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WoW 14 - Weltenbeben

WoW 14 - Weltenbeben

Titel: WoW 14 - Weltenbeben
Autoren: Christie Golden
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zurück. Seine blauen Augen waren geschlossen. Er begrüßte die Ankunft der Dämmerung nicht als der Kriegshäuptling in seinem zeremoniellen Gewand, denn das war er nicht mehr. Die Elemente hatten es ihm gezeigt. Möglicherweise hatte er gerade noch rechtzeitig gehandelt, sich entschlossen, die Rüstung und den Titel des Kriegshäuptlings abzulegen. Die Entscheidung lag in seinen Händen, und er hatte sie frei und in aller Ruhe getroffen.
    Thrall war Schamane. Seine Verantwortlichkeit lag nicht länger bei der Horde, sondern bei Azeroth selbst und den Elementen, die um Hilfe schrien. Er musste sie vor der schrecklichen Katastrophe bewahren, die ihnen drohte, und sie heilen, wenn sich herausstellen sollte, dass er nicht rechtzeitig gekommen war. Der Wind, der immer noch warm und sanft blies, schien ihn zu streicheln.
    Thrall senkte den Kopf und öffnete die Augen. Sein Blick fiel ein letztes Mal auf den Leichnam seines Freundes. Als An'she im Westen unterging und Donnerfels zu einer atemberaubenden Silhouette machte, fiel ein letzter Strahl auf seinen Körper. Auf Cairnes Brust waren alle rituellen Verzierungen angebracht, die er im Leben getragen hatte - Federn, Perlen, Knochen. Doch da lag noch etwas anderes, Teile eines zerbrochenen Stabes, die mit Blut und Schnitzereien bedeckt waren.
    Thrall erkannte, dass er auf die Überreste des legendären Runenspeers der Bluthufe hinabblickte, den Blutschrei zerschmettert hatte, bevor Garrosh den tödlichen Hieb ausgeführt hatte.
    Mit dieser Erkenntnis überkam ihn ein unbeschreibliches Gefühl des Verlustes, und Thrall begriff, dass der Schmerz, den er bis zu diesem Moment verspürt hatte, nichts war im Vergleich zu dem Leid, das er nun empfand. Er würde sein ganzes Leben ohne die freundlichen Worte, die Weisheit und den Humor seines alten Freundes bestehen müssen.
    Aus einem Impuls heraus sprang er wieder auf den Scheiterhaufen. Die Stangen, die das Holz vor dem Herunterrutschen bewahrten, wackelten ein wenig, gaben unter seinem Gewicht jedoch nicht nach. Vorsichtig legte er eine Hand auf Cairnes Stirn und nahm dann behutsam und ehrfürchtig das kleinste Stück des zerbrochenen Runenspeers an sich. Als er es in seiner Hand umdrehte, durchfuhr ihn ein Schauder.
    Der Splitter, den er ausgesucht hatte, wies nur eine einzige Rune auf: Heilung. Er würde ihn behalten, um sich an Cairne zu erinnern und immer mit seinem Herzen in Kontakt zu stehen.
    Thrall sprang leichtfüßig von dem Scheiterhaufen herunter und ging langsam in Richtung der untergehenden Sonne. Er blickte nicht zurück.
    Der Wind ließ ihn frösteln, nachdem die Sonne hinter dem Horizont versunken war. Es gab noch so vieles, das mit Baine besprochen werden musste, so viele Dinge, die erledigt werden mussten. Doch vorher wollte Thrall noch ein wenig mit Aggra auf diesem friedlichen Land sitzen. Sie war noch nie hier gewesen, aber wie er hatte auch sie die Freundlichkeit und Ruhe dieses Ortes gespült. Sie ...
    Einen Kontinent entfernt fuhr Drek'Thar, der ein wenig gedöst hatte, aus dem Halbschlaf auf. Ein Schrei entrang sich seiner Kehle.
    „Die Ozeane werden kochen!"
    Das Bett des Ozeans war aufgebrochen, und Meilen entfernt zog sich die Flut wie ein Vorhang von dem Hafen von Sturmwind zurück. Schiffe lagen plötzlich auf dem Meeresboden, und die Bürger der Stadt, die gerade einen gemütlichen Nachmittagsspaziergang auf den schönen steinernen Kais machten, blieben stehen, schirmten ihre Augen gegen das Licht der untergehenden Sonne ab und tuschelten überrascht miteinander.
    Der Ozean zog sich einen Moment lang in sich selbst zurück, kehrte dann jedoch mit tödlicher Wucht zurück. Die großen Schiffe, die zu solch exotischen, weit entfernten Orten wie Auberdine oder der Valianzfeste fuhren, wurden zerschmettert wie Spielzeugschiffe unter dem Fuß eines zornigen Kindes. Ihre Überreste und die Leichen der Seeleute wurden in die Docks geschleudert. Das Wasser zerstörte die Hafenanlagen und riss die nunmehr entsetzt schreienden Spaziergänger mit sich fort, während es unerbittlich vorwärtsströmte. Es stieg immer weiter und überflutete alles, was sich ihm in den Weg stellte. Sogar die mächtigen Steinlöwen, die über dem Hafen Wache hielten, verschwanden im Wasser. Erst dann kam es zum Stehen.
    Weiter südlich hatte sich ein Spalt in der Erde vor der Küste von Westfall aufgetan und ein gewaltiges Loch in den Boden gerissen. Der Ozean war wütend und verängstigt, und er richtete seinen Zorn gegen
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