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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Autoren: Eileen Wilks
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lieber gleich. Oder reiß ihm wenigstens diesen mickrigen Schwanz raus.“
    Gan war empört. Er war recht stolz auf seinen neuen Schwanz, der vielleicht nicht so lang und gelenkig wie der der Klaue war, aber wunderbar kräftig und mit hübschen Stacheln versehen.
    „Nein“, sagte die Erste bedauernd. „Wenn Xitil Verwendung für dieses Insekt hat, wird sie wollen, dass er seinen jämmerlichen Stummelschwanz behält. Später“, entschied sie. „Ich werde ihn später bestrafen. Wie ist dein Rufname, Insekt?“
    „Man ruft mich Gan, Erhabene.“ Mögen die Würmer dich fressen.
    „Du hast Glück, Gan, weil ich mich der Laune der Gefürchteten beugen muss, die dich vielleicht unversehrt bevorzugt. Ich lasse dich frei.“
    „Danke, Erhabene.“ Gan rappelte sich auf und entfernte sich langsam, rückwärts gehend und sich immerzu verbeugend. „Mögen Eure Krallen stets wachsen und schärfer werden, damit Ihr Eure Beute aufs Trefflichste zerreißen könnt.“ Und möge Eure Beute sich nicht totlachen über Eure Dummheit.
    Endlich außer Reichweite der Klauen, gab Gan besser auf seine Umgebung acht, während er zum Ende der Halle eilte, wo es am heißesten war. Hier glühten in einem dumpfen Rot die Felsbrocken, die in einem kunstvollen Durcheinander um den Eingang zu dem Tunnel arrangiert waren, der zu Xitils privaten Gemächern führte. Höflinge fanden sich an diesem Ende der gewaltigen Halle nicht. Wenn Xitil ihre Untertanen zu sehen wünschte, dann kam sie zu ihnen. Und ungeladen würde sie keiner aufzusuchen wagen.
    Gan war geladen. Ängstlich und mit stolzgeschwellter Brust im Bewusstsein seiner eigenen Wichtigkeit – ganz zu schweigen von sehr heißen Füßen – trat Gan über die Schwelle.
    Sofort fühlte er sich besser, denn die unbehauene Felsendecke des Tunnels war nirgendwo höher als zwanzig Fuß. Es gab nur eine zur besseren Verteidigung angelegte scharfe Biegung – ein Zeichen von Xitils Selbstbewusstsein. Seit langer, langer Zeit hatte niemand mehr versucht, sie zu entthronen.
    Schließlich wurde der Gang schmaler; nur wenige ihrer Höflinge und keiner der Adeligen konnten ihre Gemächer in aufrechter Haltung betreten. Gan dagegen schon. Mit gerunzelter Stirn trottete er auf das pinkviolette Licht am Ende des Ganges zu. Pink bedeutete für gewöhnlich, dass sie gut gelaunt war, oder vielleicht auch lüstern. Violett dagegen …
    Gan trat aus dem heißen, trockenen Tunnel in dampfenden, pinkfarbenen Nebel, als wenn die Luft selber in der Hitze, nach der es Xitil verlangte und die sie verströmte, schwitzte. Der Boden aus poliertem Obsidian war nass und glitschig. Und dort, auf viele Kissen gebettet, lag Xitil, die Gefürchtete – Felsformerin und Tyrannin, Wettermeisterin und Höllenfürstin –, und sah ihn an. Ehrfurcht und Lust gleichermaßen überkamen Gan, und er blieb wie gebannt stehen.
    „Gan.“ Ihre Stimme schnurrte durch den Nebel wie eine Liebkosung. „Komm her.“
    Vor Furcht und Erregung zitternd, gehorchte er.
    Ihre enorme, wellige Gestalt glitzerte in dem diffusen Licht, das Fleisch so rosig und feucht wie eine erregte Vulva. Und in jeder ihrer Rollen und Falten witterte Gans üther- Sinn viele köstliche Leben. Ihre vordersten Arme waren gebeugt, damit sie sich darauf stützen konnte. Die mit Juwelen besetzten Krallen hatte sie halb eingezogen.
    Seit Kurzem hatte Xitil eine Vorliebe für Brüste. Sie hatte sich sechs davon wachsen lassen, und das oberste Paar war nackt. Die Brustwarzen waren harte kleine Knöpfe, umrahmt von einer Aureole, so rot wie ihre Augen – die sie nun amüsiert zusammenkniff.
    „Gan“, flüsterte sie, „du hast meinen Gast nicht begrüßt. Tu es.“
    Erschrocken hielt er inne und sah sie aus mit vor Angst geweiteten Augen an. Würde er bestraft werden? Zwar hatte sie ihm befohlen, zu ihr zu kommen, aber … gehorche, Dummkopf , sagte Gan sich. Er riss seinen Blick von Xitil los und staunte, als er erkannte, wer – oder was – sich links neben Xitils Ruhebett befand.
    Ein Mensch. Wie seltsam. Von Zeit zu Zeit ließen sie sich blicken – viele der Höflinge hatten private Abmachungen mit einem oder mehreren dieser Art –, aber warum wollte Xitil, dass Gan die Bekanntschaft eines Menschen machte?
    Nein , korrigierte er sich eine Sekunde später. Dies war kein Mensch, auch wenn sie diese Form angenommen hatte. Sie hatte ihre Energien verhüllt, so dass Gan nur wenig davon wahrnehmen konnte … aber das, was er wahrnahm, ließ ihn erneut
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