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Wortstoffhof

Wortstoffhof

Titel: Wortstoffhof
Autoren: Axel Hacke
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Augsburgerinnen vorbeigehen lassen, um sich endlich auf eine Simbacherin zu stürzen. Rätselhaft, nicht wahr?
    3.) Odonkor unglücklich . Dies gab die Frankfurter Rundschau am 12. Juni 2007 auf Seite eins bekannt, was mich insofern erstaunte, als ich noch nie zuvor auf Seite eins irgendeiner Zeitung eine so lakonische Mitteilung über die Gefühlszustände eines Menschen gelesen hatte. Neben Odonkor unglücklich stand Belgien vor Regierungswechsel , darüber Deutsche Waffen sind begehrt . Aber Odonkor, der deutsche Fußballspieler, war nicht dieser Waffen oder des Regierungswechsels wegen unglücklich, sondern weil er sich in Sevilla, wo er beim FC Betis spielte, nicht wohlfühlte. Ich warte seitdem auf die Zeile Odonkor glücklich , aber nichts war zu lesen. Bis jetzt. Poor Odonkor.
    4.) Feuchter Surfer im Meer ertrunken . Leserin K. aus Fürstenstein erinnerte sich an diese Nachricht aus den siebziger Jahren, die sie in einer Nürnberger Zeitung gelesen hatte; jedenfalls erinnert sie sich so. Sie war damals gerade in die Nürnberger Gegend gezogen und wusste noch nicht, dass die fränkische Metropole einen Nachbarort hat, der Feucht heißt und aus dem der Surfer eben stammte. Die Alternativzeile Trockener Surfer im Meer ertrunken war also so oder so unmöglich.
    5.) Bauern sollen mit Verstand düngen . Dies stand am 21. September 2007 in Nr. 38 der Bayerischen Staatszeitung , Leser S. aus Bayreuth zufolge jedenfalls. (Ich selbst habe just diese Ausgabe leider verpasst.) S. knüpfte daran die Fragen: Reicht der Verstand der Bauern aus, um auch größere Felder zu düngen? Was passiert mit den Bauern, falls ihr ganzer Verstand beim Düngen aufgebraucht ist? Kann der Verstand Nitrophosphat vollwertig ersetzen? Und was ist mit den Kleingärtnern, haben die wohl zu wenig Verstand?
    Ich wollte zunächst antworten, dass es möglicherweise das Ende der alten Regel bedeuten würde, wonach die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben, beugte mich aber dem Einwand des Lesers G. aus Wien, der schrieb, dass diese Regel doch gerade bestätigt werde. Denn wenn ein schlauer Bauer seinen Verstand zur Düngung seiner Kartoffeln verwendet habe, seien die Kartoffeln zwar dick, der Bauer aber eben wieder – dumm.
    In diesem Zusammenhang möchte ich die Gelegenheit nutzen und auf die vielseitige Einsetzbarkeit von »Verstand« hinweisen. Lesen Sie das Buch Hunde impfen mit Verstand von Monika Peichl! Studieren Sie die Tipps zu Bodenpflege mit Verstand auf der Internetseite des Bayerischen Rundfunks! Nehmen Sie zur Kenntnis, was auf GesundheitPro.de zum Thema Durst löschen mit Verstand gesagt wird!
    Und vergessen Sie gerade angesichts der Klimakatastrophe auf keinen Fall die Titelzeile der Zeitschrift Haus & Markt vom April 2007: Heizen mit Verstand !
UNHALTBAR
    Der Begriff des Haltbaren tritt uns täglich im Wort »Mindesthaltbarkeitsdatum« entgegen, das sich auf jeder Lebensmittelpackung findet. Man ist geneigt, dies als Garantie dafür zu nehmen, dass man das Verpackte ohne Schaden verzehren könne, solange das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht erreicht sei.
    Logisch ist das nicht.
    Denn das Anhängsel -bar, schrieb der Sprachwissenschaftler Gerhard Storz, »fügt dem Verbalstamm die Mitteilung hinzu, dass die von ihm bezeichnete Tätigkeit vorgenommen werden kann, dass der Zustand möglich ist«. Ein Gegenstand, der »tragbar« ist, kann getragen werden, muss aber nicht, weil sich vielleicht kein Träger findet. So gesehen, bedeutet das Mindesthaltbarkeitsdatum: Kann sein, dass sich’s hält, unmöglich ist es nicht.
    In den Tagen, als Oliver Kahn noch im deutschen Fußballtor stand, war oft vom Haltbaren und Unhaltbarem die Rede, immer in Bezug auf Oliver Kahn. Jahrelang hieß es, er sei in der Lage, unhaltbare Fußbälle zu halten. Als Bayern München 2004 einmal gegen Real Madrid spielte, ließ er aber einen Ball ins Tor, den Roberto Carlos in – nach allgemeinem Urteil – haltbarer Weise geschossen hatte. »Kahns schlimmster Fehlgriff«, stand in den Zeitungen.
    Dies führt uns zur Frage: Gibt es eine absolute Haltbarkeit von geschossenen Fußbällen? Eine Art Mindesthaltbarkeit? Definitiv: ja. Es wird uns Woche für Woche in deutschen Stadien bewiesen: Man kann Bälle so schwach und ungenauschießen, dass jeder Torwart auf der ganzen Welt sie halten könnte, aber eben nur könnte , nicht muss , jedenfalls nicht im sprachlichen Sinne. Der jeweilige Trainer wird das anders sehen und einen Torwart, der viele Haltbare
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