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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde
Autoren: Shirlee Busbee
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der Wunde hinten an seinem Kopf. Furcht durchfuhr sie. War er tot? Bitte, lieber Gott, nein!
    Raoul zog das Messer über ihre Haut, und sie spürte Blut an ihrem Hals hinablaufen, in ihren Kragen rinnen. »Wirf die Pistole weg«, sagte er. »Aber leise, wenn du dich nicht zu ihm gesellen willst.«
    Sie zögerte, fragte sich, ob sie Zeit schinden durfte, wusste, dass Nell jeden Augenblick merken würde, dass sie nicht hinter ihr war. Ein weiterer Schnitt nahm ihr die Entscheidung ab, und sie folgte seinem Befehl und legte die Pistole neben Marcus auf den Boden.
    Raoul war kräftig, sodass er sie ohne größere Anstrengung durch den Raum und dann durch eine Öffnung in der Wand schleppen konnte, aber trotz all seiner Stärke bemerkte
sie, dass seine Schritte etwas Schlurfendes hatten. Er drückte etwas mit seiner Schulter, und die Tür schloss sich, ließ sie in undurchdringlicher Finsternis zurück.
    Daphne zwang sich, nicht zu stöhnen, als die erstickende Dunkelheit sich um sie schloss. Sie war außer sich vor Angst, nicht in der Lage zu denken, wie benommen von dem Schreck des Überfalls und dem Wissen, dass sie sich in den Händen eines Irren befand.
    »Los, beeil dich! Schnell!«, verlangte er und zerrte sie mehrere Stufen hoch. »Dein Geliebter wird dich jeden Moment suchen kommen.« Sie hatte das Gefühl, als lachte er. »Und wir wollen nicht, dass Charles dich findet, was?« Diesmal hörte sie das Gelächter in seiner heiseren Stimme. »Wenigstens nicht gleich.«
    Raoul fuhr fort, sie halb die Treppe hochzutragen, halb zu ziehen, dabei hielt er ihr immer das Messer an den Hals. Ihre Furcht wuchs nur noch durch die Tatsache, dass sie spürte, wie ihr Blut über den Hals rann. Hatte er sie tief genug geschnitten, dass sie sterben würde? Verblutete sie vielleicht langsam?
    Sie stiegen unbeholfen noch ein paar Stufen hoch, ehe Daphne ausrutschte und stürzte und das Messer sie tiefer schnitt, als sie auf die Knie fiel. Einzig Raouls Arm um ihre Mitte verhinderte, dass sie die Treppe hinunterpurzelte.
    Fluchend riss Raoul sie wieder hoch. »Tollpatschige Hexe«, fuhr er sie an.
    Seine Worte holten sie aus der benommen machenden Furcht. Wut stieg in ihr auf. Wie konnte dieses Ungeheuer es wagen, Marcus umzubringen und sie zu verschleppen? Ihr Leben mit Charles zu zerstören? Wie konnte er es wagen! In scharfem Ton erwiderte sie: »Wenn Sie das Messer wegnehmen und mir erlauben, alleine zu gehen, dann bin
ich sicher, kämen wir schneller voran. Selbst ein absoluter Dummkopf könnte erkennen, dass ich recht habe.«
    Erstauntes Schweigen, dann ein Lachen. »Mein Bruder scheint ein zänkisches Weibsbild geheiratet zu haben«, sagte er.
    Das Messer verschwand, den Arm zog er weg. Mit einer Hand packte er sie brutal am Handgelenk und erklärte: »Vielleicht haben Sie recht, Madame. Wir werden es auf Ihre Weise versuchen.«
    »Sie werden damit nicht durchkommen«, bemerkte Daphne und klammerte sich an ihren Mut. »Charles wird uns finden.«
    »Aber wird er uns schnell genug finden, um dich zu retten, meine Kleine? Das ist die Frage, die du dir stellen solltest.«
    »Charles wird mich finden«, versicherte sie ihm trotzig, und sie wusste, dass es stimmte. Charles würde sie finden. Hoffentlich, solange ich noch lebe, dachte sie mit dem Anflug von Furcht.
    »Oh, ich bin fest entschlossen, dass er dich findet, aber vielleicht nicht so bald, wie es dir lieb wäre«, sagte Raoul leichthin. »Aber jetzt komm; wir dürfen nicht trödeln.«
    »Er wird uns finden«, wiederholte Daphne, mehr um sich selbst zu überzeugen als ihn.
    »Das bezweifle ich«, entgegnete er und zerrte sie hinter sich her. »Deine Vorfahren müssen eine Bande Geheimniskrämer gewesen sein. Das alte Gebäude ist durchzogen von einem Gewirr aus Geheimgängen, die ich alle kenne, Charles aber nicht. Und hier, meine Liebe, ist unsere erste Abzweigung.«
    Daphne konnte sich nicht vorstellen, dass Raoul wusste, wo er abbiegen musste, aber in der nächsten Sekunde wurde
sie mit einem Ruck in eine andere Richtung gezogen. Sie hatten die erste Treppe hinter sich gelassen, aber wie, überlegte Daphne verzweifelt, sollte sie den Richtungswechsel markieren? Wie Charles auf den richtigen Weg führen? Ihr kam eine Idee, und sie sank auf die Knie, als sei sie gefallen, dabei tastete sie in ihrer Rocktasche nach dem Smaragdhalsband. Gerade als Raoul sie brutal wieder hochzerrte, gelang es ihr, es zu finden und herauszuziehen und auf eine Stufe hinter sich zu legen.
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