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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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hässlichen Stiefel wie ein Baby in den Armen.
    »Es hat dich schlimm erwischt«, stellte Neil leise fest.
    Julian widersprach nicht. Es hatte ihn schlimm erwischt. Aber, was er nicht hatte, war Alex.
    Weil offensichtlich sein Bruder – der mordlüsterne Killerwolf – sie hatte.
    »Wir müssen sie finden«, sagte er.
    »Hm«, stimmte Neil ihm zu, während er sich im Zimmer umsah, in Schubladen, Schränke, den Kühlschrank spähte. »Allem Anschein nach ist sie freiwillig mit ihm gegangen.« Neil zeigte auf die perfekt zusammengelegte Bluse. »Er hat ihr nicht die Kleider vom Leib gerissen und sie zu irgendetwas gezwungen. Dann wäre nämlich noch woanders Blut als nur im Kühlschrank.«
    Julian knurrte.
    »Jetzt beruhig dich.«
    »Wie soll ich mich beruhigen, nachdem ich gerade entdecken musste, dass mein Bruder für die Morde an den Inuit verantwortlich ist?« Julian stellte Alex’ Stiefel weg und stand auf. »Aber warum tut er das?«
    Neil begann, einen Stapel Papiere auf dem Schreibtisch durchzusehen. »Ich weiß nur, warum er die Weisen Frauen umgebracht hat.«
    Bedächtig öffnete Neil einen Ordner und spähte hinein. Als er nicht weitersprach, fauchte Julian: »Warum?«
    »Ich dachte, du wüsstest es.«
    »Wenn ich es wüsste, Neil … «, Julian zog den Namen in die Länge, »… würde ich dich nicht fragen.«
    Neil runzelte die Stirn und schaute hoch. »Cade hat behauptet, dass du es weißt und damit einverstanden bist.«
    »Womit?«, stieß Julian zähneknirschend hervor. Mehrere Bechergläser klirrten, eins zerbrach.
    »Reg dich nicht auf.« Obwohl Julian ihn auf der Stelle in Asche verwandeln könnte, sollte ihn der Wunsch überkommen, war Neil die Ruhe selbst. »Du erinnerst dich, dass Cade auf unseren Reisen stets Kontakt zu der ortsansässigen Weisen Frau, der Schamanin oder was auch immer suchte?«
    »Ja. Er wollte sich ihre Kenntnisse aneignen.«
    Neil nickte. »Darum hat er sie gegessen. Um sich ihr Wissen einzuverleiben.«
    »Das ist blanker Wahnsinn.«
    »Das ist Cade.«
    »Und du glaubtest, ich wäre damit einverstanden?«
    »Damals waren die Umstände anders. Wir waren anders. Außerdem hast du nie etwas deswegen unternommen.«
    »Weil ich es nicht wusste!«
    »Daran könnte es gelegen haben.«
    »Und was zum Henker habe ich getan, während das passierte?«
    »Eine Horde Wikinger angeführt. Du hattest den Kopf voll.«
    Julian fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Es war ja nicht so, als wären sonst keine Menschen gestorben, Julian. Damals war das sozusagen unser Beruf.«
    »Ich verstehe nicht, wie er plötzlich auf den Gedanken verfiel, sich fremdes Wissen aneignen zu können, indem er jemanden umbrachte und fraß. Er hat sich doch immer mit den einheimischen Medizinfrauen ausgetauscht.«
    »Und danach hat er sie immer getötet und gefressen. Das fing nicht erst an, nachdem er ein Werwolf geworden war.«
    Julian starrte ihn sprachlos an, während er sich Alex’ Theorie über den Killerwolf ins Gedächtnis rief.
    Ein psychopathischer Mörder in beiderlei Gestalt.
    Wie hatte er nur so blind sein können?
    »Ich muss ihn finden.«
    »Er hat kein Motiv, ihr etwas anzutun.« Neil fasste nach einem anderen Ordner. »Sie ist nur irgendein Mädchen.« Er schlug ihn auf. »Oder auch nicht. Was zum Teufel ist das, Julian?«
    Er schob den Ordner über den Schreibtisch, und sein Inhalt fiel heraus. Fotos von Alex. Zeitungsartikel. Ausdrucke von Internetrecherchen. Das Zeug kam Julian sehr bekannt vor.
    Weil es seins war.
    Irgendwie war Cade an den Ordner gelangt, den Julian über Alexandra Trevalyn angelegt hatte.
    Die Werwolf-Jägerin.

26
    »Ich habe sie geliebt.«
    Alex nahm den Blick von Alana Barlow – auf einem Karussell, auf einem Pferd, im Sandkasten – in jedem Alter, in jeder Größe, Alana immer und überall. Auf dem einzigen Tisch im Zimmer gab es sogar eine Kollektion Schneekugeln, von denen jede einzelne ein Foto der schönen, toten Blondine umschloss.
    Cade hatte sich eine Jogginghose übergestreift – bestimmt bewahrte er sie hier auf, um sie zur Verfügung zu haben, wenn er herkam und … was? Sich inmitten von Alanas Schrein einen runterholte?
    »Das ist krank«, murmelte Alex.
    Ein Frotteebademantel traf sie ins Gesicht. » Du bist krank. Du abscheulicher, dreckiger Jägersucher .«
    Da es eiskalt im Zimmer war und ihre Gänsehaut eine Gänsehaut bekam, zog Alex den Bademantel über. »Jetzt sind die Katzen wohl alle aus dem Sack«, bemerkte sie.
    Cade wusste, wer sie war –
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