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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale
Autoren: Ian Rankin
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sagte Chief Inspector Laine, »um uns bei unserem kleinen Problem zu
helfen?«
»Nun ja«, erwiderte Rebus. »Ich bin mir nicht sicher, was ich tun kann, seien Sie aber
versichert, ich werde tun, was ich kann.«
Einen Augenblick passierte gar nichts, dann lächelte Laine, sagte aber nichts. Die Erkenntnis
traf Rebus wie ein Blitz und haute ihn fast um. Sie konnten ihn nicht verstehen! Sie standen da
und lächelten ihn an, aber sie verstanden seinen Akzent nicht. Rebus räusperte sich und versuchte
es noch einmal.
»Was auch immer ich tun kann, um Ihnen zu helfen, Sir.«
Laine lächelte wieder. »Ausgezeichnet, Inspector, ausgezeichnet. Inspector Flight wird Sie
sicherlich in alles einweihen. Haben Sie sich gut eingelebt?«
»Eigentlich...«
Flight fiel ihm ins Wort. »Inspector Rebus ist sofort hierher gekommen, als er von dem Mord
gehört hat. Er ist gerade erst in London angekommen.«
»Tatsächlich?« Laine klang beeindruckt, aber Rebus merkte, dass der Mann allmählich unruhig
wurde. Das hier war Small Talk, und ihm gefiel offenbar die Vorstellung nicht, er könnte Zeit für
Small Talk haben. »Also, Inspector«, sagte er, »wir sehen uns sicher noch.« Und zu Flight
gewandt: »Ich sollte jetzt besser los, George. Alles unter Kontrolle?« Flight nickte nur. »Gut,
fein, also...« Und damit ging der Chief Inspector, begleitet von Flight, zu seinem Auto zurück.
Rebus atmete geräuschvoll aus. Er fühlte sich völlig fehl am Platz. Er wusste, wann er nicht
erwünscht war, und fragte sich, wessen Idee es nur gewesen sein mochte, ihn zu dem Wolfsmann-Fall
abzustellen. Jemand mit einem abartigen Sinn für Humor, so viel war sicher. Schließlich hatte
sein Boss ihm den Brief gezeigt.
»Sieht so aus«, hatte er gesagt, »als wären Sie zum Experten für Serienkiller geworden, John, und
davon haben die bei der Met im Augenblick zu wenige. Die möchten, dass Sie für ein paar Tage nach
London kommen und schauen, ob Ihnen was dazu einfällt. Vielleicht können Sie die auf ein paar
neue Ideen bringen.«
Rebus hatte den Brief mit wachsender Fassungslosigkeit gelesen. Er bezog sich auf einen Fall von
vor ein paar Jahren, den Fall eines Kindermörders, den Rebus geknackt hatte. Doch dabei war es um
eine persönliche Angelegenheit gegangen, nicht um einen richtigen Serienkiller.
»Ich weiß überhaupt nichts über Serienkiller«, hatte Rebus seinem Boss erwidert.
»Nun ja, sieht so aus, als werden Sie sich in guter Gesellschaft befinden.«
Und da stand er nun auf einem öden Flecken Erde im Nordosten von London mit einem Becher unsagbar
schlechtem Tee, den er mit beiden Händen umklammert hielt. Sein Magen rebellierte, seine Nerven
lagen blank, und sein Gepäck sah genauso einsam und fehl am Platz aus, wie er sich fühlte. Er
sollte helfen, das Unlösbare zu lösen, unser Mann von nördlich der Grenze. Wessen Idee war das
nur gewesen, ihn hierher zu holen? Keine Polizeitruppe gab gerne zu, versagt zu haben; doch indem
sie Rebus nach London zitierte, tat die Met genau das.
Nachdem Laine fort war, wirkte Flight ein wenig entspannter. Er nahm sich sogar die Zeit, Rebus
ermutigend zuzulächeln, bevor er zwei Männern Anweisungen gab, die, wie Rebus wusste, von einem
Bestattungsinstitut kamen. Die Männer gingen zurück zu ihrem Fahrzeug und kamen mit einer großen
gefalteten Plastikplane wieder. Sie passierten die Absperrung, gingen zu der Leiche und breiteten
die Plane neben ihr aus. Es war ein durchsichtiger Sack, über drei Meter lang und mit einem
Reißverschluss von oben bis unten. Während die beiden Männer den Sack öffneten, die Leiche
hineinhoben und den Reißverschluss zuzogen, stand Dr. Cousins dicht daneben. Ein Fotograf machte
noch ein paar Blitzlichtaufnahmen von der Stelle, an der die Tote gelegen hatte, während die
beiden Männer die Leiche durch die Absperrung zu ihrem Wagen trugen.
Rebus bemerkte, dass die meisten Schaulustigen verschwunden waren, nur ein paar neugierige Seelen
waren noch geblieben. Einer von ihnen, ein junger Mann, hielt einen Sturzhelm in der Hand und
trug eine glänzende schwarze Lederjacke mit noch stärker glänzenden silbernen Reißverschlüssen.
Ein sehr müde aussehender Polizist versuchte, ihn zum Weitergehen zu bewegen.
Rebus kam sich selbst wie ein Zuschauer vor und musste an die vielen Fernsehserien und Filme
denken, die er gesehen hatte, in denen Detectives sich in der ersten Minute auf dem Tatort
tummeln (und dabei jegliches Beweismaterial
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