Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfslegende

Wolfslegende

Titel: Wolfslegende
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
weil dieser Dunst wie der faulige Atem eines Ungeheuers in ihre Lungen quillt! - Spürt Ihr das nicht auch?«
    Dakaris hielt kurz inne, um die völlig veränderte Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.
    Er hat recht, dachte er. Dieser Gestank ... Als trieben wir durch Jauche.
    »Ich verstehe trotzdem nicht, was es mit unserer Fracht zu tun haben sollte .« Unwillkürlich lenkte Dakaris seinen Blick durch die Schwaden dorthin, wo die Kiste stand. Und dann begriff er - noch bevor Thalius' Stimme ihn erneut erreichte -, was die Männer in solche Panik versetzte.
    »Ihr versteht es nicht?« fragte der Feldherr mit krächzender Stimme. »Der Nebel strömt aus dieser Kiste, und ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn dahinter nicht der Hades steckt ...!«
    * 
    Nachdem der Seher gegangen war, lenkte ein Geräusch Manogans Blick zu dem Lager, das er sich selbst aus alten Säcken und Lumpen hergerichtet hatte, um nachts nicht auf dem harten Boden schlafen zu müssen.
    Er glaubte eine Ratte verscheuchen zu müssen. Aber sein Blick prallte vor etwas viel Schrecklicherem zurück.
    »Marcia ...?«
    Daß er den Verstand ausgerechnet auf dem Weg zurück in die Heimat verlor, daß der Irrsinn ihn also gerade in einer Situation verhöhnte, in der er nach Jahren der Gefangenschaft wieder vage Hoff-nung zu schöpfen gewagt hatte, traf ihn wie ein Keulenhieb.
    Eisig war die Hand, die sich um sein Herz krampfte.
    »Marcia .«
    Noch einmal rann der Name der Truggestalt entgegen, mit der ihn seine Sinne narrten.
    Ohne es zu wollen (o doch, er wollte es - und wie sehr er es wollte!), erhob er sich von der Taurolle, auf der er gesessen und sich die Zeit mit Knoten vertrieben hatte, und wankte der schönsten Frau der Welt entgegen.
    Seiner Frau.
    Von der er getrennt worden war von einem Sturm, der sein Fischerboot in finsterer Nacht überrascht und zum Kentern gebracht hatte!
    An einer Planke hatte er sich festgehalten und war immer weiter von der Küste fortgetrieben worden, bis das fremde Schiff, die fremden Seeleute ihn aufgegriffen und in ein unbekanntes Land verschleppt hatten!
    »Marcia!«
    Mit jedem Mal, da er ihren Namen aussprach, schien die Gestalt wahrer und wirklicher zu werden. Als könnte bloßes Sehnen solches bewirken .
    »Manogan!«
    Wie sie seinen Namen betonte, und wie sie die Hand nach ihm ausstreckte, schüchtern blinzelnd, die Wangen wie von Morgenröte überpudert, und dabei doch auch so frech, so voller verborgenem Temperament, war sie ganz und gar Marcia, die Frau des Fischers Manogan, seine verlorene, aber nie vergessene einzige Liebe.
    Es konnte nicht sein.
    Ich bin verrückt geworden, übergeschnappt, von unzähligen Nächten der Angst und der Isolation besiegt...
    »Manogan, du hast es in deiner Hand!«
    Sie winkte ihn noch näher, so nah, daß er sie riechen und spüren konnte, noch bevor seine Hand ihr warmes Fleisch berührt hatte.
    »Was habe ich in meiner Hand?«
    »Dort weiterzumachen, wo das Schicksal das Band unser beider Leben durchtrennte.«
    »Ich - verstehe nicht.«
    »Wir können beide nur gewinnen. Ich, die ich mich ein Jahr, nachdem du vom Meer nicht in unser kleines Haus heimgekehrt bist, selbst dem kalten Wasser übergab - und du, der zwar überlebte, aber mich in der Heimat nicht mehr finden wird.«
    Manogans Knie wurden so weich, daß er dem Trugbild fast entgegenstürzte.
    Es fing seinen Fall ab.
    Sanft. Zärtlich selbst diese Berührung, die ihr alle Geschicklichkeit und Kraft abverlangte.
    »Du - bist keine Gaukelei ...!«
    »Noch bin ich nicht sehr viel mehr«, erwiderte sie. »Noch wurde mir keine Dauer verliehen. Aber es liegt in deiner Hand, uns beide zu beschenken.«
    »Wovon redest du? Bei Bran, Marcia, wovon redest du bloß?«
    »Von einem Gefallen. Und dem Lohn, den du dafür erhältst - den wir dafür erhalten!«
    Er verstand nicht, was sie meinte. Wie sollte er auch? Aber er fühlte ihre Hand, die sich in seinen Nacken schob und ihn dort streichelte, liebkoste, wie er es immer so gemocht und dabei geschnurrt hatte wie eine sattgefressene Katze nach der Rückkehr aus dem Kornspeicher, wo sie auf Mäusefang gegangen war.
    »Was für einen Gefallen meinst du, und wer sollte mich belohnen?«
    »Der, der mich in deiner Erinnerung fand. Und der sich meinen Mund geliehen hat, um mit dir zu verhandeln.«
    Zu verhandeln .
    Manogan hatte nie geglaubt, daß der Wahnsinn sich solche Mühe machte, um ein Menschenhirn zu übermannen.
    »Was - müßte ich tun, um dich wieder ganz und für den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher