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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7-
Autoren: Lori Handeland
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erstarb. „Ich weiß.“
    Als ich anlässlich der Beerdigung meines Vaters nach Lake Bluff gekommen war, hatte ich nicht die Absicht gehabt zu bleiben, und das, obwohl ich keinen anderen Ort hatte, an den ich gehen konnte. Ich hatte kurz zuvor als Produzentin bei einem der größten Fernsehsender Atlantas gekündigt.
    Ich war deswegen nicht wirklich am Boden zerstört gewesen. Ich war eine passable Produzentin, aber keine herausragende. Ich würde die Karriereleiter nicht weiter hochklettern können, und zum ersten Mal in meinem Leben reizte mich Atlanta nicht mehr. Der goldene Glanz, den ich über die Stadt gestäubt hatte, weil meine Mutter sie früher so sehr geliebt hatte, war stumpf geworden.
    „Balthazar war hier“, sagte Joyce.
    „Er ist ständig hier.“
    Balthazar Monahan war ein Neuzugang aus dem Norden. Niemand wusste genau, woher er kam; niemand wusste genau, warum er gekommen war, außer dass er offensichtlich zum nächsten Bürgermeister gewählt werden wollte. Er war seit dem Tag seiner Ankunft scharf auf den Job gewesen und hatte nicht gerade erfreut reagiert, als man ihn mir angeboten hatte.
    Er hatte die letzten drei Wochen damit zugebracht, all meine Fehler aufzulisten und sie in die Gegend hinauszuposaunen, was ein Leichtes für ihn war, da ihm die Lake Bluff Gazette gehörte.
    „Was wollte er dieses Mal?“
    Joyce zuckte mit den Achseln. „Sobald er feststellte, dass Sie weg waren, fing er an, im Flüsterton auf die Leute einzureden, die mit Ihnen sprechen wollten.“
    „Scheiße“, murmelte ich.
    „Das können Sie laut sagen.“
    „Scheiße!“
    Joyce kicherte. „Entspannen Sie sich. Die Menschen müssen Ihnen die Chance geben, sich an den Job zu gewöhnen. Das Amt des Bürgermeisters zu haben, ist keine leichte Aufgabe.“
    „Sagen Sie das Balthazar.“
    „Würde nichts bringen. Der Kerl ist der geborene Quälgeist.“
    Joyce hatte ihn längst in eine Schublade gesteckt, so wie sie es bei den meisten Menschen tat. Ich weiß nicht, ob es an ihren Jahren als Lehrerin oder an ihren Jahren im Rathaus lag, jedenfalls ordnete sie die Leute sekundenschnell in Kategorien ein. Gut, böse, hässlich – Joyce genügte ein Blick, und sie wusste alles über einen. Was der Grund war, warum sie trotz ihrer Neigung, herumzuzicken, zu jammern und mich zu bemuttern, noch immer für mich arbeitete.
    „Da wir gerade beim Thema Quälgeist sind“, sagte ich. „Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, diese Wanderzigeuner zu engagieren?“
    Ihr Gesicht hellte sich auf. „Sie sind da?“
    „Lesen Sie jemals die Notizen, die ich Ihnen hinlege?“
    „Manchmal.“
    Ich rieb mir die Stirn. „Warum Zigeuner?“
    „Sie haben mich kontaktiert.“
    Ich ließ die Hand sinken. „Sie haben was?“
    „Der Anführer … “ Joyce schürzte die Lippen. „Ein biblischer Name. Er liegt mir auf der Zunge.“
    „Malachi Cartwright?“
    „Ja, genau. Das letzte Buch des Alten Testaments.“
    „Ich entsinne mich nicht an ein Cartwright-Buch.“
    „Hahaha. Sie sollten auf ihr forsches Mundwerk achten, jetzt, da Sie in der Politik sind.“
    Wie üblich hatte sie recht. Meine spitze Zunge hatte mir in Atlanta gute Dienste geleistet, aber hier könnte ich ihretwegen gelyncht oder zumindest abgewählt werden.
    „Cartwright hat mich kontaktiert“, wiederholte Joyce. „Er gab an, von unserem Festival gehört zu haben und dass sie gern auftreten würden. Dann … “ – sie reckte das Kinn vor und gab eine grauenvolle Marlon-Brando-Imitation zum Besten – „… machte er mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.“
    „Was für ein Angebot?“
    „Sie treten an jedem Abend der Woche auf, berechnen uns jedoch nur die Hälfte dessen, was jeder andere, mit dem ich sprach, verlangt hätte.“
    „Warum?“
    „Das habe ich nicht gefragt. Geschenkter Gaul und so weiter. Sie wissen, dass unsere Kasse fast vollständig leer ist?“
    Das wusste ich. Wir mussten beim diesjährigen Vollmondfestival einen anständigen Profit einfahren, sonst würde sich die Lage dramatisch zuspitzen.
    Manchmal spielte ich mit dem Gedanken, mein Amt einfach an Balthazar abzutreten und ihm die Kopfschmerzen zu überlassen, nach denen er sich so verzehrte. Bis mir wieder einfiel, dass ich ohne diesen Job vor dem Nichts stand.
    „Taugen sie etwas?“, erkundigte ich mich.
    „Das werden wir herausfinden.“
    „Sie haben sich keine Referenzen geben lassen?“
    „Referenzen?“ Joyce fing an zu lachen. „Es sind Zigeuner.“
    „Das
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