Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7-
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
ihrem Leben widerfuhr.
    „Sie sollten nicht alles glauben, was Sie hören. Es sind ebenso wenig alle Zigeuner Diebe und Kindesräuber, wie alle Indianer faule Trunkenbolde sind.“
    Grace’ Wangen wurden rot. „Sie haben recht. Ich entschuldige mich.“
    Meine Augen weiteten sich. Noch ein erstes Mal.
    „Trotzdem bleibt es bei der Warnung. Andere in Lake Bluff könnten nicht so einsichtig sein wie ich.“
    Cartwrights Mundwinkel zuckten. „Natürlich nicht.“
    Er sagte etwas zu seinen Leuten in ihrer Sprache, woraufhin sie mit den Füßen scharrten, vor sich hin brummelten und uns böse anstarrten.
    „Was haben Sie zu ihnen gesagt?“, wollte ich wissen.
    „Dass sie nach Einbruch der Dunkelheit im Camp bleiben sollen.“
    „Spricht außer Ihnen noch jemand Englisch?“
    „Ein paar. Aber wir bevorzugen Romani, die Sprache der Roma. Der Zigeuner“, erklärte er. „Wir wollen unsere Tradition bewahren.“
    „Verständlich“, kommentierte Grace.
    Während unserer Kindheit hatte sie viel Zeit damit verbracht, mit ihrer Urgroßmutter, einer Medizinfrau der Cherokee, die alten Bräuche zu studieren, denn auch sie hatte die Meinung vertreten, dass das uralte Wissen nicht verloren gehen durfte.
    Ich fragte mich, wie viel Grace, jetzt, da sie im öffentlichen Dienst stand, von ihrem familiären Hintergrund preisgab. Der Sheriff von Lake Bluff wurde gewählt, und auch wenn die Bewohner daran gewöhnt waren, Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner in ihrer Stadt zu sehen, hieß das noch lange nicht, dass sie ihren Polizeichef im Mondschein einen Regentanz aufführen sehen wollten. Falls die Cherokee überhaupt einen Regentanz gekannt hatten.
    Ich wandte mich an Cartwright. „Welche Art von Unterhaltung bieten Sie eigentlich?“
    Nach allem, was ich wusste, konnten sie hier sein, um unbekleidet Regentänze aufzuführen, was auf keinen Fall die Art von Unterhaltung war, die wir auf unserem Familienfestival haben wollten.
    „Menschenopfer und solches Zeug.“
    Ich riss fassungslos den Mund auf; Grace ebenso. Ein paar der Zigeuner begannen zu lachen.
    „Entschuldigung.“ Cartwright spreizte die Hände. „Ich konnte einfach nicht widerstehen.“
    Als weder Grace noch ich lächelten, sagte er ein paar kurze Worte auf Romani, woraufhin sich die Menge ziemlich rasch zerstreute. Sobald wir allein waren, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf uns.
    „Wir geben dieselbe Vorstellung wie schon unsere Vorfahren. Wie Sie sehen können … “ – Cartwright machte eine ausholende Armbewegung, um auf die Planwagen, die Tiere, die bunt gekleideten Menschen hinzuweisen –, „… bemühen wir uns, den Flair der Alten Welt in die Neue zu transportieren. Die Roma sind schon seit langer Zeit auf Wanderschaft.“
    „Wie kommt das?“, fragte Grace.
    „Weil wir so leichter Verhaftungen wegen unserer Diebstähle und Entführungen entgehen können.“
    Ich fing an, seinen Humor zu verstehen, und lachte; Grace tat das nicht.
    „Jetzt mal im Ernst“, insistierte sie. „Was hat es nun mit Ihrer explosiven Vergangenheitsshow auf sich?“
    „Die Leute lieben sie.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wir sind anders und deshalb oft über Wochen ausgebucht.“
    „Wenn Sie sagen ‚anders‘ … “
    „Wir haben Wahrsager, Tierakrobatik, Tand zu bieten.“
    „Echt sensationell“, spottete Grace. „Hab ich alles schon hundertmal gesehen.“
    „Nicht in dieser Form.“ Er sagte das zu mir, so als ob ich diejenige wäre, die ihn unter Beschuss nahm. „Wenn Sie zu einem anderen Zeitpunkt noch mal wiederkommen möchten, Bürgermeisterin Kennedy, zeige ich Ihnen gern, was uns so besonders macht.“

3
    „Der fährt auf dich ab“, bemerkte Grace, als wir vom Parkplatz rollten.
    Ichsahmichnachhintenum.MalachiCartwrightschauteunsnach,undseinedunklenAugenschienensichinmeinezubohren.SchnellrichteteichdenBlicknachvorn.„Nein,tuternicht.“
    „‚Kommen Sie mal vorbei, Bürgermeisterin Kennedy‘“, frotzelte sie und klang dabei wie das uneheliche Kind von Scarlett O’Hara und dem Lucky-Charms-Kobold. „‚Vorzugsweise allein. Ohne diesen unsympathischen Sheriff. Dann zeige ich Ihnen meine Briefmarkensammlung.‘“
    „Grace“, protestierte ich lachend. „Er wollte nur freundlich sein, und da du ja deine Godzilla-stampft-auf-all-den-kleinen-Leuten-rum-Show abziehen musstest … “
    „Er konnte den Blick nicht von dir wenden“, unterbrach sie mich. „Während der ganzen Zeit, die wir dort waren, hat er kaum in meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher