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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
Autoren: Eileen Wilks
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Zwischen ihren Augenbrauen stand eine steile Falte. Ihre Augen waren dunkel, ihr Blick fest. „Du brauchst einen Mantel“, sagte Lily Yu, ohne sich von der Stelle zu rühren. „Einen dicken Mantel. Es ist Februar. Und vielleicht dein Portemonnaie. Wir gehen einkaufen …“
    „Oh ja. Richtig. Ich hole es.“ Cynna wollte erst ihrer Freundin die Tür vor der Nase zuschlagen, hielt dann aber noch rechtzeitig inne. „Komm rein, aber geh nicht ins Badezimmer.“
    Lily zog die Augenbrauen hoch. Cynna tat, als sähe sie es nicht, und nahm ihre Umhängetasche aus Jeansstoff und ihre Jacke von dem Kleiderhaufen auf dem Bett. „Ich sollte wirklich mal wieder waschen“, sagte sie strahlend. „Dann mal los. Oh, noch eins. Heute Nachmittag sagt niemand das S-Wort oder spielt in irgendeiner Weise darauf an.“
    Lily nickte nachdenklich. „Okay. Keine Anspielung auf das S-Wort.“
    Herrgott. So einfach war das also. Wenn sie diese Taktik schon vor einem Monat probiert hätte, wären ihr vielleicht einige sanfte, taktvolle und auch ganz direkte Bemerkungen erspart geblieben. Lily war davon überzeugt gewesen, dass Cynna der Realität nicht ins Auge sehen wollte.
    Ganz offenbar hatte Lily recht gehabt. Die Hexe. „Also, wo gehen wir hin?“, fragte Cynna, als sie den Hotelflur hinunter zum Ausgang gingen.
    „Ich dachte, wir versuchen es mal im Fashion-Center.“
    „Klar. Äh … gibt es dort diese arroganten Verkäuferinnen, die dich angucken, als würdest du gleich ein paar Strumpfhosen mitgehen lassen?“
    Lily sah sie vielsagend an. „Wie lange wohnst du schon in Washington?“
    „Sieben Jahre. Warum?“
    „Das Fashion-Center ist ein Einkaufszentrum. Dort gibt es alle möglichen Bekleidungsgeschäfte – Macy’s, Talbot’s, The Gap, Kenneth Cole …“
    „Ich kaufe mir eben nicht häufig Klamotten. Na und?“
    Lily tätschelte ihren Arm. „Aber heute wird das anders sein.“
    Genau davor hatte sie Angst gehabt. Was war nur in sie gefahren, als sie Lily gebeten hatte, ihr beim Kleiderkaufen zu helfen?
    Sie warf einen Blick auf die Frau neben ihr und seufzte. Neid, das war es, was in sie gefahren war. Lily sah immer perfekt aus. Aber sie war sehr klein und … nun ja, jedenfalls nicht niedlich. Eine Kugel würde man auch nicht niedlich nennen. Egal, wie klein und wohlgeformt sie war. Auch Kugeln waren nur schwer aufzuhalten, genau wie Lily.
    Und jetzt, nur weil Cynna ihre große Klappe nicht hatte halten können, ging Lily mit dieser für sie typischen Entschlossenheit auch ihre Garderobe an. Dieses Wort hatte sie tatsächlich benutzt, als sie Lily gebeten hatte, ihr beim Shoppen zu helfen. Eine neue Garderobe, hatte sie gesagt. Für die Arbeit.
    Ganz offensichtlich war sie verrückt geworden. Sie hatte keine Garderobe. Sie hatte Klamotten.
    Sie verließen das Hotel durch den Seiteneingang. Die Kälte biss Cynna ins Gesicht und fuhr ihr unter die Jacke. Sie zog den Reißverschluss zu. Dieses Jahr war der Winter für Washington ungewöhnlich kalt, aber das würde sie nicht zugeben. Es machte viel zu sehr Spaß, Lily zu ärgern, die ihr ganzes Leben in San Diego verbracht hatte.
    Lily brummte leise und ging zum Wagen – einem weißen Ford, genau wie Cynnas, nur sauberer. Das FBI kaufte alles en gros .
    Der Tag war genauso sonnig und windstill, wie er kalt war. Die Sonne stand wie ein heller Ball an einem Himmel, der so klar und blau war, dass man denken konnte, so etwas wie Smog gäbe es gar nicht. Deshalb hob Cynna auch jetzt den Blick, als ein Schatten über sie hinwegzog.
    Mittlerweile war ihr die elegant geschwungene Gestalt vertraut, auch wenn sie immer noch ein Gefühl der Ehrfurcht ergriff, wenn sie sie erblickte. Gegen den hellen Himmel sah sie dunkel aus, aber sie hatte die Fotos gesehen und wusste, dass von Nahem die Schuppen rot glänzten, wie Rubine oder frisches Blut.
    „Sind Drachen eitel?“, fragte sie, eine Hand an der Autotür, den Kopf im Nacken, um zuzusehen, wie die legendäre Gestalt träge am Himmel dahinglitt.
    Lily öffnete die Tür. „Wie meinst du das?“
    „Die vielen Fotos. Mika redet nicht viel, aber er findet es toll, fotografiert zu werden.“ Genau genommen redete Mika gar nicht. Gedankensprache war nicht dasselbe wie sprechen. Aber der rubinrote Drache ließ sich nur selten herab, in welcher Form auch immer mit den Menschen um ihn herum zu sprechen, sehr zur Enttäuschung der Reporter. „Ist Sam auch so arrogant?“
    Lily schnaubte. „Von ihm hast du sicher noch nie Fotos im
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