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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou
Autoren: Unbekannt
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Taschen trottete er voraus, als würden er und seine Begleiterin die Aussicht und die warme Sonne genießen. Die Seeleute und Kapitäne auf den Motor- und Segelbooten schenkten ihnen keine Beachtung. Es war kurz vor Mittag, Zeit für die Siesta und einen Drink. Deutsche und Slowenen dösten auf ihren heißen Decks, nur die Stimmen von Kindern, die nicht einschlafen konnten, waren zu hören.
    Nummer siebenundvierzig war leer, aber an neunundvierzig hatte eine bescheidene Jacht mit italienischer Flagge festgemacht. Auf dem Deck war eine schwergewichtige Frau damit beschäftigt, eine Wurst zu pellen.
    »Buongiorno!«, rief ihr Charles munter zu. Höflich neigte die Frau den Kopf.
    Charles sprach nur leidlich Italienisch, daher bat er Angela, herauszufinden, wann die Frau in Portoroz angekommen war. Sofort legte Angela in einem maschinengewehrartigen römischen Italienisch los, das wie ein Schwall von Beschimpfungen klang. Doch die Wurstfrau schleuderte die Beschimpfungen lächelnd und mit den Händen fuchtelnd zurück. Zum Abschied winkte ihr Angela mit einem »Grazie mille« zu.
    Auch Charles winkte und beugte sich zu Angela, als sie sich entfernten. »Und?«
    »Sie ist seit Samstagabend hier. Neben ihrer Jacht hatte ein Motorboot festgemacht - ziemlich schmutzig, sagt sie-, das aber schon bald nach ihrer Ankunft abgelegt hat. So zwischen halb acht und acht, schätzt sie.«
    Nach zwei weiteren Schritten merkte Angela, dass Charles stehen geblieben war. Die Hände in die Hüften gestemmt, starrte er auf die leere Anlegestelle mit dem kleinen Schild 47. »Meinst du, das Wasser ist einigermaßen sauber?«
    »Hab schon Schlimmeres gesehen.«
    Charles reichte ihr seine Jacke, dann knöpfte er das Hemd auf und entledigte sich seiner Schuhe.
    »Das ist doch nicht dein Ernst«, entfuhr es Angela. »Wenn die Übergabe überhaupt erfolgt ist, dann wahrscheinlich nicht reibungslos. Und falls ein Kampf stattgefunden hat, dann ist vielleicht was ins Wasser gefallen.«
    »Wenn Dusan schlau ist«, erwiderte Angela, »dann hat er Franks Leiche raus aufs Meer gefahren und sie über Bord geworfen.«
    Charles hätte ihr gern erklärt, warum Dusan Maskovic für ihn nicht als Mörder infrage kam - Dusan hatte nichts zu gewinnen durch die Tötung eines Mannes, der bereit war, ihm ohne jedes Zögern Geld für eine bestimmte Adresse zu überlassen -, aber er überlegte es sich anders. Er hatte keine Zeit für eine Diskussion.
    Er versuchte, sich nichts von seinen Magenschmerzen anmerken zu lassen, als er sich nach vorn beugte und sich aus seiner Hose schälte. Schließlich stand er nur noch in Boxershorts da. Seine Brust wa r blass, weil er ständig in F lugzeugen und Hotelzimmern herumhockte. »Wenn ich nicht mehr auftauche ... «
    »Schau mich nicht so an«, protestierte Angela. »Ich kann nicht schwimmen.«
    »Dann musst du Signora Salami um Hilfe bitten.«
    Bevor ihr eine Entgegnung einfiel, war er mit den Füßen voraus in die seichte Bucht gesprungen. Es war ein Schock für seine von Drogen aufgeputschten Nerven, und vor Schreck hätte er beinahe eingeatmet. Er musste sich zwingen, es nicht zu tun. Er ruderte zur Oberfläche und wischte sich das Gesicht ab. Vom Rand des Piers lächelte Angela auf ihn herab. »Schon fertig?«
    »Verknitter mir nicht mein Hemd.« Er tauchte wieder unter und öffnete die Augen.
    Die hochstehende Sonne ließ die Schatten im Wasser deutlich hervortreten. Um ihn herum schaukelten die schmutzig weißen Bootskörper, deren geschwungene Seiten nach unten hin immer schwärzer wurden, bis nichts mehr zu erkennen war. Er strich mit den Händen über das italienische Boot in Nummer neunundvierzig und folgte dem Rumpf bis zum Bug, von dem ein dickes Tau zu den Pfählen verlief. Er ließ die Leine los und tauchte in das dichte Dunkel unter dem Pier, um sich mit den Händen voranzutasten. Er berührte Lebewesen - eine raue Muschel, Schleim, die Schuppen eines zappelnden Fischs -, und gerade als er schon wieder zur Oberfläche wollte, stieß er auf etwas anderes. Ein wuchtiger Arbeitsstiefel mit harter Sohle. Er hing an einem Fuß, einem J eansbein, einem Körper. Erneut musste er dagegen ankämpfen, einzuatmen. Er zog, doch die steife, kalte Leiche ließ sich kaum bewegen.
    Er schwamm nach oben, um nach Luft zu schnappen, ignorierte Angelas Spott und tauchte wieder hinab. Um einen Hebel zu haben, stemmte er sich an der Pfahlkonstruktion ab. Als er die Leiche endlich in das trübe Licht um das italienische Boot gezerrt
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