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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition)
Autoren: M. D. Lachlan
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Rippen mit einem Knacken wieder an die richtigen Stellen.
    Adisla drückte Feilegs Hand und küsste sie.
    »Komm heil hier heraus«, sagte sie.
    »Ich kehre zu dir zurück, ich schwöre es.« Er schob sie in den Gang.
    »Feileg!« Adisla streckte die Arme nach ihm aus, doch er war schon auf dem Rückweg, und sie war zu schwach, um ihm zu folgen.
    Der Wolf stand, inzwischen wieder völlig genesen, auf seinen vier Beinen da. In der kleinen Höhle wurde Feileg bewusst, wie groß das Tier war. Die grünen Augen hatten die Größe von Schildknaufen, die Länge der Zähne entsprach einer Handspanne. Es baute sich vor Feileg und der dürren Hexe auf, warf einen Blick zu Adisla im Tunnel, zum Folterfelsen und zur Hexe. Als er die Hexenkönigin anstarrte, fletschte er die Zähne. Sie rührte sich nicht, sondern blickte, den Speer in der Hand, unverwandt ins Leere.
    Nun erkannte Feileg, was zu tun war. Er hatte Vali gehasst, weil dieser ihn gefesselt hatte, und weil Adisla nur ihn liebte. Doch hatte sich nun nicht alles zum Guten gewendet? Ohne Vali hätte er nie erfahren, wie es war, geliebt zu werden, wenn ein Kuss erwidert wurde oder wenn eine Frau einem Mann einen liebevollen Blick zuwarf. Sein Schicksal war mit dem des Prinzen verknüpft. Zwar wäre es einfacher gewesen, ihn auf der Stelle niederzumachen, doch der Kampf war nicht der richtige Weg. Davon hatte er genug.
    Feileg legte das Mondschwert vor die Füße des Ungeheuers.
    »Prinz«, sagte er, »komm zu dir selbst zurück.«
    Wütend und hustend stieß der Wolf ein paar Worte hervor. »Ich bin hier … ich bin hier … ich kenne dich … ich …«
    Er hatte wohl Schwierigkeiten, die Gedanken zu formen.
    »Diese Herrin, dieses Kind, sie kann dich heilen. Verneige dich vor ihr und tu, was sie verlangt. Ihre Magie ist überall berühmt. Lass dir von ihr helfen, Vali. Um der Liebe willen, die du gekannt hast. Gib auf, tu es für Adisla.«
    Der Wolf senkte den Kopf und verneigte sich vor der Hexenkönigin.
    Nun bewegte sich das schreckliche Kind zum ersten Mal, drehte den Kopf zu ihm herum und erwiderte seinen Blick. Wieder bestürmten ihn Gedanken und Gefühle, die ihm auf flinken Spinnenbeinen in den Kopf zu kriechen schienen. Jetzt erkannte er, was er für ein Narr gewesen war. Der Wolf war alles, was zwischen ihm und dem stand, was er begehrte. Wenn Vali fort wäre, gehörte Adisla ihm, sie wäre von ihrer Vergangenheit befreit und konnte in die Zukunft blicken. Er dachte an den Ekel, mit dem er beobachtet hatte, wie der Prinz auf dem Schiff die Toten angenagt hatte. Vali hatte auch den wackeren Bragi getötet und die Jäger ermordet. Warum sollte man ihn heilen? Dieses Recht hatte er durch seine Morde verwirkt.
    Feileg hob das Mondschwert und schlug zu.
    Adisla schrie auf, als die schimmernde gekrümmte Klinge durch die Luft sauste und die Flanke des Tiers traf, doch der Hieb war von einem unerfahrenen Kämpfer geführt worden und schlecht gezielt. Der Wolf drehte sich zu Feileg um, trieb ihm die Zähne in den Leib, riss das Fleisch aus seiner Seite und schmetterte ihn auf den Boden. Dann warf das Tier den Kopf zurück und schluckte den Brocken hinunter. Adisla war zu schwach, um sich zu bewegen.
    Die Hexe lächelte. Jetzt war der nächste Schritt klar. Es war allerdings mehr als ein Zauberspruch, es war der Ausdruck einer ewigen, nicht zu verleugnenden Macht – so ähnlich wie eine Rune, dachte sie. Ja, eine Rune. Sie streichelte mit dem Daumen das Stück Leder, in der anderen Hand hielt sie den Speer.
    Der Wolf knurrte, die Muskeln schwollen unter dem Fell, während das Blut seines Bruders von seinen Lippen tropfte. Er verwandelte sich erneut, aber dieses Mal nicht in körperlicher, sondern eher in magischer Hinsicht. Lokis Geschenk, die Rune, hatte es der Hexe verraten – dies war der Schlüssel, die beiden Brüder mussten eins werden. Nun fügte sich alles zusammen, alles war bereit für den letzten Schritt.
    Die Hexe drehte den Speer um, klemmte das stumpfe Ende auf dem Boden ein und sprang, um sich zu pfählen. Die Spitze kam am Rücken wieder zum Vorschein.
    Für Adisla brach die ganze Welt auseinander.

56
     

Die Toten
    D ie Hexe verlor sich in ihren Erinnerungen und war wieder ein junges Mädchen. Was waren die frühesten Eindrücke? Dunkelheit und Kälte, die Gesichter der Frauen, die sich mit ihrer gespenstischen Farbe eingerieben hatten, das schwache Licht von Fackeln und der klamme Geruch der Höhlen.
    Zaubersprüche wirkst du in dunklem Gang,
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