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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Autoren: M. D. Lachlan
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ein neues Rudel in der Gegend herumtrieb und einige Schafe und sogar ein altes Pferd gerissen hatte. Die Jäger hatten ihre Bogen und die Köder mitgenommen und zwischen den Bäumen nach den Spuren der Tiere gesucht. Sie hatten nichts gefunden und dachten allmählich, dass sie doch nur ihre Zeit verschwendeten.
    Schließlich aber, als sich die lange Abenddämmerung über die Bäume senkte und der Vollmond am Himmel stand, trat ein Wanderer auf die Lichtung und bat um Erlaubnis, sich an ihr Feuer zu setzen. Er war ein seltsamer Mann, groß und hellhäutig mit einem fast unnatürlich roten Haarschopf. Immerhin hatte er einen Schlauch Met dabei, und so teilten sie im Austausch für ein paar Becher Met ihr Essen mit ihm. Der Fremde war ein angenehmer Gast und lachte gern, doch als die kurze Nacht begann, sprachen sie über religiöse Dinge.
    »Wie ich sehe, seid ihr Anhänger des neuen Glaubens.« Der Wanderer deutete auf das Kreuz, das ein Jäger am Hals trug.
    »Wir sind die Jünger Christi«, bestätigte ein anderer. »Wie ich sehe, bist du ein Mann des alten Glaubens.«
    »Ich will für mein Geld so viele Götter bekommen, wie es nur möglich ist«, erwiderte der Fremde. »Mir scheint, all die Herren von Asgard sind ein besserer Tausch für die Opfer als der einsame Gott des Ostens.«
    Die Männer lachten.
    »Es gibt Gegenden in diesem Land, wo sie dir für solche Worte die Zunge herausschneiden würden«, warnte ihn einer.
    »Ja, der sanftmütige gnädige Gott kann ausgesprochen schlechte Laune bekommen, wenn er sich übergangen fühlt, was?«
    »Es ist keine Sünde, das Wort Christi zu verteidigen«, warf ein anderer ein.
    »Auch wenn sein Wort dir sagt, dass genau diese Verteidigung eine Sünde ist?«, entgegnete der Wanderer. »Seid ihr erst vor kurzem übergetreten, oder seid ihr schon in diesem Glauben getauft?«
    »Vor fünf Jahren bin ich vor Götzen auf dem Bauch herumgekrochen, dann wurde mir der Weg der Gnade offenbart«, erklärte der erste Jäger.
    »Warum bist du dem Ruf gefolgt?«, wollte der Fremde wissen.
    »Ich war ein Sklave, und die Kirche hat mich freigekauft«, berichtete er. »Ein Christ sollte nicht der Sklave von Heiden sein, sagt der Heilige Vater.«
    »Und du?«
    »Bei mir war es genauso«, bestätigte der zweite Jäger.
    »Bei mir war es anders«, fügte der dritte hinzu, der wortkarger und klüger war als die anderen beiden.
    »Was war es bei dir?«
    »Mir waren die alten Götter zu wild«, sagte er, »während der neue eine sanftere Lebensart versprach. Er liebte die Welt so sehr, dass er seinen einzigen Sohn schickte, damit dieser für unsere Sünden starb. Ich fand, es war eine wunderbare Geschichte, dass der Gott die Menschengestalt angenommen hat.«
    »Von Thor hat man so etwas noch nie gehört, was?«, meinte der erste Jäger.
    »Über Thor weiß ich nichts«, antwortete der Fremde, »aber es ist bekannt, dass die alten Götter schon oft in menschlicher Gestalt aufgetreten sind.«
    »Wirklich?«
    »Kennt ihr die Geschichten denn nicht? Wisst ihr nicht, dass die Götter ein Haar spalten und es zum Mann heranwachsen lassen können? Dass ihre Verkörperungen den göttlichen Ursprung vergessen und als gewöhnliche Menschen leben? Ich glaube, es ist doch eine größere Prüfung, wenn ein Gott umgeht und nicht weiß, was er ist, als wohlbehalten in seiner Göttlichkeit zu wandeln, wie es Jesus tat.«
    »Erzähle uns mehr«, forderte ihn der erste Jäger auf. »Ich bin gerade in der Stimmung, eine Geschichte zu hören, und weit genug von den Priestern entfernt, dass es mich nicht kümmert.«
    So erzählte der Fremde ihnen die Geschichte vom alten verrückten Gott Odin, der eines Tages träumte, er sei eine Hexe im irdischen Reich. Doch die Träume der Götter sind nicht wie die Träume der Menschen, denn sie werden Fleisch und Blut. Die Hexe wurde eine mächtige Zauberin, und der Gott wurde eifersüchtig auf seine irdische Verkörperung. Deshalb gab er ihr prophetische Visionen ein, wie ein Bauer die Saat auf dem Feld ausbringt. Schließlich hatte auch der große Gott Loki einen Traum und erschuf eine schöne Sklavin, die mit einem heißen Eisen ihr Gesicht verunstaltete, um ihrem Besitzer zu trotzen. Loki verliebte sich in seinen eigenen Traum und kam auf die Erde, um mit ihr zwei Kinder zu zeugen. Eines war der Fenriswolf, der am letzten Tag alle Götter verschlingen wird. Das andere war ein normaler Mann. Die Kinder gab er als Geschenk einem König und der Hexe. Ein Geschenk von Loki
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