hinterm Steuer saß? Dass er keine Fahrerflucht begangen hat?«

    Sie hatte Stefan Svritsky lange genug verfolgt, um zu wissen, dass dies stets die Schwachstelle der Verteidigung war: Svritsky verteidigte sich vor Gericht mit keinem einzigen Wort. Richard riet ihm immer das Gleiche. Er durfte kein Geständnis, keine Aussage und keine Erklärung abgeben. Die Staatsanwaltschaft musste somit alles selbst beweisen, angefangen mit den banalsten Fakten bis hin zu den wesentlichen Punkten der Anklage. Das
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