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Wortstoffhof

Wortstoffhof

Titel: Wortstoffhof
Autoren: Axel Hacke
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für water im Wörterbuch »Wasser« gefunden, für closet das Wort »Wandschrank«.
    Frau K. findet das »eine sehr elegante Ausdrucksweise für Toilette«. Herr V. hingegen stellt die These auf, ein Wasserwandschrank sei im bekanntermaßen recht heißen und trockenen Andalusien für die Aufbewahrung vonWasserwänden vorgesehen, »um dieselben dann bei starker Trockenheit an geeigneten Orten oder Plätzen wieder aufgestellen zu können«.
    Das wird wohl wahr sein, zumal es auch erklärt, warum man kein Toilettenpapier in die Wasserwandschränke werfen soll. Die wertvollen und empfindlichen Wasserwände würden ja verschmutzen.
    Leider, fügt V. an, habe er in seinem Hotel keinen Wasserwandschrank entdeckt, sodass er auch nicht sagen könne, wie man Wasserwände in die Schränke »gestelle«, ob es dazu spezielle Gestelle gebe und ob man die Wände vorher in Folie hülle, um sie vor Austrocknung zu bewahren. Ich meinerseits möchte anmerken, dass es natürlich nützlich wäre, zum Wort »Wasserwandschrank« auch einen entsprechenden Gegenstand zur Hand zu haben, ansonsten stünde das nichts bezeichnende Substantiv sinnlos herum. Außerdem: Wäre es nicht schön, einen Wasserwandschrank mal von innen zu besehen? Ich denke an Mörikes Gedicht Vom Sieben-Nixen-Chor , in dem es heißt:
    » Zwischen grünen Wasserwänden
    Sitzt der Sieben-Nixen-Chor;
    Wasserrosen in den Händen,
    Lauschen sie zum Licht empor.«
    Dieser Chor würde manchen fast mehr interessieren als die Wasserwände selbst, doch lese er vorsichtshalber erst mal das Gedicht zu Ende oder wenigstens bis zu der Stelle, an der die Nixen einen Königssohn so betören, dass er mit ihnen davoneilt – und dann…?
    » Doch man sah nach wenig Stunden,
    Wie der Nixenbräutigam,
    Tot, mit sieben roten Wunden,
    Hoch am Strand des Meeres schwamm.«
    Vorsicht also, wenn Sie je irgendwo einen Wasserwandschrank finden sollten! Lassen Sie ihn erst von versierten Wasserwandschrankexperten untersuchen. Herr V., auch Frau K., haben wohl noch mal Glück gehabt.
WELL NESS
    Im Rahmen der großzügigen Renovierung des neuen Verwaltungsgebäudes meiner Kolumne Das Beste aus meinem Leben im Zentrum Münchens (endlich sind alle Das Beste aus meinem Leben -Mitarbeiter unter einem Dach untergebracht) habe ich mir kürzlich erlaubt, das auch der Öffentlichkeit zugängliche Wellness-Center »Dr. Hackes Körpertempel« im siebten Stockwerk sowie meine neue Pflegeserie »Das Beste aus meinem Leben for men « dem Publikum vorzustellen. Für alle, die aus terminlichen Gründen nicht dabei sein konnten, hier einige der wichtigsten Angebote, die allen Leserinnen und Lesern ermöglichen sollen, jene vollkommene physische Frische zu erlangen, welche es bereits so vielen Persönlichkeiten aus dem Management von Das Beste aus meinem Leben ermöglicht, im Alter von neunzig und mehr Jahren sich ihrer Tätigkeit ganz und gar hinzugeben. Basis aller Produkte ist eine Kombination des in der Kolumne enthaltenen uralten Wissens um Körper und Geist mit Enzymen der fernöstlichen Quatschgurke, deren heilende Wirkung der Autor selbst in einigen seiner größten Krisen erfahren durfte.
    Die Quatschgurke wird seit Jahrhunderten auf den Bla-Bla-Inseln angebaut, die hinter den sieben Winden im großen Wörtermeer liegen. Zu Beginn der auf ihrer Substanz basierenden Behandlungen massieren laotische Hatschi-Meister mit ihren Nasenspitzen eine Salbe aus Quatschgurken-Essenz, abgestorbenen Hirnzellen des Verfassers sowie zerstoßenen Kolumnen in die Stirnhäute der Klienten –eine traditionelle Verfahrensweise, welche seit Menschengedenken in den Tempelstätten der Bla-Bla-Inseln der physischen, emotionalen, mentalen, spirituellen Reinigung vorangeht. Anschließend werden den so Vorbereiteten die zehn schlechtesten Kolumnen des Autors von den zehn schlechtesten Schauspielern Münchens vorgelesen, um jenen Zustand vollkommener Willenlosigkeit zu erreichen, den man auf den Bla-Blas liebevoll »das große Wau-Wau« nennt. Die Behandelten sehen danach ihre eigene Seele baumeln, taumeln und maumeln, in vielen Fällen sogar schwaumeln.
    Nun beginnt der lange Marsch der Reisbauern, genannt »Massage aus dem Zentrum des Bla Bla«. Zehn original vietnamesische Reisbauern marschieren hintereinander immer wieder über die Klienten hinweg, wobei ihre kleinen, original vietnamesischen Reisbauernfüße die Klientenkörper wohltuend entspannen und seltene original vietnamesische Wörter porentief in die Klientenhaut
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