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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
Autoren: Brockhaus
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seelisch und geistig ruinierte Lucien de Rubempré im Gefängnis Selbstmord begeht. Der große Ränkeschmied Vautrin/Collin ist nach Balzac die »Wirbelsäule» der »Menschlichen Komödie«. Seine Romanbiografie spiegelt in manchen Aspekten die Lebensgeschichte des Pariser Polizeichefs Vidocq wider.
    DIE WELT ALS THEATER
    Von umfassenderer Architektonik als die Kathedrale von Bourges, hatte Balzac 1845 geschrieben, sei die »Menschliche Komödie«, die er für eine Gesamtausgabe in drei Teile gliederte: in analytische Studien, philosophische Studien und Sittenstudien. Letztere unterteilte er wiederum in Szenen aus dem Privatleben, Szenen aus dem Provinzleben, Szenen aus dem Pariser Leben, Szenen aus dem politischen Leben, Szenen aus dem Militärleben und Szenen aus dem Landleben. Der Begriff der »Komödie« und die Aufteilung in »Szenen« erinnern an die Welt des Theaters. Tatsächlich erlebte Balzac die Restaurationszeit, die Epoche vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zur Julirevolution 1830, deren Sittengeschichte er verfasste, als ein immenses Spektakel. Triebfeder allen Geschehens ist der Wille der Akteure, die Sprossen der sozialen Stufenleiter, die von den Niederungen des besitzlosen Bürgertums bis in die Höhen des Pariser Finanzadels reicht, so hoch wie möglich zu erklimmen. Was Balzac interessierte, ist die Dynamik der Wandlungsprozesse in der Gesellschaft, die mehr oder minder große Energie, mit der die Menschen sich durchzusetzen vermögen oder scheitern. Eine breite Einleitung und der dramatische Höhepunkt, nach dem die Handlung plötzlich in gedrängter Ereignisfolge dem Ende zustrebt, sind kennzeichnend für seine an der Dramentechnik orientierte Beschreibungskunst.
    An sozialen Klassen der Gesellschaft werden vor allem Adel und Bürgertum vorgestellt, hier besonders das Finanzkapital. Bauern, Arbeiterschaft und Proletariat werden kaum thematisiert. Einen bedeutenden Raum nehmen gesellschaftliche Außenseiter und jene Charaktere ein, die den Weg »nach oben« suchen. Durch die Auflösung der Gesellschaftsordnung des Ancien Régime waren die Voraussetzungen für Mobilität und Dynamik in einer bürgerlichen Epoche gegeben, in der sozialer Aufstieg und Geld als Mittel zu Erfolg, Macht und Luxus eine zentrale Rolle spielten. Balzac behandelt jedoch auch immer wieder die Kehrseite des Erfolgs, die Möglichkeit des Scheiterns und die zerstörerischen und selbstzerstörerischen Impulse, die im Kampf um gesellschaftliche Anerkennung freigesetzt werden.
    DIE LETZTEN JAHRE
    Das letzte Jahrzehnt des Lebens Balzacs stand im Zeichen einer Bindung, deren episodische Anfänge in das Jahr 1833 zurückreichten. Es war seine Beziehung zur polnischen Gräfin Hanska, die er am 14. März 1850 in einem Städtchen westlich von Kiew heiratete. Zahlreiche Reisen führten ihn seit 1843 immer wieder nach Russland, in die Ukraine, nach Galizien und auch durch Deutschland. Die Last der Arbeit und die Strapazen seines Lebens hatten ihn jedoch sehr geschwächt. Nur drei Monate nach seiner Rückkehr nach Paris starb er am 18. August des Jahres 1850. Das Grab befindet sich auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise.
    Als Herzstück der »Menschlichen Komödie« gilt die Trilogie der Pariser Romane »Vater Goriot«, »Verlorene Illusionen« und »Glanz und Elend der Kurtisanen«. Durch die Art und Weise, wie Balzac darin versucht, die Ganzheit des Lebens zu gestalten, erwarb er sich seinen Ruhm als klassischer Romancier und Meister des Realismus, als der er auch heute noch als einer der bedeutendsten Autoren der Weltliteratur gilt, der die Entwicklung des Romans nachhaltig beeinflusst hat.

ALEKSANDR PUSCHKIN

    RUSSLANDS POETISCHE SEELE
    Was Shakespeare für die Engländer und Goethe für die Deutschen, das ist für die Russen Aleksandr Puschkin: der Nationaldichter, ja ein nationaler Mythos. Zu diesem Mythos gehört nicht nur sein Werk, sondern auch sein Leben und Sterben. Die Puschkin-Zeit gilt als das goldene Zeitalter der russischen Dichtung und Puschkin selbst als der Größte einer ganzen Reihe von Dichtern.
    6. 6. 1799
    Geburt in Moskau
    1824–1826
    Verbannung in die Provinz
    1826
    Nikolaus I. wird Zensor Puschkins
    1831
    Heirat mit Natalja Gontscharowa
    1833
    »Eugen Onegin« erscheint
    10. 2. 1837
    Tod in Sankt Petersburg nach einem Duell
    Aleksandr Sergejewitsch Puschkin kommt am 6. Juni 1799 in Moskau als Sohn von Sergej Lwowitsch Puschkin, der russischem Erbadel entstammt, und Nadeshda Ossipowna, geborene Hannibal,
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