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WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs

WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs

Titel: WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
Autoren: Christie Golden
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bot. Das warme, goldgelbe Leuchten drängte die Schatten in die Ecken. Dicke Pelze von Eisbären, Schaufelhauern und anderen Tieren bedeckten den kalten Steinboden.
    Ein Tisch, lang, schwer und reich verziert, beanspruchte den meisten Platz im Raum. Drei Dutzend Menschen hätten leicht daran sitzen können. Doch momentan hockten dort nur drei Personen: ein Mann, ein Orc und ein Junge.
    Natürlich war diese Szenerie nicht real. Der Mann, der am Ehrenplatz des Tisches auf einem riesigen, erhöhten Stuhl saß, wusste das. Er träumte; er träumte schon seit einer sehr langen Zeit. Die Halle, die Schaufelhauer-Trophäen, das Feuer, der Tisch... der Orc und der Junge... alles war nur Teil seines Traums.
    Der Orc zu seiner Linken war alt, doch er wirkte immer noch kraftvoll. Das goldgelbe Licht des Feuers und der Fackeln ließ das gespenstische Zeichen flackern, das auf seinem kantigen Gesicht prangte – ein aufgemalter Totenkopf. Er war Schamane gewesen, hatte über gewaltige Kräfte geboten, und selbst jetzt noch, in der Vorstellung des Mannes, wirkte er beeindruckend.
    Der Junge war das nicht. Einst mochte er ein hübsches Kind gewesen sein, mit tiefgrünen Augen, heller Haut und goldenem Haar. Aber das war Vergangenheit.
    Der Junge war krank. Er war dünn, so abgemagert, dass die Knochen seine Haut zu durchbohren drohten. Die ehemals leuchtenden Augen waren stumpf und lagen tief in den Höhlen. Eine dünne Schicht bedeckte sie. Pusteln überzogen seine Haut, eine grünliche Flüssigkeit sickerte daraus hervor. Das Atmen schien ihm schwerzufallen, und die Brust des Kindes hob und senkte sich unter kleinen keuchenden Atemzügen.
    Der Mann glaubte das mühsam arbeitende Herz zu sehen, das eigentlich schon vor langer Zeit versagt haben sollte, doch stetig weiterschlug.
    »Er ist immer noch hier«, sagte der Orc und wies mit dem Finger auf den Jungen.
    »Er wird nicht bleiben«, sagte der Mann.
    Wie um seine Worte zu bestätigen, begann der Junge zu husten. Er spie Blut und Schleim auf den Tisch und wischte sich mit seinem dünnen Arm, der in einem einst edlen, inzwischen aber zerschlissenen Ärmel steckte, über den bleichen Mund. Er lehnte sich zurück und sprach mit stockender Stimme. Offenbar strengte ihn das Reden an.
    »Du hast ihn – noch nicht ganz. Und ich werde – dir das beweisen.«
    »Du bist genauso närrisch wie übergeschnappt«, knurrte der Orc. »Diese Schlacht wurde schon vor langer Zeit gewonnen.«
    Die Hände des Mannes schlossen sich um die Lehnen des Stuhls, während er den beiden zuhörte. Diesen Traum hatte er während der letzten Jahre immer wieder durchlebt und mittlerweile war es eher ermüdend als unterhaltsam. »Ich bin dieses Kampfes überdrüssig. Lasst ihn uns ein für alle Mal beenden.«
    Der Orc lächelte den Jungen an, sein Totenschädelgesicht wirkte abscheulich. Der Junge hustete erneut, hielt dem Blick des Orcs aber stand. Langsam und würdevoll richtete er sich auf. Seine milchigen Augen blickten von dem Orc zu dem Mann.
    »Ja«, sagte der Orc, »er führt zu nichts. Bald schon ist die Zeit des Erwachens gekommen. Die Zeit, um erneut in diese Welt vorzudringen.« Er wandte sich an den Mann und seine Augen leuchteten. »Geh den Weg weiter, den du eingeschlagen hast.«
    Der Totenschädel schien sich von seinem Gesicht zu lösen; er schwebte fast darüber, als wäre er ein eigenständiges Wesen. Mit dieser Bewegung veränderte sich der Raum. Die geschnitzten Verzierungen, die einen Augenblick zuvor noch einfache hölzerne Drachen gewesen waren, veränderten sich und erwachten zum Leben. Die Fackeln in ihren Mäulern leuchteten und warfen groteske Schatten, während sich die Häupter schüttelten. Draußen heulte der Wind, als das Tor zur Halle aufflog. Schnee umwehte die drei Gestalten. Der Mann breitete die Arme aus, auf dass der eisige Wind ihn wie einen Mantel umhüllte. Der Orc lachte, der Totenschädel schwebte über seinem von wahnsinniger Freude verzerrten Gesicht.
    »Lass dir zeigen, dass deine Bestimmung in mir liegt und du die wahre Macht nur bekommst, wenn du
ihn
tötest.«
    Der zerbrechlich dünne Junge war von einer kalten Windbö aus seinem Stuhl geworfen worden. Jetzt mühte er sich wieder auf die Beine. Er zitterte und sein Atem ging in kurzen Stößen, als er auf den Stuhl zurückkletterte. Er warf dem Mann einen Blick zu – voll von Hoffnung, Angst und... merkwürdiger Entschlossenheit.
    »Noch ist nicht alles verloren«, flüsterte er. Und trotz des Gelächters des
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