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Wolfstränen - Roman (German Edition)

Wolfstränen - Roman (German Edition)

Titel: Wolfstränen - Roman (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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an Nell.
    »Sie sind ein Monster, Blackhole. Dieser Mann war schon fertig, bevor ...«, spuckte Bernard aus.
    »Halten Sie Ihre Klappe, Mann. Was wissen Sie denn schon über die Gründe meines Handelns?«, donnerte Blackhole.
    »Was ist, wenn ich bei Ihrem Spiel nicht mitmache?«, fragte Bernard.
    »Eine hypothetische Frage, mein Lieber!«
    Nun war Nell sicher, dass Blackhole unter der Maske lächelte. Diese Stimme kannte sie. Charmant und souverän.
    »Einverstanden«, nickte Bernard. »Was muss ich tun?«
    Meggy stürzte vor und klammerte sich an Bernard fest. »Was soll das, Blackhole? Sehen Sie nich, dass Berny verletzt is’? Machen Sie die Wette mit mir – ich bin gesund und stark.«
    Blackhole schüttelte den Kopf. »Weder Sie noch Miss Scofield sind wirklich wichtig für mich. Abgesehen davon, Miss ... Sie sind weder gesund noch stark! Sie saufen zu viel und leiden an Schlafmangel. In wenigen Jahren werden sie sterben! Und Sie, Miss Scofield, leiden ebenfalls! Sie leiden an ihren falschen Träumen, an den rosaroten Wolken, die Sie sich ausmalen. Sie werfen Ihr Herz zu schnell weg und werden daran zerbrechen. Sie allerdings, Bernard ... Sie sind ein gesunder Mann! Obwohl auch Sie leben wie ein Schwein, welches sich im Dreck suhlt, hat es die Natur gut gemeint mit Ihnen.« Er hob seine Handflächen nach vorne und machte eine wischende Handbewegung.
    Mit entgeisterter Miene starrte Bernard seinen Widersacher an. Er bewegte seinen Arm.
    »Sparen Sie sich den Dank, Scofield! Ich weiß, dass Ihr Arm schmerzfrei ist! So wie ich heilen kann, kann ich vernichten.«
    Drought führte Meggy von Bernard weg, wobei er auf morbide Weise mitfühlend erschien. Meggy weinte und ihre Schultern zuckten.
    »Blackhole!«, rief Nell. Der große dunkle Mann drehte sich langsam zu ihr. »Blackhole ... wenn Sie so etwas können, Gott im Himmel ...« Nell fehlten die Worte. »Warum setzen Sie ihre Gabe nicht zum Wohle der Menschheit ein?«
    Nun war das Schweigen spürbar, wie ein fette Decke, die sich herabgesenkt hatte und selbst der Mond stahl sich hinter schwarze Wolken.
    »Die Menschheit hat es nicht verdient«, flüsterte Blackhole.
    Niemand sagte etwas. Manche atmeten schwer.
    »Was muss ich tun?«, brach Bernard die Stille.
    Sie stellten ihn in das Pentagramm, das Blackhole mit Willenskraft in den Schlamm gezeichnet hatte, ein metallisch glühendes Zeichen. »Schmerzen, lieber Scofield! Ich schenke Ihnen Schmerzen! Gelingt es Ihnen, die zu ertragen, lasse ich Sie frei. Schmerzen läutern und befreien den Geist von Überflüssigem. Zeigen Sie, wie Ihr Geist beschaffen ist. Betrachten Sie es als eine Art mentales Armdrücken, junger Mann! Sie sind viel jünger als ich. Zeigen Sie, was in Ihnen steckt!«
    Bernard nickte. Er schob seine Schultern vor, warf erst Meggy und dann Nell einen harten Blick zu, wischte sich Haarsträhnen aus der Stirn und konzentrierte sich.
    »Man kann viel erreichen, wenn man will«, flüsterte Blackhole und stellte sich gegenüber von Bernard in Position. »Etwas noch, junger Mann. Sollte Ihre Kraft nachlassen, werde ich Sie mit meiner ganzen Macht vernichten und sofort darauf ihre Freundin und Ihre Schwester!«
     
     
     
    Hinter Nells Stirn raste es. Sie war zum Zuschauen verdammt und das gefiel ihr nicht. Sie war Zeugin einer widerwärtigen Folter und das Opfer war ihr Bruder.
    Niemand konnte ermessen, wie sehr Bernard litt.
    Meggy schluchzte auf. Sie wollte sich schreiend auf Blackhole stürzen, aber Drought versperrte ihr den Weg. Er hielt sie an den Schultern fest, rüttelte sie und gab ihr schließlich eine schallende Ohrfeige. Meggy trat und kratzte, und zwei andere Männer sprangen hinzu und bändigten sie. Meggy sackte kraftlos zusammen.
    Bernard krümmte sich. Sein Leib zitterte wie ein Aal, aber er blieb stehen.
    Zwischen den Gegnern materialisierten sich blaue Lichter, die miteinander spielten wie junge Schlangen. Beide Männer waren in eine milchige Korona gehüllt.
    Die Kapuzenmänner begannen zu singen. Erst leise, dann lauter, dumpf und geheimnisvoll. Sie kannten dieses Ritual und genossen es. Deshalb waren sie hier und hatten den düsteren Weg aus der Stadt genommen, zu Fuß und in Kutten gekleidet.
    Nach einer Weile schloss auch Drought sich dem Singsang an.
    Nichts deutete darauf hin, dass er seine Gefangenen noch bewachte. Sie schienen ihm egal geworden zu sein. Sein Oberkörper beugte und streckte sich wie eine Pflanze im Sturm. Die beiden Männer, die Nell flankierten, zogen sich
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