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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman
Autoren: PeP eBooks
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unprofessionellen Benehmens vor die Anwaltskammer zu bringen, wenn Sie sich weiter so aufführen. Ich bin noch nicht fertig mit meinen Ausführungen. Sie sollten besser noch warten, ehe Sie mich als miesen Zwerg bezeichnen.«
    Richard kämpfte gegen das Verlangen an, dem widerwärtigen Kerl einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Aber Svritskys breiter werdendes Grinsen ließ ihn vorsichtig sein. Man hatte ihn in eine Falle gelockt - so viel war klar -, doch noch wusste er nicht, aus welcher Richtung der tödliche Hieb kommen würde.

    »Zum einen, Calloway, verletzt die Vertretung sowohl des Angeklagten als auch des Hauptbelastungszeugen sehr wohl die Rechte meines Mandanten. Glauben Sie wirklich, dass das Gericht mit einer solchen Situation glücklich ist? Wie könnte so etwas denn ein faires Verfahren für den Angeklagten nicht in Frage stellen? Wir werden einen Antrag auf Abbruch des Verfahrens stellen, und zwar aufgrund der Tatsache, dass Mr Svritskys Rechte unwiderruflich untergraben wurden. Das Ganze ist im Grunde nichts anderes als ein Ablehnungsgesuch wegen Befangenheit, wobei es in diesem Fall um den Verteidiger des Angeklagten geht und die Befangenheit nicht einfach dadurch aufgehoben werden kann, dass ein anderer dessen Vertretung übernimmt. Unserer Meinung nach ist das schlichtweg unmöglich, und ich denke, dass wir Erfolg haben werden.« Bernberg lächelte matt.
    Richard hasste diesen Gebrauch des Wortes »Wir«, versagte sich aber eine diesbezügliche Bemerkung. Das Adrenalin, das er ausschüttete, hatte seine Übelkeit noch verstärkt, und er befürchtete, jeden Augenblick würgen zu müssen. Schweißperlen sammelten sich auf seinem Nacken, und seine Achselhöhlen fühlten sich feucht an. Er wünschte, die Welt würde für einen Moment stillstehen, damit er seine Gedanken ganz auf die Katastrophe richten könnte, die sich vor seinen Augen angebahnt hatte.
    »Aber es wird noch schlimmer«, sagte Bernberg und bereitete den Todesstoß vor. »Und zwar viel schlimmer. Denn jetzt kommen wir zu dem unappetitlichen Teil der Angelegenheit.«
    Richard runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Sein Rivale hatte ihn die ganze Zeit über direkt in die Augen gesehen, doch jetzt ließ er seinen Blick auf Richards Hemd und ein Stück nach unten wandern. Er senkte zudem die Stimme. »Jetzt kommen wir zu Ihrer Affäre mit Mr Obeyis Frau.«
    Richard packte ihn blitzschnell am Hals, bevor irgendjemand
reagieren konnte. Vor seinem inneren Auge sah er, wie er dem dicken Mann die Gurgel wie einen Gartenschlauch aus dem Hals riss und diese blutspritzend hin und her schlug. In Wahrheit fühlte sich die Haut des Mannes ekelhaft feist und glitschig an, und Richards Bedürfnis, ihn zu erwürgen, beschränkte sich auf den bloßen Wunsch, ihn nicht aus dem Griff zu lassen. Bernberg kreischte wie ein Schulmädchen, während er entsetzt zurückwich. Die beiden Anwälte taumelten ein paar Schritte. Richard versuchte, sein Opfer richtig zu fassen zu bekommen. Bernberg prallte gegen die Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors, wo ihn Richard nach oben schob. Er wollte ihn gegen die Mauer pressen, so dass die Füße des Anwalts nicht mehr den Boden berührten. Doch Bernberg war zu schwer. Richard ächzte vor Anstrengung, während er den glitschigen Hals immer fester zudrückte.
    Dann stürzte sich Svritsky auf Richard, indem er ihn mit seiner muskulösen Schulter seitlich rammte. Er traf seinen bisherigen Verteidiger mit voller Wucht am Brustkorb unterhalb der Achsel. Der Aufprall war so heftig, dass Richard für einen Moment keine Luft mehr bekam und zur Seite fiel. Er ging zu Boden, wo er sich auf den Rücken rollte und verzweifelt versuchte, seine Lungen wieder mit Luft zu füllen. Bernberg lehnte sich keuchend an die Wand. Gesicht und Hals hatten eine ungesund rötliche Farbe angenommen. Der Russe baute sich vor Richard auf, die Fäuste geballt und das Gewicht gleichmäßig auf die beiden stämmigen Beine verteilt. Richard hielt schwach die Hand hoch, um ihn abzuwehren, während er zu atmen versuchte.
    »Was um Himmels willen ist hier los?« Amtsrichterin Abrahams stand unter der Tür zum Gerichtssaal und betrachtete entsetzt die Szene, die sich ihr bot. Angewidert verzog sie das Gesicht, als ihr Blick von Bernberg zu Richard wanderte. »Gütiger Himmel, Gentlemen. Sind wir schon so weit gesunken? Faustkämpfe
im Korridor? Ich möchte Sie auf der Stelle in meinem Zimmer sehen.« Dann wandte sie sich an den Russen. »Und
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