Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
er sich auch den Rest abrasiert – und jammerte mehr darüber als über die Verbrennungen an seiner Brust und seinen Armen. Aber die verbrannte Haut würde sehr viel schneller heilen, als der Bart nachwachsen würde. Da konnten die Selbstheilungskräfte der Lupi nichts ausrichten.
    Rule glaubte zu wissen, was sein Vater meinte. Benedict liebte ihn, wollte nicht, dass Rule sich seinetwegen Sorgen machte und war noch nicht über seinen Ärger über Rules Entscheidung, zu heiraten, hinweg. Dennoch seufzte er. „Manchmal bin ich die Politik des ‚Frage nichts, sage nichts‘ in dieser Familie leid.“
    Isens Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Jetzt bin ich verwirrt.“
    „Wir sagen nie etwas geradeheraus.“ Oder fragen etwas geradeheraus. Warum nicht? Warum nicht einfach fragen? „Wie stehst du zu meiner Heirat?“
    „Ah.“ Isen begann, sich den Bart zu reiben, fand aber nur das nackte Gesicht und runzelte missmutig die Stirn. „Na gut. Geradeheraus. Erinnerst du dich, was ich dir gesagt habe, was du tun sollst, wenn du als Rho in irgendeiner Situation nicht weiterweißt?“
    Plötzlich fiel der Groschen. „Guck geheimnisvoll und wissend und schinde Zeit, bis dir etwas eingefallen ist.“
    „So ist es. Ich sage dir, dass ich persönlich es für einen Fehler halte, wenn du heiratest. Das Gleiche würde ich auch sagen, wenn irgendeiner von uns anderen heiraten würde. Aber du sagtest, du glaubst, dass die dame eine solche Veränderung will.“ Er zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Mir hat sie nichts ins Ohr geflüstert – das steht fest. Aber es ist möglich. Also werde ich abwarten und sehen, wie die Dinge sich entwickeln.“
    Auf einmal wurde Rule von seinen eigenen Gefühlen überwältigt. Eine kurze Zeit lang hatte er geglaubt, sein Vater sei tot. Isens Herz hatte so lange ausgesetzt – aber dann hatte es wieder angefangen zu schlagen. „Ich würde gerne meinen Vater zum Abendessen einladen“, sagte er. „Aber er geht nur ganz selten aus.“
    Isens Augen glitzerten. „Das ist wohl ein Langweiler, was? Vielleicht ist er agorapho – wie heißt das noch mal? Agoraphobisch.“
    Rule nickte ernst. „So etwas in der Art. Wenn du ihm zufällig begegnest –“
    Isen brach in lautes Gelächter aus, packte Rule und zog ihn fest an sich.
    Mit feuchten Augen umarmte ihn Rule ebenfalls. „Ich mag dich furchtbar gern, Dad.“
    „Ich mag dich auch.“ Und Isen gab ihm einen Schlag auf die Schulter, um es zu beweisen.
    Lilys Mutter hatte ihr gnädig einen zweitägigen Aufschub auf ihre Verabredung zum Mittagessen gewährt, aber der Mittwoch kam – wie es so seine Art ist – pünktlich. Resigniert saß Lily an einem rot gedeckten Tisch im Restaurant ihres Onkels Chen, vor sich eine Speisekarte, ein Glas Wasser und – zur offenkundigen Missbilligung des Kellners – eine Tasse Kaffee.
    Es war fünf Minuten nach zwölf. Ihre Mutter hatte sich verspätet. Ihre Mutter verspätete sich nie. Man konnte die Atomuhr nach Julia Yu stellen. Lily wusste nicht, ob sie beunruhigt oder verärgert sein sollte.
    Vielleicht fand sie keinen Parkplatz. Der Laden war voll. Wenn … Oje.
    Eine schlanke, aufrechte Gestalt, begleitet von zwei ehrerbietigen Empfangsdamen, bahnte sich ihren Weg durch die voll besetzten Tische zu Lily. Sie trug eine strahlendweiße Seidenhose und eine Tunika mit einem Mandarinkragen. Die Tunika war von einem so satten Rot, wie es ein Filmstar aus den vierziger Jahren auf Lippen und Nägeln aufgetragen hätte. „Ich esse mit euch“, verkündete die Großmutter, während die Empfangsdame ihr den Stuhl hinschob. „Deine Mutter verspätet sich. Sie wird bald hier sein.“
    Lily wusste nicht, was sie zuerst tun oder fragen sollte. Wusste ihre Mutter überhaupt, dass ihre Großmutter mit ihnen aß? Oder kam ihre Mutter später, weil die Großmutter es so wollte? Oder hatte ihr die Großmutter eingeredet, dass sie erst um halb eins verabredet seien oder …?
    Schließlich lächelte sie nur hilflos. „Schön, dich zu sehen, Großmutter. Du siehst fantastisch aus.“
    „Rot ist eine gute Farbe für mich.“ Sie schickte die Empfangsdame mit einer Handbewegung fort. „Wir bestellen noch nicht. Sie können mir Tee bringen. Du trinkst Kaffee“, teilte sie Lily mit.
    „Ja. Richtig.“
    „Hmpf. Li Qin lässt dich grüßen. Sie ist sehr froh, wieder zu Hause zu sein. Sie fragt sich, warum du sie noch nicht besucht hast.“
    Lily zog die Augenbrauen hoch. „ Sie fragt sich das,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher